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Urban Mining: Unsere Städte als Wertstofflieferanten

 

Immer mehr Menschen auf der Erde brauchen immer mehr Ressourcen. Aber die werden stetig knapper. Urban Mining ist eine Strategie, dieser Problematik entgegenzutreten. Dabei werden Materialien und Rohstoffe in Städten und anderen urbanen Gebieten als Wertstoffe wiedergewonnen. Ein vielversprechender Ansatz, um sowohl die Ressourcenknappheit als auch die Abfallproblematik zu lösen.

Kleines Mädchen spielt mit Poster von Müllcontainern zum Sortieren.Was ist Urban Mining?

Urban Mining bedeutet, Materialien wiederzuverwenden, die bereits in den Städten – Gebäuden, Infrastrukturen und Abfällen – vorhanden sind, anstatt neue Rohstoffe zu importieren. Mit Schrott, Glas und Papier funktioniert das seit Jahrzehnten sehr erfolgreich. So konnten 2019 bereits 84,1 Prozent der auf den Markt gebrachten Behältergläser recycelt werden. Noch besser war die Quote bei Verpackungen aus Pappe und Papier mit 99,8 Prozent.

Urban Mine Smartphone

Neues Handy gekauft, das alte landet…? In der Schublade. Rechnerisch liegt der Gesamtmetallwert der ungenutzten Handys in Deutschland bei rund 240 Millionen Euro. Der Materialwert der 2021 bundesweit verkauften Smartphones beläuft sich auf 23,5 Millionen Euro. Theoretisch kann die urbane Mine „Schubladenhandys“ den Materialbedarf für neue Smartphones länger als zehn Jahre decken.

Urban Mining greift aber viel weiter und geht deutlich über diese Materialien hinaus. Ziel ist hier, Städte zu selbstversorgenden Quellen von Ressourcen zu machen. Denn die in Gebäuden, Brücken, Straßen und anderen städtischen Strukturen verbauten Materialien ließen sich ebenfalls wiederverwenden, wenn sie fachgerecht recycelt und extrahiert würden. Höchstes Ziel des Urban Mining ist eine geschlossene Kreislaufwirtschaft, um möglichst viele Primärrohstoffe wieder gewinnen zu können, statt diese neu zu importieren.

Recycling von Bau- und AbbruchabfällenWelche Rohstoffe können zurückgewonnen werden?

In städtischen Gebieten stecken unzählige Rohstoffe, die bisher entsorgt wurden. Dazu gehören Metalle wie Kupfer, Aluminium und Stahl, seltene Erden wie Neodym und Indium, aber auch Beton, Glas und Kunststoffe.

Diese Materialien können durch Urban Mining zurückgewonnen und für neue Produkte verwendet werden.

Wie funktioniert Urban Mining?

SchrottentsorgungsunternehmenUrban Mining umfasst verschiedene Technologien und Methoden, mit denen Rohstoffe wiedergewonnen werden können. Denn über die Jahrzehnte haben sich große Mengen an Materialien in „anthropogenen Lagern“ angehäuft. Gemeint sind Dinge, die von Menschen geschaffen oder hergestellt sind. Anthropogene Lager lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  1. Güter, die noch verwendet werden, wie ein zugelassener Pkw, ein bewohnbares Gebäude, Möbel, Elektrogroßgeräte oder ein produzierendes Kraftwerk.
  2. Güter, die nicht mehr genutzt werden, die jedoch weder entsorgt noch verwertet wurden, wie stillgelegte Bahntrassen, Industriebrachen, Erdkabelleitungen und Kanäle.
  3. Deponie, Bergbau- und Hüttenhalden und sonstige Lager industrieller Abfälle.

Sind diese am Ende ihrer Lebensdauer angekommen, sollen sie per Urban Mining als Sekundärrohstoffe zur weiteren Nutzung verfügbar gemacht werden.

Viele Vorteile für Mensch und Umwelt

Urban Mining ist also viel komplexer und umfassender als das Recycling, wie wir es aktuell in Deutschland betreiben, denn Ziel ist es strategisch genau zu planen, welche Rohstoffe wann und in welcher Menge zur Verfügung stehen und wann sie gebraucht werden. Dabei bietet es zahlreiche Vorteile: Die Menge an Abfall sinkt und damit auch die Umweltbelastung, und zwar maßgeblich: Allein durch Abfallrecycling, wie es bisher in Deutschland üblich ist, wurden seit 1990 über 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart, rund ein Viertel der Gesamtersparnis. Außerdem schont es natürliche Ressourcen, denn statt neuer Materialien kommen bereits vorhandene zum Einsatz. Um die Rohstoffe vor Ort zu gewinnen und zu verarbeiten, sind lokale Wertschöpfungsketten nötig. Zudem entfällt die Abhängigkeit von steigenden Rohstoffpreisen. Insgesamt kann Urban Mining heute mehr denn je als Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft einen entscheidenden Beitrag leisten, um Ressourcenknappheit zu bekämpfen, Abfälle zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.

Und was passiert gerade?

In kleinem Maßstab funktioniert Urban Mining schon, eben für Glas, Papier, Elektrogeräte oder Altmetall. Um zu wissen, wie es sich umfassend möglichst effizient realisieren lässt, brauchen wir einen Überblick über die vorhandenen Materiallager und wann sie voraussichtlich weiter genutzt werden könnten. Ein Mammutprojekt. Um dies zu erfassen hat das Umweltbundesamt 2012 eine Forschungsserie initiiert. Fachleute kartieren das anthropogene Lager als Grundlage für eine zukünftige Urban-Mining-Strategie. Anhand von Hochrechnungen zur Größe und Zusammensetzung des derzeitigen Materiallagers plus Daten zur Erfassung der Dynamik sollen die Forscher ein fortschreibbares Bestandsmodell für die gesamte Bundesrepublik entwickeln. Dieses Modell (DyMAS, Dynamic Modeling of Anthropogenic Stocks), soll ermitteln, welche Teile der aktuellen und hinzukommenden Materialien wann als Sekundärrohstoffquelle zur Verfügung stehen.

Fleißige Bienen sammeln Schrott

Recyclingunternehmen und Schrottentsorgungsunternehmen spielen beim Urban Mining eine wichtige Rolle. So kümmern sich beispielsweise die SchrottBienen darum, Metallschrott einzusammeln und fachgerecht zu entsorgen, selbst in kleinen Mengen. Sie setzen dabei auf nachhaltige Altmetallentsorgung und zertifizierten Schrotthandel. Das Besondere: Hinter der Idee steckt ein großes Netzwerk aus Rohstoffhändlern und Metallwerken. So können die unterschiedlichen Rohstoffe sortenrein fachgerecht recycelt werden.

Wie findet ihr das Konzept Urban Mining? Lasst gerne einen Kommentar da.

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