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Neue Chancen für Architekten und Bauindustrie

Es geht aufwärts – die europäische Baubranche erholt sich weiter. Zu diesem Ergebnis kamen unterschiedliche Studien und Umfragen, die die Stimmung und Auftragslage europäischer Architekturbüros analysiert haben. Nach den Umfrageergebnissen des ifo Instituts unter 2.500 freischaffenden Architekten in Deutschland ist die Auftragslage im Jahr 2015 recht gut. Die befragten Architekten schätzten ihre aktuellen Umsätze so gut ein, wie nur selten zuvor seit Beginn der regelmäßigen Umfrage vor mehr als 30 Jahren. Und auch bei länderübergreifenden Studien, wie dem Europäischen Architektenbarometer, einer Umfrage die vierteljährlich unter 1.600 Architekten in acht europäischen Ländern durchgeführt wird, ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Selbstverständlich gibt es aber bei den Ländern auch regionale Unterschiede. Einzelne Trends und Ergebnisse haben sich in den Umfragen jedoch herauskristallisiert, diese geben einen guten Überblick über die aktuelle Lage der europäischen Baubranche. Auch Prognosen für die Zukunft lassen sich daran ableiten.*

*Alle folgenden Angaben sind Zusammenfassungen aus dem European Architectural Barometer, Arch-Vision

Markt: Fachkräfte gesucht

Architekten sind vielseitig – die generalistische Ausbildung bewegt sich zwischen Kunst und Handwerk, Wirtschaft und Technik, Philosophie und Konzeption. Die Jahre der Degression der Baubranche haben dazu geführt, dass sich viele Architekten als Grenzgänger eine berufliche Nische in anderen Branchen gesucht haben. Diese Tatsache und die nun wieder steigende Auftragslage äußern sich durch einen deutlich spürbaren Fachkräftemangel. Laut dem europäischen Architekten-Barometer zeigte sich dieser Personalmangel in den letzten 12 Monaten besonders in Großbritannien und Deutschland. Aber auch in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Polen wurde im Vergleich zu 2014 ein erhöhter Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften verzeichnet. Laut einer Studie des Europäischen Parlaments, die im März 2015 veröffentlich wurde, ist dieser Mangel aber ein gutes Zeichen – denn darin liegt die Prognose, dass sich der europäische Bausektor in den nächsten Jahren wieder erholen wird.

Aufgaben: Neubau versus Bestand

Große länderspezifische Unterschiede zeigte die Befragung nach der Relevanz von Neubau- und Sanierungsprojekten. Während drei Viertel der Architekten in Spanien und Italien der Aussage zustimmten, dass die zukünftig zu erwartenden Aufgaben größtenteils bei Eingriffen im Bestand lägen, konnten Planer in Großbritannien und Polen dem nicht zustimmen. Diese kontroverse Einschätzung ist durch die Renovierungsmärkte in den Ländern geprägt.

Vorschriften: Neue Regelungen zur Energieeffizienz

Die große Mehrheit der europäischen Architekten hat bereits die verschärften und zum Teil neu eingeführten Vorschriften für die Anforderungen der Mindest-Energieeffizienz – auch bei Bestandsgebäuden – in ihren Arbeitsalltag integriert. Sie erwarten allerdings, dass es zukünftig einen verbesserten Abgleich von lokalen und europäischen Vorschriften für die Energieeffizienz von Neu- und Bestandsbauten geben sollte.

Trends: Vorfabrikation auf dem Vormarsch

Neben den wirtschaftlichen und durch Zahlen klar messbaren Aspekten werden immer auch gestalterische Trends abgefragt. Ein wichtiger Aspekt, der sowohl konstruktive, gestalterische aber auch grundlegende Planungsprinzipien betrifft, ist die Verwendung von vorfabrizierten Bauteilen. Die befragten Architekten in den meisten Ländern haben laut Architekten-Barometer keine ästhetischen Bedenken, mit vorfabrizierten Bauteilen oder Materialien zu arbeiten. Hingegen sehen sie durch die verknüpfte Zusammenarbeit von Industrie und Planung viele Vorteile für den Workflow und die Lieferkette.

Produkte: LED und Wärmerückgewinnung

Befragt nach dem Zukunftspotenzial von Produkten innerhalb verschiedener Produktgruppen, gaben die Architekten aller Länder an, dass sie beispielsweise im Bereich der Installationen mit einem deutlichen Anstieg von LED-Beleuchtung rechnen. Im Bereich HVAC wurde in den meisten Ländern das Potenzial von Wärmerückgewinnungslösungen als hoch bewertet, während die Verwendung von Gas-Boilern in allen Ländern als nur wenig innovativ eingeschätzt wurde.

Zielgruppe: Einfluss des Endverbrauchers steigt

Fast alle befragten Architekten waren sich einig, dass der Einfluss des Nutzers und des Endverbrauchers auf die Wahl der Produkte in den nächsten Jahren steigen wird. Dies ist eine branchenübergreifende Erkenntnis, die auf ein gewandeltes Verbraucherverhalten zurückzuführen ist. Endverbraucher – in der Baubrache Bauherren und Nutzer – suchen immer stärker nach Produkten, die ganz genau ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen. Alle Märkte entwickeln hierfür neue dynamische Prozesse, um sich noch besser an diese Verbraucherpräferenzen anzupassen.