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So gelingt die Wärmewende im knapp 100-jährigen Haus

Zweifamilienhaus mit Photovoltaik auf dem Dach

Sicher, wirtschaftlich und rechnerisch autark

Das schmucke, fast 100 Jahre alte Elternhaus von Familie Benthin steht auf einem großzügigen Grundstück in ruhiger ländlicher Lage in Ostwestfalen. Zug um Zug wurde das Haus in den vergangenen Jahren verschönert und jetzt auch energetisch nachhaltig saniert. Sogar bis zur rechnerischen Energieautarkie – mit einer Kombination aus Luft/Wasser-Wärmepumpen und PV-Anlage.

Für Marcus Zimmermann, Technischer Leiter des ausführenden SHK-Unternehmens Jörg Stenzel Haustechnik, ist das Haus Benthin deswegen auch ein „Vorbild für die Wärmewende im Bestand“: „Bei solchen Sanierungsprojekten ist es zwingend notwendig, das Gebäude, die bestehende Wärmeverteilung sowie das Nutzerverhalten als Ganzes zu betrachten. Hier zum Beispiel eine vergleichsweise schlecht gedämmte Gebäudehülle und die alten Heizkörper. Zwei Familien mit zusammen vier Personen sind mit Wärme und Warmwasser zu versorgen. Gleichzeitig rückt aber auch die riesige, optimal ausgerichtete Dachfläche als Quelle für kostenlose Sonnenenergie in den Blick.“

Portraitfoto der Hausbesitzer vor ihrem Haus
Der Wechsel von der alten Ölheizung auf eine regenerative Alternative war für uns selbstverständlich. Stenzel Haustechnik bot uns ein Komplettpaket an. Das gab uns Sicherheit.
Melanie und Christian Benthin
Hausbesitzer
Zwei Handwerker installieren eine Wärmepumpen Außeneinheit

Der Hausentwurf

Diffuse Angst blockiert Energiewende

In ländlichen Regionen ist das Potential für die Umstellung auf erneuerbare Energien riesig, weiß Zimmermann. Oft werden die typischen Ein- bis Zweifamilienhäuser noch mit alten Ölkesseln befeuert. Dass auf dem „platten Land“ trotzdem zu wenig Wärmepumpen installiert werden, liege an einer diffusen Angst, vermutet der Experte: Sowohl Heizungsbauer wie Endkunden befürchten offenbar, mit Wärmepumpen keine angemessene Wärmeleistung zu erreichen.

Dass diese Angst unbegründet ist, hat Zimmermann mit dem Projekt Benthin bewiesen: durch die kreative Nutzung der Möglichkeiten, die Wärmepumpen bieten, und durch die Unterstützung durch Photovoltaik, also den kostenlosen Strom von der Sonne. Dafür bot das Haus Benthin beste Voraussetzungen. Durch die Ausrichtung des Gebäudes konnten beide Seiten des Satteldachs mit PV-Kollektoren bestückt werden, ebenso der große Erker, das Carport-Dach und der Zuweg zur Haustür. Wo immer möglich, installierte Stenzel die Sonnen-Module. Im Ergebnis entstand so eine PV-Anlage mit 25 kWp Leistung. „Dieser kostenlose Strom ist die energetische Basis des Gesamtkonzepts“, betont Zimmermann.

Heizraum mit mehreren Vaillant Geräten

Das Energiekonzept

Handwerk und Hersteller ziehen an einem Strang

Mit dem kostenlosen PV-Strom werden nicht nur Heizung und Warmwasserbereitung versorgt. Neben der Wärmepumpen-Kaskade vom Typ aroTHERM plus speist die Energie der Sonne noch einen 20-kWh-Batteriespeicher. Und sollte Strom „übrig“ sein, dann sind da noch die Elektroautos, die per intelligenter Wallbox geladen werden können.

Eine derart durchdachte, auf das konkrete Projekt abgestimmte Anlagenkombination muss aber optimal funktionieren, weil alle Komponenten zusammenwirken. Deshalb hat sich das SHK-Unternehmen Stenzel für die Zusammenarbeit mit Vaillant als Komplettanbieter entscheiden. Der liefert die Wärmepumpenkaskade mit zusammen 18 kW Heizleistung ebenso wie den 500-Liter-Pufferspeicher sowie den 9-kW-Elektroheizer vom Typ eloBLOCK. Der deckt eventuell anfallende Spitzenlasten ab. Die PV-Anlage mit Wechselrichter und der Batteriespeicher wiederum stammen von den Vaillant Marktpartnern SolarEdge bzw. BYD, fügen sich also technisch ebenso ins Gesamtsystem ein.

Installierte Heiztechnik

  • Zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen aroTHERM plus mit zusammen 18kW Heizleistung
  • PV-Anlage 25kWp
  • Elektroheizer eloBLOCK
  • 500-Liter Pufferspeicher
  • Batteriespeicher 20 kWh von Marktpartner SolarEdge bzw. BYD
Installateur beim Ausfüllen einer Checkliste

Die Kosten-Nutzenbetrachtung

Investition rechnet sich in zehn Jahren

Die Umstellung auf nachhaltige Energiequellen muss für die Hauseigentümer einerseits technisch, andererseits aber genauso wirtschaftlich passen. „Die gesamte Investition im mittleren fünfstelligen Bereich rechnet sich hier innerhalb von etwa zehn Jahren“, kalkuliert Zimmermann. Dazu komme noch die Unterstützung über diverse Förderprogramme. Durch die konnten mehr als 30 Prozent der investierten Summe refinanziert werden. Marcus Zimmermann erwartet für die Wärmepumpen eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von etwa 4,1. Das sei jedoch ein vorläufiger, theoretischer Wert. Aber: Selbst wenn die JAZ nach dem ersten Winter „nur“ bei 3,9 liegen sollte, wertet der Profi das als bedeutsamen Erfolg: „Das Haus von Familie Benthin ist dank PV-Unterstützung im Mittel energetisch weitgehend unabhängig. Es gibt definitiv keinen Grund mehr, energetisch vermeintlich schlechter aufgestellte Bestandsgebäude nicht auf nachhaltige Wärmetechnik umzustellen“, so sein Fazit.

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