35 Lesern gefällt das

Sieben Wochen Verzicht – wie war’s denn?

 

Endlich Ostern. Nach sieben Wochen durfte die 21 Grad-Redaktion das Fasten brechen. Smartphone, Fleisch und Kaffee gehören wieder zum Alltagsleben. Oder vielleicht doch nicht? Die Redaktion zieht Bilanz.

Zu Beginn drehten sich die Gespräche in jeder Redaktionskonferenz nur um das eine: Wie läuft’s beim Fasten? Genervt waren die einen, entspannt und befreit die anderen. Wir konnten uns nicht so recht einigen, ob das wirklich eine so gute Idee war – die mit dem Fasten. Wir alle hatten unsere Phasen, mal lief es gut, mal wollten wir aufgeben. Und doch haben wir es alle bis zum Schluss durchgezogen. Was bleibt, wenn man sieben Wochen auf etwas verzichtet, dass zuvor unweigerlich zum Alltag dazugehörte? Hat sich etwas verändert? Die Fasten-Redaktion zieht Bilanz.

Marcus – 46 Tage ohne Fernsehen

Während ich in unserem Urlaubsdomizil in Scharbeutz am Rechner sitze, spielen die Kinder „Hund“ und meine Freundin Tatjana liest Joy Fielding. Es sieht fast so aus, als würden alle mit mir TV-fasten. Dem ist aber nicht so, schließlich soll meine Familie nicht unter dem religiösen Wahn der 21 grad-Redaktion leiden. Anfangs war mir gar nicht klar war, was alles dazu gehört: Laut einhelliger Redaktionsmeinung bedeutete meine Entscheidung außer TV- selbstverständlich absolutes Video-, Streaming- und Kinoverbot. Ich darf nicht mal auf meine Spielkonsole zurückgreifen… verdammt, was für ein Leben. Wobei… es ist ein sehr schönes Leben: Zeit für meine Familie, Sport, Konzerte, Magazine und Bücher. Ich habe den göttlichen John Niven entdeckt und bei den Broilers Köln mit Düsseldorf versöhnt. Bei ZEIT ONLINE treiben sich – Gott sei Dank – nicht mehr so viele Trolle herum. Und meine Kinder, die mir gerade über die Schulter gucken, wollen die letzten drei Tage nun auch mitmachen. Tatjana ist da allerdings skeptisch. 😉

Corinna – 46 Tage vegan

Vegan ist nicht meins. Viel zu aufwändig, viel zu unsozial. Das sind meine ersten beiden Gedanken, wenn ich an die Fastenzeit denke. Es war definitiv die härteste, die ich mir je angetan habe. Selten habe ich so häufig darüber nachgedacht, was Konsum eigentlich bedeutet. Weil ich oft erst einmal nachdenken musste, ob das, was ich gerade zu mir nehmen wollte, überhaupt „erlaubt“ war. Ich musste sehr häufig „nein“ sagen – also das tun, wonach ich mich zu Beginn der Fastenzeit gesehnt habe. In den meisten Fällen habe ich gerne und problemlos verzichtet. Manchmal aber hatte Konsum auch etwas mit Wertschätzung und gutem Benehmen zu tun. Wenn zum Beispiel meine betagte Schwiegermutter einen ganzen Tag in der Küche verbracht hat, um mir meine Lieblingstorte zum Geburtstag zu backen. In solchen Momenten habe ich mich für den gesunden Menschenverstand und gegen dogmatisches Fasten entschieden. Gerade durch solche Situationen nehme ich eine Erkenntnis in den fastenlosen Alltag mit: Konsum ist untrennbar mit dem Einsatz des gesunden Menschenverstands verbunden. Letzteren werde ich fortan öfter gebrauchen, wenn ich konsumieren möchte.

Vanessa – 46 Tage ohne Smartphone

Die Alternative zu meinem geliebten Smartphone: ein sechs Jahre altes Nokia. Das einzige darauf zu personalisieren ist ein farbiger Hintergrund – lach. In der ersten Fastenwoche sind die Meisten bereits genervt. Ich hingegen bin relaxt und sogar froh, den Versuch zu starten. Das nervt sie umso mehr 🙂 Ich schlafe besser, habe keinen Druck mehr allen zu antworten oder etwas zu verpassen. Das kriege ich ja alles nicht mehr mit. Lästig sind zunächst nur Terminplanungen ohne Gruppenchats, Bahnfahren ohne App und fotografieren mit der DigiCam. Meine schmerzhafteste Erfahrung: Ein verpasster Abgabetermin einer Hausarbeit für die Uni. „Nein!“, ich könnte das blöde Handy aus dem Fenster werfen und meinen Verstand gleich mit. Mit WhatsApp wäre das nicht passiert! Erste Entzugserscheinungen – Ich bin gefrustet und fühle mich nicht mehr up to date. Doch wir unterstützen uns gegenseitig. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid. Ich bin stolz auf mich, ich habe es geschafft. 46 Tage ohne Smartphone – es ist machbar!

Dominik – 46 Tage ohne Fleisch und Fisch

Mit dem Satz „Für mich das 300 Gramm Rib-Eye Steak in medium rare, bitte“ war mein Experiment beendet. Sieben Wochen ohne Fleisch und Fisch waren mit einem Bissen zu Ende. Einer der köstlichsten Bissen meines Lebens, wenn ich ehrlich bin. Meine größte Angst hatte sich nicht bestätigt: Auch nach 46 Tagen Verzicht liebe ich Fleisch nach wie vor. 46 Tage, in denen nicht nur das ein oder andere Pfund purzelte, sondern vor allem viele meiner Vorurteile: Vegetarische Ernährung bietet mehr als nur Salat und Gemüse. Fleischersatzprodukte können wirklich lecker schmecken und nur weil ein Hotel Kartoffeln und Reis anbietet, sollte es noch lange nicht von einem „Angebot für Vegetarier“ sprechen. Fleisch ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil meiner Ernährung und wird es auch bleiben. Das ein oder andere Fleischgericht werde ich zukünftig aber bestimmt durch ein leckeres vegetarisches Rezept ersetzen. Die Freude am Genuss von gutem Fleisch wird hierdurch nur noch größer!

Daniela – 43 Tage ohne Kaffee und Süßigkeiten

Die letzten 43 Tage kann ich in zwei Worten zusammenfassen: OH NO!!!
Ich bin ehrlich, der Verzicht auf Kaffee und Süßigkeiten war nahezu abenteuerlich – und ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen. Zu Beginn war ich höchst euphorisch, zwischendurch durch den „harten Entzug“ schon morgens um 9.00 Uhr stehend k.o. und am Ende fühlte ich mich selbst wie ein kalter ausgedrückter Teebeutel. Meine sonst netten Mitmenschen wurden mitunter zu garstigen Wesen, indem sie mir mit grinsenden Gesichtern gefühlt zu jeder Tages- und Nachtzeit Kaffee anboten. Der Heißhunger auf Süßes war nach ein paar Tagen wider Erwarten tatsächlich verschwunden. Hurra! Dafür blieb aber der Heißdurst auf den Wachmacher in der Tasse mein treuer Begleiter. Da konnte mir auch die große weite Welt der tausend Teesorten nicht weiterhelfen. Wer steht schon wirklich auf Apfelstrudeltee?!
Meine Fastenzeit endete übrigens „schon“ nach 43 Tagen am sonnigen Strand von Mallorca mit einem großen Eis. Es war die leckerste Entscheidung der Welt! Als Belohnung wartete am nächsten Morgen ein fantastischer café con leche auf mich… 🙂

35 Lesern gefällt das

Schreibe gerne einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.