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Repair-Cafés: Wegwerfen war gestern

 

Die Lampe hat einen Wackelkontakt, die Fahrradkette ist abgerissen und der Föhn hat gleich ganz den Geist aufgegeben. Eigentlich braucht es nur eine Reparatur, stattdessen landen viele Gegenstände wegen solcher Kleinigkeiten auf dem Müll. Wegwerfen? Denkste! Viel besser ist es, man bringt sie in ein Reparatur-Café.

Ein Reparatur-Café ist eine tolle Sache: Hier kann man Alltagsgegenstände von ehrenamtlichen Helfern reparieren lassen. Das Prinzip ist recht einfach: Zu regelmäßigen Terminen, meist einmal im Monat, kommen Hobbyhandwerker mit verschiedenstem Reparatur-Know-how zusammen. Sie helfen Besuchern, ihre defekten Gegenstände wieder in Gang zu bringen. Vor Ort gibt es eine Auswahl an Werkzeug und Material für gängige Reparaturen. Wieder flott gemacht werden Dinge wie:

  • Kleidung
  • Möbel
  • Geschirr
  • Elektrogeräte
  • Fahrräder
  • Spielzeug

Die versierten Tüftler schauen sich die Sorgenkinder an und überlegen gemeinsam, wie und ob der Gegenstand zu reparieren ist. Dann wird losgelegt.

Abgucken erwünscht

Bild von dokumol auf Pixabay

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Die Besitzer können mithelfen und ihrem Reparateur über die Schulter schauen. Dabei gibt es einiges zu lernen. Denn viele Probleme können mit wenigen einfachen Handgriffen behoben werden. Und wenn es mal etwas länger dauert, überbrücken eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen die Reparaturzeit.

Die Idee zum Repair-Café stammt aus den Niederlanden, darum hat sich der englische Begriff überwiegend durchgesetzt. Nach einigen kleineren Probeläufen organisierte Martine Postma im Oktober 2009 in Amsterdam das erste Repair-Café. Gleichzeitig rief sie die Stiftung „Stichting Repair Café“ ins Leben und hielt ihre Idee in einem Buch fest. Die Stiftung ist international aktiv und unterstützt alle, die selber ein Reparatur-Café in ihrer Gegend etablieren möchten. Dafür gibt es auf der Website sogar ein Startpaket mit vielen praktischen Tipps und Informationen.

Stiftung Warentest ist zufrieden mit Repair-Cafés

Das Konzept ist erfolgreich: Allein in Deutschland gibt es laut Schätzungen aktuell über 800 Repair-Cafés. Der Andrang ist meist recht groß. Wer etwas reparieren lassen möchte, sollte ein bisschen Zeit mitbringen. Eine Garantie, dass das Gerät repariert werden kann, gibt es natürlich nicht. Aber die ehrenamtlichen Helfer sind sehr engagiert. Mitarbeiterinnen von Stiftung Warentest haben 2016 inkognito drei Berliner Repair-Cafés besucht und sind durchweg positiv überrascht worden: In allen Fällen war das defekte Display des Test-Handys erfolgreich ausgetauscht worden.

Die Reparatur ist übrigens kostenlos, lediglich Ersatzteile werden in einem Repair-Café berechnet.

Reparieren ist gelebter Umweltschutz

Marine Postma, die Gründerin der Repair-Cafés, sieht die Treffen als einen Baustein für eine zukunftsfähige Welt, in der wir schonend mit unseren Ressourcen umgehen. Viele Menschen haben nicht mehr die Fähigkeit, eine kleine Reparatur durchzuführen. Einen defekten Gegenstand durch einen neuen auszutauschen erscheint oft einfacher. Reparatur-Cafés wollen diesen Trend umkehren und einen Wissensaustausch anstoßen. Denn reparierte Gegenstände sind gelebte Nachhaltigkeit: Je länger etwas genutzt wird, desto geringer ist der CO2-Fußabdruck. Material und Energie, die für ein neues Produkt erforderlich wären, werden eingespart.

Aktuelle Termine von Reparatur-Cafés im ganzen Bundesgebiet gibt es auf den beiden folgenden Websites:

https://repaircafe.org/de/besuchen/
https://www.reparatur-initiativen.de

Die Datenbanken sind nicht abgestimmt, es lohnt sich, bei beiden vorbeizuschauen.

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