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Mehr Fahrrad braucht das Land!

 

Fahrräder sind leise, umweltfreundlich und platzsparend. Das Auto schneidet gegen den Drahtesel in diesen Punkten ziemlich mies ab. Für den Stadtverkehr sind Fahrräder eigentlich ideal. Neue Konzepte könnten zukünftig deutlich mehr Menschen davon überzeugen, regelmäßig aufs Rad zu steigen. Zum Tag des Fahrrads stellen wir euch einige interessante Projekte vor.

Mobilstation im Wohnviertel

Auf den ersten Blick wirkt die Mobilstation am Wuppertaler Ölberg recht überschaubar: Ein kleines rundes Haus, in dem ein Dutzend Fahrräder oder Pedelecs Platz haben. Daneben ein paar Parkplätze für Carsharing-Autos. Aber das Konzept der Mobilstation ist wegweisend, denn sie verbindet mehrere Mobilitätsangebote gleichzeitig: In der Fahrradgarage und an weiteren sechs Fahrradbügeln können Wuppertalerinnen und Wuppertaler ihre Drahtesel sicher abstellen. Das lästige und teils umständliche Tragen des Fahrrads in den Keller fällt damit weg. Über Nacht steht das Rad trotzdem trocken und sicher. Von der Mobilstation ist der Umstieg in andere Verkehrsmittel leicht. Es gibt nicht nur die Cambio-Carsharing-Station, sondern auch einen Taxistand und eine Bushaltestelle.

Die Mobilstation kostete 20.000 Euro – und sechs Parkplätze. Möglich wurde die Mobilstation, weil die Stadt gemeinsam mit der Bürgerinitiative “Mobiler Ölberg” an einem Strang zogen. Die Hälfte der Kosten übernahm die Initiative, 7.500 Euro kamen von der Stadt Wuppertal, 2.500 von der Bezirksvertretung.

Nun wird getestet, wie gut die Mobilstation ankommt. Sie kann als Leuchtturmprojekt für andere Städte gelten, die ihre Bürgerinnen und Bürger motivieren möchten, sich häufiger aufs Rad zu schwingen. Große Fahrradparkhäuser, meist zentral am Hauptbahnhof gelegen, gibt es bereits in vielen Städten. In Münster ist das Fahrradparkhaus sogar vollautomatisch. Der große Vorteil der Mobilstation am Wuppertaler Ölberg ist, dass sie wohnortnah ist und damit den Verkehr in einem eng bebauten Wohnviertel ganz gezielt entlastet.

Separate Fahrradstreifen für Radfahrende

Frau mit KindBefragungen des ADFC haben zutage geführt, dass sich Radfahrende separate Fahrspuren wünschen, die durch Barrieren vom Autoverkehr getrennt sind. Das wäre auf dem Gehweg möglich, doch dafür sind aufwendige Umbauten in den Städten notwendig. Einfacher und kostengünstiger ist es, geschützte Radfahrstreifen einzurichten. Das Konzept orientiert sich an den “Protected Bike Lanes”, mit denen in den USA in kurzer Zeit und mit einem überschaubaren Aufwand nachweislich viele Menschen zum Rad fahren motiviert werden konnten. Für geschützte Radfahrstreifen wird ein Teil der Fahrspuren für Autos physisch abgetrennt. Trennelemente können beispielsweise Barken, Blumenkübel oder Poller sein.

Umfragen bestätigen zudem, dass die Corona-Pandemie die Bedeutung des Fahrrads in den Städten noch einmal gesteigert hat. Denn viele Menschen meiden den öffentlichen Nahverkehr, weil in Bussen und Bahnen ein deutlich höheres Infektionsrisiko besteht als auf dem eigenen Drahtesel. Einige Städte reagierten schnell mit sogenannten Pop-up-Radwegen, Pollern zum Schutz vor Durchgangsverkehr und stärkeren Kontrollen von Falschparkenden auf Radwegen.

Bikesharing: Leihfahrräder in jeder Größe

Wer aufs Rad steigen möchte, braucht aber nicht nur Radwege – sondern erst mal ein Fahrrad. Auch in diesem Punkt hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wer neben dem eigenen Rad ab und an ein Lastenrad für größere Einkäufe nutzen möchten, kann entsprechende Räder auch tageweise leihen. In vielen Städten gibt es dafür bereits Anbieter. Die Lastenräder können online ausgewählt und reserviert werden. Zum vorbestellten Zeitpunkt holt man das Rad einfach an der Leihstation ab. Eine Suchanfrage mit dem Stichwort “Lastenrad mieten” und der eigenen Stadt hilft meist schon weiter. Ähnliche Angebote gibt es auch für E-Bikes.

Swapfiets: Fahrradverleih mit 100 % Recyclingquote

Wer sich grundsätzlich kein eigenes Fahrrad anschaffen möchte, kann ein Abo abschließen. Für eine monatliche Gebühr erhalten Mitglieder beispielsweise beim niederländischen Vermieter Swapfiets ein voll funktionstüchtiges Fahrrad oder E-Bike für den eigenen Gebrauch. Selbst E-Roller sind mittlerweile im Verleih zu haben. Bis 2025 strebt Swapfiets zudem eine Recyclingquote von 100 Prozent an. Das Ziel besteht darin, die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft voll auszuschöpfen, sodass die Fahrräder ein geschlossenes System aus Nutzung und Wiederverwendung durchlaufen. Müll soll dabei gar nicht mehr entstehen.

Eine andere Form, die für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer interessant sein kann, ist das Dienstrad. Ebenso wie Autos können Betriebe auch Fahrräder zur Verfügung stellen. Dafür zahlen sie eine Leasingrate, die den Angestellten vom Gehalt abgezogen wird. Das kann steuerlich sehr vorteilhaft sein und bis zu 30 Prozent gegenüber dem herkömmlichen Kauf einsparen.

Auf dem Rad sicher unterwegs

Für alle, die sich für die Umwelt, die eigene Gesundheit, den Spaß oder einfach alles gleichzeitig demnächst häufiger auf das Rad setzen möchten, haben wir ein paar Profitipps gesammelt:

  • Auf den richtigen Luftdruck in den Reifen achten, das macht das Fahren leichter.
  • Pannensichere Reifen lohnen sich. Einen Platten gibt es damit so gut wie gar nicht.
  • 1 Meter Abstand zu parkenden Autos halten, damit eine plötzlich geöffnete Autotür euch nicht kalt erwischt.
  • Vorsicht bei rechtsabbiegenden Autos: Radfahrende sind oft im toten Winkel.
  • Autos, die Radfahrende überholen möchten, müssen in der Stadt 1,5 Meter Abstand halten (außerhalb geschlossener Ortschaften sogar 2 Meter).
  • Achtung bei Straßenbahnschienen: Schienen möglichst nur im 90° Winkel überqueren.

Das Fahrrad ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz. Und das Gute ist: Die meisten von uns haben eines davon vor der Tür oder im Keller stehen. Darum ab aufs Rad! Wir wünschen euch allzeit gute Fahrt.

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