Niedrigstenergiehaus
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Ein Ausblick auf den kommenden Neubau-Standard: das Niedrigstenergiehaus

 

Die energetischen Standards von privaten Neubauten haben sich laufend verschärft. Heute ist das Niedrigenergiehaus im Neubau vorgeschrieben, mit einem Primärenergiebedarf von rund 40 bis 75 kWh/m² im Jahr. Ab 2021 folgen in der EU die Niedrigstenergiegebäude. Jetzt müssen die Mitgliedsstaaten festlegen, wie sie den neuen Standard definieren.

Egal ob jetzt ein Gebäudekonzept wie das Passivhaus, das Plusenergiehaus, das Sonnenhaus, das Aktivhaus oder das KfW-Effizienzhaus 55 oder 40 zum Standard wird –  eines ist sicher: Der Energiebedarf wird über zusätzliche Wärmeschutzvorgaben reduziert und der Anteil Erneuerbarer Energien an der Heizung wird weiter zunehmen.

Was fordert die EU-Gebäuderichtlinie?

Seit dem Jahr 2010 gibt es bereits die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), genauer gesagt die European Directive Energy Performance of Buildings (EPBD). Ziel dieser Richtlinie ist es, die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden in Europa voran zu bringen. Sie fordert, dass die Mitgliedstaaten nationale Standards für die Mindestanforderung der Energieeffizienz von Gebäuden festlegen und alle fünf Jahre überprüfen. Indikator ist der Primärenergieverbrauch. Spätestens ab dem Jahr 2021 sind alle neuen Gebäude als Niedrigstenergiegebäude zu bauen, so Artikel 9 der EPBD.

In Artikel 2 der Richtlinie wird das Niedrigstenergiegebäude definiert als ein Gebäude mit einem Energiebedarf, der sehr gering ist oder fast bei Null liegt. Der verbleibende Energiebedarf wird zu einem ganz wesentlichen Teil aus erneuerbaren Quellen gedeckt.

Was ist ein Niedrigstenergiehaus?

Eine deutsche Interpretation der noch allgemeinen Forderung findet sich bei dem EU Projekt COHERENO, das in Deutschland von der dena betreut wurde und sich eigentlich mit Sanierungen beschäftigt. Demnach erfüllen die Niedrigstenergiehäuser mindestens die Anforderungen eines KfW-Effizienzhauses 55 (mit Bezug auf die EnEV 2009). Gebäude, die vor 2009 saniert wurden, dürfen einen maximalen Jahresprimärenergiebedarf von 40 kWh/m²a haben, bzw. einen Transmissionswärmeverlust von 0,28 kWh/m²a.

Andere Definitionen des Niedrigstenergiehaus-Standards gehen weiter und fordern den Standard des KfW-Effizienzhaus 40 mit rund 30 kWh/m²a. In Oberösterreich gibt es heute schon eine eigene Förderung für ein Niedrigstenergiehaus mit einer Energiekennzahl von max. 30 kWh/m²a. Noch weiter geht die Forderung, das Passivhaus als Maßstab für Niedrigstenergiegebäude zu machen. Hier ist auch die Kühllast und der Strombedarf mit enthalten und der Jahresheizwärmebedarf liegt bei nur 15 kWh/m²a.

Welcher Weg führt zum Niedrigstenergiehaus?

Der Weg zum Niedrigstenergiehaus in Deutschland wird aktuell vom Bundeswirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit dem Bundesumwelt- und Bauministerium diskutiert. Beide erarbeiten zurzeit eine neue Version der Energieeinsparverordnung, die fit ist für den Niedrigstenergiehaus-Standard. Immerhin muss, nach dem Energieeinsparungsgesetz EnEG von 2013 (§2a), die entsprechende Rechtsverordnung vor dem 01.01.2017 erlassen sein.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung

1.    Weiter wie bisher mit höheren Anforderungen:
Zu Beginn des Jahres 2016 erhöhten sich die Anforderungen an den Primärenergieverbrauch um 25 Prozent und an den Wärmeschutz um 20 Prozent. Denkbar wäre dann ab 2019, bzw. ab 2021, eine weitere Verschärfung der gleichen Höhe.

2.    Das Passivhaus wird zum Standard:
Das Passivhaus hat ein eigenes Nachweisverfahren, das von der EnEV unabhängig ist und eine umfassendere Energiebilanz erstellt. Aber die Anforderungen sind sehr streng, denn selbst ein KfW Effizienzhaus 40 erfüllt nicht immer die Anforderung an ein Passivhaus. Daher ist diese Variante eher unwahrscheinlich.

3.    Absenkung der Primärenergiefaktoren:
Schon mit der Erhöhung der Anforderungen zu Beginn des Jahres wurde der Primärenergiefaktor für Strom auf 1,8 reduziert. Der Hintergrund ist der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung. Dadurch wird zum Beispiel der Einsatz von Wärmepumpen für die Heizung attraktiver. Geringe Primärenergiefaktoren können auch bei anderen Heizungen mit einem hohen Anteil an erneuerbaren Energien genutzt werden.

Die genaue Definition für das Niedrigstenergiehaus in Deutschland wird erst im Jahr 2018 erwartet, nach der kommenden Bundestagswahl 2017. Am wahrscheinlichsten ist, nach aktuellem Stand, dass das Niedrigstenergiehaus dem heutigen Effizienzhaus 55 entsprechen wird.

Unabhängig davon, wie das Ziel des Niedrigstenergie-Gebäudes umgesetzt wird, um einen wesentlich höheren Anteil an erneuerbaren Energien in der Heizung wird man nicht herum kommen. Kombinations-Lösungen mit Photovoltaik für die Heizung und Warmwasserbereitung werden an Bedeutung zunehmen.

Was ist der KfW Neubaustandard?

Wer neu baut, muss die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung (EnEV) erfüllen. Wer diese Anforderungen unterschreitet und einen der drei KfW Neubaustandards erreicht, wird von der Kreditanstalt für Neubau (KfW) gefördert – je nach Programm mit einem zinsvergünstigten Darlehen oder einem Zuschuss.

Welche Kennwerte stehen hinter den KfW Neubaustandards?

Wichtigste Bemessungskriterien sind der jährliche Primärenergiebedarf und der Transmissionswärmeverlust: Der Primärenergiebedarf beschreibt die Energiemenge, die nötig ist, um den Gesamtenergiebedarf des Neubaus zu decken. Der Transmissionswärmeverlust ist die Energiemenge, die bei einem beheizten Gebäude durch die Gebäudehülle nach außen entweicht. In der Energieeinsparverordnung (EnEV) hat die Bundesregierung für beide Referenzgrößen Höchstwerte festgelegt. Diese dienen der KfW als Basis bei der Entwicklung der KfW Neubaustandards.

Welche KfW Neubaustandards gibt es?

Für Neubauten gelten die Standards KfW-Effizienzhaus 40plus, KfW-Effizienzhaus 40 oder KfW-Effizienzhaus 55. Die verschiedenen Zahlenwerte geben den zulässigen jährlichen Primärenergiebedarf an – bezogen auf ein KfW-Effizienzhaus 100. Ein KfW-Effizienzhaus 40 zum Beispiel verbraucht nur 40 Prozent der Energie eines KfW-Effizienzhauses 100. Es ist also energieeffizienter und wird stärker gefördert als das KfW-Effizienzhaus 55.
Weitere Infos – auch zu den Förderprogrammen – findet Ihr auf www.kfw.de.

 

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3 Kommentare

SunVilla

Was wird denn beim Plusenergiehaus reduziert.? Da ist man ja bereits beim Energiegewinnen.

M. Bruckner

Niedrigstenergiehaus ist = NEH und NEW !
Siehe amb-Bruckner.de

Kyra

Gut, dass wir im Bereich Energieeffizienz immer weiter neue Standards setzen. Wir haben heute mit dem Niedrigenergiehaus bei Neubauten schon eine gute Lage. Solange die neuen Richtlinien für private umsetzbar bleiben ist es eine gute Sache.

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