Foto: C. Suhan, Architektur: post welters + partner

20 Lesern gefällt das

Baugemeinschaften: Wir bauen zusammen

 

Bauland ist in Deutschland knapp geworden. Selbst auf dem Land ist es nicht mehr so einfach wie früher, ein geeignetes und bezahlbares Grundstück zu finden. Zusammen mit anderen Bauwilligen kann der Traum vom Wohneigentum trotzdem wahr werden: in einer Baugemeinschaft. Wir beleuchten, wie eine solche Baugemeinschaft funktioniert.

Holzhauskonstruktion

Die Statistik ist nicht gerade erfreulich: Während der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Bauland bundesweit im Jahr 2009 noch bei 67,39 Euro lag, betrug er 2020 mehr als das Doppelte, nämlich 154,34 Euro. In nachgefragten Städten und Regionen können die Preise sogar deutlich höher ausfallen – wenn man überhaupt noch ein freies Grundstück findet. In Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Bayern ist Bauland inzwischen so rar, dass nur wenige Familien überhaupt noch bauen können.

Eine Alternative zum klassischen Eigenheim können Baugemeinschaften sein. In einer Baugemeinschaft finden sich Menschen zusammen, die gerne ein Haus bauen möchten. Sie erwerben gemeinsam ein Grundstück und planen darauf meist ein oder mehrere Mehrfamlienhäuser, die exakt zum Bedarf der Baugemeinschaft passen. Auch der Bau mehrerer Einfamilien- oder Doppelhäuser auf dem gemeinsamen Grundstück ist möglich.

Die Mitglieder einer Baugemeinschaft können völlig unterschiedlich sein: Oft sind darunter Familien, aber auch viele Paare in den besten Jahren, die nach einem passenden Zuhause für das Alter suchen oder Singles, für die ein Hausbau alleine aus finanziellen Gründen kaum sinnvoll wäre.

Foto: C. Suhan, Architektur: post welters + partner

Wichtiger als das Alter oder die Lebenssituation ist die gemeinsame Vision. Viele Baugemeinschaften bauen nicht nur ein Haus, sondern möchten auch das Wohnumfeld gestalten: Viele Baugemeinschaften wünschen sich ein generationenübergreifendes und nachbarschaftliches Konzept. Dafür setzen sie bereits beim Bau bewusst Akzente für ein aktives Miteinander. So gibt es oft Spielplätze, einen großen Innenhof oder Garten, gemeinsame Dachterrassen, eine Gemeinschaftsküche oder Werkräume.

Hinzu kommt bei vielen Baugemeinschaften der Aspekt des nachhaltigen Wohnens. Beim Entwurf des Hauses planen sie bereits regenerative Energieträger wie eine Photovoltaikanlage oder eine Wärmepumpe ein und achten auf ressourcenschonende Baumaterialien. So wird der Baustoff Holz auch für Mehrfamilienhäuser immer interessanter, weil damit sehr schnell und nachhaltig gebaut werden kann.

Als Baugemeinschaft ohne Bauträger haben die Bauleute volle Kontrolle über das Ergebnis und können innovative und ökologische Wohnkonzepte nach ihren eigenen Wünschen realisieren. Dazu kommt, dass Baugemeinschaften sich viele Kosten teilen können, beispielsweise wenn das Grundstück erst erschlossen werden muss. Auch die Erwerbsnebenkosten wie Grunderwerbssteuer, Makler- oder Notarkosten werden von allen zusammen geschultert. Beim Bau von Mehrfamilienhäusern fallen außerdem deutlich niedrigere Anschaffungskosten an, weil pro Wohnquadratmeter weniger Grundstücksfläche benötigt wird.

Baugemeinschaften müssen natürlich eine gesicherte Vertrags- und Rechtsgrundlage bieten. Dafür gibt es verschiedene Modelle:

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Viele Baugemeinschaften starten als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), denn diese Rechtsform ist ohne großen bürokratischen Aufwand oder erhebliche Kosten zu gründen. Allerdings stehen alle Gesellschafter mit ihrem Privatvermögen unbeschränkt in der Haftung.

Eingetragener Verein (e. V.)

Wenn das Bauprojekt einen gemeinnützigen Zweck verfolgt, kann die Baugruppe auch als Verein agieren. Verwaltung und Gründung sind leicht zu bewältigen. Entscheidungen werden in der Mitgliederversammlung per Mehrheitsbeschluss getroffen. Die Haftung ist auf das Vereinsvermögen beschränkt.

Eingetragene Genossenschaft (eG)

Eine Lösung, bei der niemand mit dem Privatvermögen haftet, ist die Genossenschaft. Die Mitglieder der Baugemeinschaft erwerben Anteile an der Genossenschaft und bekommen dafür ein Mietrecht auf Lebenszeit. Die Mieten sind viel niedriger als auf dem freien Markt, weil die Genossenschaft keine Gewinne anstrebt. Die Bauleute sind in einer Genossenschaft sowohl Mieter als auch Eigentümer.

Gemeinschaftliche Bauprojekte dauern meist mehrere Jahre. Allein die Findungs- und Ideenphase kann bereits ein bis zwei Jahre dauern. Die Baugruppe kann wachsen oder schrumpfen, bevor der Grundstein gelegt ist. Entsprechend kann sich auch die Rechtsform über die Jahre ändern. Wer als GbR oder Verein startet, kann als Genossenschaft, GmbH oder sogar Stiftung den Bau abschließen.

Wichtiger ist es, dass die Baugemeinschaft ihren Traum vom gemeinschaftlichen Wohnen nicht aus den Augen verliert. Denn dann werden aus den Mitgliedern der Baugruppe irgendwann stolze und zufriedene Eigentümer.

Weitere Informationen findet ihr hier: Bundesverband Baugemeinschaften e.V.

20 Lesern gefällt das

Schreibe gerne einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.