Fernwärme: Heizung und Warmwasser über Wärmenetze

Zentrale Versorgung
Wie funktioniert Fernwärme?
Fernwärme ist eine Form der Energieversorgung, bei der Wärme zentral erzeugt und über ein isoliertes Rohrleitungssystem direkt zu Haushalten oder Gebäuden transportiert wird – meist für Heizung und Warmwasser. Dieses System nutzt verschiedene Energiequellen, darunter Abwärme sowie erneuerbare Energien wie Biomasse und Geothermie, um eine nachhaltige Wärmeversorgung zu gewährleisten. Obwohl Fernwärme eine attraktive Option darstellt, ist die Installation in Gebieten ohne bestehende Infrastruktur eine Herausforderung. Der Aufwand für das Verlegen großer Rohrleitungen und das Aufreißen von Straßen kann sowohl technisch anspruchsvoll als auch kostenintensiv sein.
Es gibt zwei verschiedene Fernwärme-Systeme: Neben den etablierten Wärmenetzen mit Versorgungstemperaturen jenseits der 70 °C gibt es auch sogenannte kalte Wärmenetze. Das als Energieträger zirkulierende Wasser hat in diesen Netzen eine deutlich niedrigere Temperatur, die erst in den Gebäuden über dort installierte Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser nutzbar gemacht wird. Der Vorteil: Im Vergleich zu konventionellen Wärmenetzen geht während der Verteilung weniger Energie durch Abstrahlung an die Umwelt verloren. Diese Wärmenetze dürften aufgrund ihrer geringeren Verluste künftig stärkere Verbreitung finden.

Gebäudeenergiegesetz und Wärmeplanungsgesetz
Was bedeutet das für Ihre Heizungsplanung?
Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) wird der Umstieg auf Erneuerbare Energien beschleunigt: Seit 2024 müssen Heizungen in den meisten Neubauten mit mindestens 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsgebäude gelten Übergangsfristen. Städte und Gemeinden sind durch das Wärmeplanungsgesetz (WPG) verpflichtet, bis spätestens Juni 2026 (über 100.000 Einwohner) bzw. Juni 2028 (unter 100.000 Einwohner) eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen.
Die kommunale Wärmeplanung gibt Aufschluss darüber, ob Bürger und Unternehmen künftig mit Fernwärme über ihre Gemeinde oder Kommune versorgt werden können. Prüfen Sie vor einem Heizungstausch, ob alternative klimafreundliche Heizsysteme wie Wärmepumpendie bessere Wahl sind. Heizungsbauer oder Energieberater helfen Ihnen dabei, die optimale Lösung für Ihre individuellen Bedürfnisse zu finden.

Verschiedene Energieträger
Wie wird Fernwärme produziert?
Fernwärme kann grundsätzlich in jedem Heizkraftwerk erzeugt werden, wobei die Nachhaltigkeit je nach eingesetztem Energieträger variiert. Hier einige Beispiele für die Wärmegewinnung:
- Fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl
- Wärme aus Müllverbrennungsprozessen
- Industriebetriebe mit Hochtemperaturanlagen (z.B. Stahlproduktion) koppeln die entstehende Wärme aus und stellen sie für Fernwärme zur Verfügung
- Solarthermische Anlagen speisen ins Wärmenetz ein und unterstützen
- Großwärmepumpen, die auch Niedertemperaturabwärme z. B. aus Supermärkten, Einkaufszentren, Rechenzentren oder Gewässern und Kläranlagen nutzen können
Zentral und sicher
Das sind die Vorteile von Wärmenetzen
Wärmenetze bieten Hausbesitzern klare Vorteile – etwa den Wegfall des persönlichen 65-Prozent-Nachweises gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG). Welche weiteren Vorteile und Alternativen es gibt, erfahren Sie hier.Eine Vielzahl individueller und dezentraler Öl- oder Gas-Heizungen, die entsprechende Emissionen verursachen, wird durch eine Heizzentrale ersetzt. Das sorgt für mehr Nachhaltigkeit.
Die Heizzentrale kann unterschiedliche Energiequellen (Biomasseanlagen, Abwärme aus Industriebetrieben oder Blockheizkraftwerken) nutzen. So kann auch der 65-Prozent-Nachweis gemäß GEG erfüllt werden.
Da es in Gebäuden, die Fernwerme nutzen, keine Wärmeerzeuger sondern nur noch Wärmeübergabestationen gibt, entfällt der klassische Heizungskeller bzw. die Technikzentrale. Das schafft Platz in Ihrem Zuhause.
Die Investitionskosten für einen Heizungstausch werden oft bezuschusst. Vaillant-Tipp: Prüfen Sie, ob der Tausch für den Anschluss ans Fernwärmenetz günstigerpder vielleicht doch die Investition in eine Wärmepumpe inklusive Förderung.
Abhängig und unvorhersehbar
Das sind die Nachteile von Wärmenetzen
Trotz der genannten Vorteile, bringen Wärmenetze auch Herausforderungen mit sich. Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick über die möglichen Nachteile von Fernwärme.Die ans Wärmenetz angeschlossenen Nutzer sind in der Regel von einem Versorger abhängig. Es gibt hier noch keinen Wettbewerb. Die Kunden können also im Gegensatz zu bisherigen Gas-, Öl- oder Stromanbietern ihren Energielieferanten nicht ohne Weiteres wechseln. Auch dann nicht, wenn es zu Kostensteigerungen kommt. Die sind aus Sicht von Fachleuten, darunter der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, durchaus wahrscheinlich.
Da verbraucher Fernwärmeanbieter nicht wechseln können, unterliegen diese dem kartellrechtlichen Missbrauchsverbot. Das Bundeskartellamt fordert seit Jahren, dass lokale Fernwärmenetze für Wettbewerber geöffnet werden, um die Monopolsituation und Preisgestaltung durch Fernwärmeanbieter nutzerfreundlicher zu gestalten. Denn mehrere Anbieter wurden schon wegen überhöhter Preise im Vergleich zur allgemeinen Gas- und Ölpreisentwicklung belangt.
Die Kommunen müssen für den Ausbau eines Wärmenetzes hohe Investitionen tätigen. Fachleute schätzen die Kosten auf 2.000 bis 4.000 Euro pro Meter; je nach Dimension und Installationsaufwand des Netzes. Diese Kosten müssen über Anschluss- und Versorgungsgebühren refinanziert werden. Inwieweit die finanziell ohnehin stark belasteten Gemeinden das künftig leisten können, ist unklar.
Bestehende Wärmenetze müssen erst ab 2045 klimaneutral sein. Neue Wärmenetze müssen sofort mindestens 65 % erneuerbare Energien nutzen. Haben Sie eine neue Gas- oder Ölheizung geplant – aber Ihre Kommuni hat noch keinen Wärmeplan? Dann gelten stufenweise Vorgaben für erneuerbare Energien: ab 2029 mindestens 15% Bioanteil, ab 2035 mindestens 30% und ab 2040 mindestens 60%.
Kostenübersicht
Wie teuer ist Fernwärme?
Die Kosten für Fernwärme setzen sich aus Anschlusskosten und Versorgungskosten zusammen.
Die Höhe der Anschlusskosten hängt vom Installationsaufwand ab, insbesondere für die Gebäudeanschlussleitung vom Versorgungsnetz zur Wärmeübergabestation im Haus. Diese Kosten können je nach Gegebenheiten vor Ort stark variieren.
Bei einem Versorgungsvertrag wird zum einen ein jährlicher Grundpreis erhoben. Dieser deckt die Kosten, die dem Versorger verbrauchsunabhängig entstehen. Der Grundpreis richtet sich in der Regel nach derAnschlussleistung des Gebäudes und macht im Durchschnitt etwa ein Viertel der Gesamtkosten aus. Für ein Einfamilienhaus mit 15 kW Anschlussleistung (auf Basis einer Heizlastberechnung) sind das aktuell etwa 300 bis 450 Euro pro Jahr (Stand: März 2024).
Zum anderen wird über den Arbeitspreis der tatsächliche Energieverbrauch eines Gebäudes abgerechnet. Der Arbeitspreis variiert je nach Anbieter deutlich, kann aber im Durchschnitt mit etwa 15 Cent/kWh (Stand: März 2024) angesetzt werden. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 15.000 kWh Wärme pro Jahr in einem Einfamilienhaus entspricht das jährlichen Gesamtkosten von etwa 2.550 Euro.
Zum Vergleich: Werden diese 15.000 kWh Wärme über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt, ist bei einem durchschnittlichen Strompreis von 28 Cent/kWh (Stand: März 2024, Wärmepumpentarif) nur mit Kosten in Höhe von etwa 1.050 Euro zu rechnen. Der Grund: Wärmepumpen erzeugen aus einer Kilowattstunde Strom etwa drei bis vier Mal so viel Wärme, setzen die eingespeiste Energie also besonders effizient um.

Wärmepumpen
Klimafreundliche Alternativen zu Wärmenetzen
Fernwärme kann eine sinnvolle Lösung sein – besonders bei bestehendem Anschluss. Doch je nach Situation können andere klimafreundiche Heizlösungengünstiger und praktischer sein.
Wärmepumpen sind eine besonders effiziente Wahl, da sie die kostenlose Umgebungsluft, das Grundwasser oder die Erde zur Wärmegewinnung nutzen. Diese Systeme können durch erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaikanlagen ergänzt werden, um eine autarke Stromversorgung zu schaffen.Die Energieeffizienz Ihres Hauses kann durch weitere Sanierungsmaßnahmen, wie Dämmung der Fassade, Austausch von Fenstern energieeffiziente Fenster oder intelligente Regelungstechnik, weiter optimiert werden. Diese Verbesserungen senken nicht nur den Energieverbrauch, sondern erhöhen auch den Gesamtkomfort und den Wert Ihres Hauses.
Besteht für Wärmenetze einen Anschlusszwang?
Ob Hausbesitzer an ein Wärmenetz angeschlossen werden müssen, hängt von kommunalen Satzungen ab, die auf Landesordnungen basieren. Ein Anschlusszwang kann aus Gründen des Gemeinwohls, der Volksgesundheit oder der Luftreinhaltung bestehen, muss aber verhältnismäßig sein.
Laut einem Rechtsgutachten des Bundesverbands Wärmepumpe ist ein Anschlusszwang bei Wärmepumpen allerdings nicht durchsetzbar, da die klimafreundliche Investition in Wärmepumpen besonderen Schutz genießt.

Fazit
Wärmenetze sind sehr komplex
Fernwärme bietet zwar ein strukturiertes Heizkonzept, erfordert jedoch eine umfangreiche Infrastruktur, die trotz verfügbarer Subventionen und finanzieller Anreize komplex und kostspielig sein kann. Das stellt nicht nur Kommunen sondern auch Hausbesitzer vor Herausforderungen.
Beim Anschluss an Ihr Zuhause wird zunächst die Hausanschlussleitung verlegt, was Aufgrabung von Straßen, Parkplätzen und Gärten erfordern kann. Sobald die Rohre bis zur Übergabestation verlegt sind, schließt Ihr Installateur Ihr Heizungsverteilungssystem an die Station an. Der Versorger nimmt dann das System in Betrieb, wobei Sie während der Übergangsphase mit einer kurzen Zeit ohne Heizung rechnen müssen.
Aufgrund dieser Themen sind in vielen Fällen Wärmepumpen die günstigere und nachhaltigere Wahl. Sie bietenIhnen Unabhängigkeit von zentralen Energieversorgern und fossilen Brennstoffen, wodurch Sie sich vor steigenden Preisen schützen. Außerdem profitieren Sie von hohen Förderungen. Wärmepumpen nutzen die frei verfügbare Umweltwärme aus Luft, Erde und Grundwasser, die reichlich und kostenlos vorhanden ist. Der Einbau dieser klimaschonenden und zukunftssicheren Wärmepumpe erhöht nicht nur Ihren Wohnkomfort, sondern steigert auch den Immobilenwert.


