Die neue Trinkwasserverordnung: Ich trink bleifrei
Ganz selbstverständlich drehen wir tagtäglich den Hahn auf. Wir putzen uns die Zähne, trinken das Wasser aus der Leitung, kochen damit - auch für unsere Kinder. Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Dass wir es so sorgenfrei verwenden, haben wir der deutschen Trinkwasserverordnung zu verdanken. Diese ist noch einmal überarbeitet worden. Was bedeuten die neuen Vorgaben, die im April in Kraft treten?
Ähnlich wie ein Joghurt aus dem Supermarkt kommt auch unser Leitungswasser in einer Verpackung daher. Diese ist jedoch etwas spezieller, denn gemeint sind die Rohre, Armaturen und anderen Bauteile der Installation. Neben verschiedenen Kunststoffen werden auch metallene Werkstoffe im Trinkwasserbereich verbaut. Laut Umweltbundesamt sind das in deutschen Trinkwasserleitungen vor allem folgende Materialien (mit Häufigkeit in Prozent aller Haushalte):
- Kupfer (44 Prozent)
- Innenverzinntes Kupfer (unter 1 Prozent)
- Edelstahl (9 Prozent)
- Feuerverzinkter oder schmelztauchverzinkter Stahl (6 Prozent)
- Kunststoffe und Verbundwerkstoffe wie PEX (13 Prozent), PVC-C (2 Prozent), PP (5 Prozent), PB (1 Prozent), Verbundwerkstoffe (19 Prozent).
Gesundheitsrisiken durch metallene Werkstoffe
Bis in die 1960er Jahre waren Bleirohre in Wasserleitungen üblich. Heute weiß man: Das Schwermetall löst sich im Wasser und kann gesundheitsschädliche Konzentrationen erreichen. Aber nicht nur das. Auf dem Weg vom Stausee bis zum Wasserhahn kann das Trinkwasser viele Stoffe aufnehmen. Die Materialien, die für die Wasserrohre verwendet werden, können die Trinkwasserqualität daher beeinträchtigen. Darum darf längst nicht jeder Werkstoff in trinkwasserführenden Komponenten verwendet werden. Das regelt unter anderem die Trinkwasserverordnung.
Was besagt die Trinkwasserverordnung?
Die Trinkwasserverordnung ist bereits seit 2001 in Kraft. Sie hat die Aufgabe, die Qualität des Wassers zu gewährleisten. Die Verordnung basiert auf dem deutschen Infektionsschutz-Gesetz und der EG-Trinkwasserrichtlinie. Sie gilt daher europaweit, wobei die deutschen Vorgaben in Teilen strenger sind. Unter anderem legt die Trinkwasserverordnung fest, welche Werkstoffe in Wasserleitungen vorkommen dürfen. Nur die Materialien, die auf der Positivliste des Umweltbundesamtes stehen, können für Trinkwasser-Installationen verwendet werden.
Die UBA-Positivliste: Ein wichtiger Aspekt der Trinkwasserverordnung
Das Umweltbundesamt prüft und bewertet metallene Werkstoffe auf ihre Tauglichkeit für trinkwasserführende Komponenten. Wird ein Werkstoff als unbedenklich eingestuft, führt das Umweltbundesamt dieses Material in der sogenannten Positivliste auf. Die Liste enthält drei Produktgruppen:
- Rohre,
- Armaturen, Rohrverbinder, Apparate sowie Pumpen und
- Komponenten, deren wasserberührte Fläche in der Summe nicht mehr als zehn Prozent der gesamten Bauteilfläche einnimmt, in Armaturen, Rohrverbindern, Apparaten sowie Pumpen.
Und genau dieser Aspekt der Trinkwasserverordnung ist nun noch einmal verschärft worden: Ab dem 10. April 2017 gelten nämlich neue Grenzwerte für Metalle innerhalb der Trinkwasser-Installation. Das betrifft unter anderem auch eine weitere Reduzierung des Bleianteils von trinkwasserführenden Komponenten, die aus Messing sind. Die Änderungen müssen von allen Herstellern und Fachhandwerkern umgesetzt werden.
Tipps für gesundes Trinkwasser im Haushalt
Das Trinkwasser in Deutschland verfügt dank der Trinkwasserverordnung grundsätzlich über eine sehr gute Qualität. Trotzdem ist ein bewusster Umgang mit dem Leitungswasser sinnvoll, um mögliche Gesundheitsrisiken auszuschließen. Bewohner eines alten Hauses, in dem Bleirohre verbaut sind, sollten beispielsweise ihr Wasser überprüfen lassen. Auch bei Verdacht auf eine Verunreinigung ist es sinnvoll, das örtliche Gesundheitsamt einzuschalten. Das Gesundheitsamt hilft, eine akkreditierte Untersuchungsstelle zu finden, die die Wasserqualität einwandfrei analysiert.
Die Wassertemperatur – ein unterschätzter Faktor
In Trinkwasser-Installationen finden Legionellen immer wieder ein angenehmes Zuhause. Die Bakterien können jedoch eine gefährliche Infektion auslösen, insbesondere bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Dazu gehören ältere Menschen und Kinder. Aber auch Raucher sind für eine durch Legionellen verursachte Lungenentzündung sehr anfällig. Um Legionellen im Trinkwasser auszuschließen, sollte die Temperatur des Warmwassers über 60 °C liegen.
Stagnationswasser vermeiden
Wasser sollte möglichst fließen. Wenn der Wasserhahn längere Zeit nicht aufgedreht wird, steht das Wasser jedoch in der Leitung. Man spricht von Stagnationswasser. Währenddessen kann das Wasser vermehrt Stoffe aus den verbauten Installationsmaterialien aufnehmen. Außerdem besteht das Risiko, dass das Trinkwasser verkeimt. Die Qualität von Stagnationswasser ist daher meist geringer, im schlimmsten Fall sogar gesundheitlich bedenklich. Aus diesem Grund rät das Umweltbundesamt, Wasser, das länger als vier Stunden gestanden hat, weder zu trinken noch für die Zubereitung von Speisen zu verwenden. Dies gilt insbesondere für Säuglingsnahrung. Stattdessen sollte man das Wasser ruhig einige Minuten laufen lassen, bis frisches Wasser nachfließt. Tipp: Das frische Wasser ist meist ein wenig kühler als das Stagnationswasser.
Bei Fragen rund um das Trinkwasser sind das Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de) und das Bundesministerium für Gesundheit (www.bmgesundheit.de) gute Ansprechpartner. Auch das örtliche Gesundheitsamt hilft bei Fragen rund um die Wasserqualität weiter.
6 Kommentare
Also wenn mein Leitungswasser im Glas mehr als 4 Stunden stand,sollte ich es nicht mehr trinken?
Hallo,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Das Bundesumweltamt rät auf seiner Seite, dass Trinkwasser, das vier Stunden stagniert, nicht mehr zur Zubereitung von Speisen und Getränken genutzt werden sollte.
Hier kannst du es auch nochmal genau nachlesen: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/trinkwasser#textpart-2
Liebe Grüße
Das 21 grad Team
Warum haben Hausinstallationen hohe Bleiwerte im Trinkwasser, wenn keine Bleileitungen mehr verbaut sind? Warum verändert sich das Trinkwasser chemisch, physikalisch und mikrobiologisch auf dem Weg zu unserem Wasserhahn? Wo liegen die Ursachen? Wenn Trinkwasser das best kontrollierte Lebensmittel ist, weshalb erkranken dann Hunderttausende bis hin zum Tod an Verunreinigungen im Trinkwasser jährlich in Deutschland? Wo liegen die Ursachen? Kann Stagnation und Temperatur nur ein Symptom sein und die Ursache für eine extreme Vermehrung von Krankheitserregern wie z.B. Legionellen, Pseudomonaden, Cryptosporidien, E.Coli, Enterokokken ist irgendwo ganz anders zu finden? Und warum bieten Gesundheitsämter den Betreibern von Trinkwasseranlagen keine Lösungsansätze? Fragen über Fragen!
Bleileitungen sind noch sehr viele verbaut, besonders in Großstädten (altbau), viele Mieter wissen dies garnicht, und den Vermietern ist es häufig egal.
Das Wasser was ins Haus hinein geht, ist häufig in einer sehr guten Qualität, dies Zeigen Wasserproben vom Versoger, Aber die Verteilung im Haus ist meist Mangelhaft, Totleitungen, Speicher wird nicht auf 58-60 °C gehalten, schlechte Isolierung Sodass dass das Kaltwasser vom Warmwasser erwärmt wird und so Legionellen sich vermehren, keine Zirkulation über 3 Lieter Wasserinhalt in der Leitung und und und.
Dabei sagen die Vorschriften ganz klar was zu tun ist. Doch leider wird es nicht immer umgesetzt. Die Kosten hoch sind z.b. Leitungen durchzuschleifen (doppelt so viel Rohr) Und Ist das System einmal mit einem Biofilm befallen hilft nur der austausch der Leitung oder regelmäßige Thermische Desinfektion durchzuführen 1x pro Woche was auf dauer die Rohre nicht mitmachen, den tem. über 70 °C lösen den “Kalk” im Wasser und dieser setzt sich an Ventilen und Rohr ab und Verspofen diese.
Ich kann nur sagen nicht am falschen Ende zu sparen. Besonders wenn besondere Ansprüche gelten, Kranke, Alte, Kinder und Säuglinge.
mfg
Installateur und Heizungsbauermeister
Das ab April 2017 noch einmal neue Gesetze für Metalle gelten, wusste ich noch nicht – sehr interessant. Problematisch wird es bei alten Häusern in Privatbesitz. Dort müssen sich die Besitzer dann selbst um einen Austausch kümmern, wenn ich richtig informiert bin.
Auch in Bauteilen aus Kupferlegierungen (bsp. Rotguss) sind bis 5 %bzw 3% Blei enthalten. Dies kann ins Trinkwasser migrieren.