Sanierung
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Mit dem individuellen Sanierungsfahrplan wird die Sanierung transparent und verständlich

 

Die energetische Sanierung von Gebäuden ist ein sehr komplexes Thema. Es lässt sich nicht verallgemeinern, welche Sanierungsmaßnahme sich für welches Haus lohnt. Pauschalen Aussagen sollten heute mit Skepsis betrachtet werden. Hinzu kommt, nicht jeder Eigentümer kann sich eine Komplettsanierung seines Hauses leisten. Sanierungen werden in der Praxis daher meistens Schritt für Schritt durchgeführt. Aus diesen Gründen gibt es seit Juli 2017 den individuellen Sanierungsfahrplan, der in Verbindung mit der BAFA Vor-Ort-Beratung durch einen Energieberater gefördert wird. Er gibt den Eigentümern eine verständliche Orientierung, in welcher abgestimmten Reihenfolge eine schrittweise Sanierung des Eigenheims sinnvoll ist.

Gebäudesanierung muss verständlich und unkompliziert werden

Die Sanierung von Gebäuden kommt in Deutschland nicht voran. Noch immer werden zu wenige Häuser modernisiert. Doch energetische Sanierungen haben ein negatives Image, sie sind teuer und kompliziert. So hilft auch eine gute Förderung nicht weiter. Es braucht weitere Hilfen, die Eigentümer bei der Entscheidung zur Sanierung helfen und denen sie vertrauen.

Hier kommt der individuelle Sanierungsfahrplan ins Spiel. Dieser wird vom Energieberater ausgestellt und soll den Hausbesitzern (Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser) eine verlässliche und transparente Hilfe geben. Mit dem Sanierungsfahrplan soll ein verlässlicher Qualitätsstandard etabliert werden. Eigentümer erhalten verständliche Informationen zu Ihrem Haus und eine Anleitung für eine schrittweise Sanierung mit Angabe der voraussichtlichen Kosten und einer Förderung. Das Design ist klar und einfach zu verstehen, als Ergänzung enthält der Sanierungsfahrplan zielgruppenspezifische Hintergrundinformationen für die Berater und Immobilieneigentümer.

Aufbau des individuellen Sanierungsfahrplans

Die Basis des individuellen Sanierungsfahrplans ist der Ist-Zustand des Hauses mit den relevanten Daten der bisherigen Modernisierungsmaßnahmen. Neu ist, dass die Lebenssituation der Eigentümer hinzukommt. Für die Ermittlung des Ist-Zustandes wird das Gebäude beim ersten Vor-Ort-Termin detailgetreu erfasst und der Energieverbrauch ermittelt. Die größten energetischen Schwachstellen dokumentiert der Energieberater mit Hilfe von Fotos.

Im nächsten Schritt wird der energetische Zustand der relevanten Teile der Gebäudehülle und der Haustechnik aufgezeigt. Für jeden Bereich gibt es ein Piktogramm, das in einer Farbskala von rot (sehr schlecht) bis grün (sehr gut) den jeweiligen Bedarf anschaulich aufzeigt. Neu ist auch die Betrachtung des Einflusses der Nutzer und Empfehlungen für die Nutzung des Wohnhauses, um im Alltag Energieeinsparungen durch bewusstes Nutzerverhalten zu erreichen.

Auf der Seite der Sanierungsempfehlungen wird zunächst der Energieverbrauch im Ist-Zustand aufgezeigt, inklusive der heutigen und künftig zu erwartenden Kosten. Dies bietet eine Vergleichbarkeit der Maßnahmen hinsichtlich Aufwand und potenzieller Energieeinsparung. Je nach Wünschen und Möglichkeiten der Eigentümer teilt der Energieberater die einzelnen Schritte der Sanierung auf. Das Ziel ist es, mit dem Haus den KfW Effizienz-Standard zu erreichen. In jedem Schritt sind die geschätztem Investitionskosten, die Instandhaltungskosten, sowie eine mögliche Förderung angegeben.

Ebenso beschreibt der Energieberater die technisch und bauphysikalisch zu beachtenden Punkte und spricht übergreifende Empfehlungen aus. Ein behagliches Raumklima und eine gesunde Raumhygiene sind ebenfalls Entscheidungskriterien im individuellen Sanierungsfahrplan. So sind die Maßnahmen für die Umsetzung genau beschrieben und auch anhand von Bauteilzeichnungen dargestellt. Besteht die Möglichkeit zur Sanierung in einem Schritt, dann gibt der Energieberater im Fahrplan nur diesen Schritt an.

Sanierungsschritte berücksichtigen notwendige Instandhaltung

Oft ist der Anlass einer Energieberatung eine bevorstehende Maßnahme des Eigentümers am Gebäude, wie z.B. die Instandsetzung eines undichten Daches. Diese ohnehin notwendigen Reparaturen berücksichtigt der Energieberater beim Sanierungsfahrplan, um das Gesamtpotenzial des Gebäudes aufzuzeigen. Das Gebäude wird als eine Einheit betrachtet – inklusive der Schnittstellen zwischen den Gewerken. Dadurch bauen die einzelnen Sanierungsschritte aufeinander auf, und weitere Schritte sind in der Planung von Anfang an abgestimmt. So können die Eigentümer nachhaltig Kosten sparen.

Was bringt dem Eigentümer der individuelle Sanierungsfahrplan?
Eigentümer erhalten mit dem individuellen Sanierungsfahrplan eine gute und – auch für Laien – verständliche Information über den energetischen Zustand ihres Hauses. Dazu bekommen sie eine Anleitung für die nachhaltige Verbesserung des Gebäudes. Die anschauliche Darstellung in Verbindung mit einer umfassenden Beratung zeigt ihnen den Weg zu einer umfassenden energetischen Sanierung ihres Hauses auf. Neben den einzelnen Maßnahmenpaketen zur Sanierung finden Eigentümer im Sanierungsfahrplan auch noch eine Anleitung für die nächsten Schritte und weiterführende Erläuterungen als Hintergrundinformation.

Die Hauseigentümer erhalten von der BAFA bis zu 60 Prozent der förderfähigen Beratungskosten zurückerstattet, maximal jedoch 800 Euro für Ein- oder Zweifamilienhäuser und 1.100 Euro für Wohngebäude mit drei und mehr Wohneinheiten. Wohnungseigentümergemeinschaften können zudem einen Zuschuss von bis zu 500 Euro beantragen, wenn der Bericht des Energieberaters in der Eigentümerversammlung diskutiert wird.

Fazit

Der Sanierungsfahrplan bietet erstmals eine bundesweit einheitliche Darstellung vom Ergebnis der Energieberatung von Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern. Für Energieberater ergibt sich zudem der Vorteil, dass ihnen mit dem Sanierungsfahrplan das aufwändige Verfassen von individuellen Ergebnis- und Beratungsberichten abgenommen wird.

Hinzu kommt, dass der Sanierungsfahrplan sich nicht nur nach dem energetischen und baulichen Zustand des Gebäudes richtet. Er bezieht auch die Wünsche, Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer ein, damit die maximale Energieeffizienz bei den gegebenen Rahmenbedingungen erreicht wird. Voraussetzung dafür ist, dass der Eigentümer ausführlich von Anfang an in den Prozess einbezogen wird.

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2 Kommentare

Reiner Gelfort

Sehr geehrter Andreas Kühl,
habe mich zwar erst heute bei Dir angemeldet und hätte gerne Eure Meinung zu dem Problem meines Bürgermeisters.
Er hat einen Kita-Neubau 2012 als KfW 55 Gebäude beschliessen lassen, ein Passiv-
Haus wurde abgelehnt. Wegen der Gas-Brennwert-Heizung sollten 400 m² PV- und 50 m² Solarthermie-Anlage, wegen der Fördermittel errichtet werden.
Die Baugenehmigung von 2014 wurde ohne GR-Änderungsbeschluss auf EnEV 2009
geändert und die CO²-Kompensationsanlagen wurden nicht genannt und damit auch
nicht errichtet.
Inbetriebnahme erfolgte Okt. 2016. Die Nachfrage nach dem CO²-Ausstoss brachte
3 (drei!) verschiedene Ergebnisse: von 2 Ingenieurbüros bei gleichem Energieverbrauch 69 und 51 Tonnen.
Nach dem Gasverbrauch lt. angebl. Rechnung sind vom 01.10.16 – 20.03.17
ca. 277.400 kWh , das währen ca. 385.000 kWh bei 3048 m² Nutzfläche
aus diesen zahlen berechnen wir somit 126,312 kWh/m² a für Heizung und WWB.
Nach unserer Einschätzung wird damit die EnEV 2007 nicht mal erreicht.
Der BM nennt 111,9 kWh/m²a für Erdgas H und 21,3 kWh/m²a für Strommix.
Einschliesslich der Bauschäden kostete das Objekt für 200 Kita Plätze 9,7 Mio. € plus
450.000.- € fürs Grundstück.
Es wäre weniger traurig , wenn besagter BM nicht auch noch der derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende von eins energie, Chemnitz wäre.
Wir werden uns weiter um den Klimawandelleugner kümmern, hatte doch 2005 die
Bundesregierung für 2020 beschlossen, dass öffentliche Gebäude nur noch in
Passiv- bzw. Plusenergiehäuser zu investieren sei.
Unglaublich finden wir, dass sich, unserer Meinung nach, zuständige Ämter nicht,
oder sehr träge, darum kümmern.
Was sagen die Leser dazu. Weitere Themen sind für uns die energetische Gebäude-
sanierung (mit Fehlern!), überhöhte Anschlussleistungen und “seltsame” Energiever-
bräuche bei der WWBereitung bis zu 215 kWh/m³, bei einer Erdgas- Brennwertheizung ! WER KANN MIT BESSEREN ERGEBNISSEN AUFWARTEN ?
BI für die Energiewende Zwickau und Umgebung

Markus

Vielen Dank für den Hinweis zum Sanierungsfahrplan. Ich habe ein altes Haus geerbt und möchte gerne wissen, ob die Sanierung sich lohnt. Gut zu wissen, dass die voraussichtlichen Kosten auch angegeben werden.

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