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Globaler Süden startet durch: Sauberer Strom als Motor für Wohlstand

 

Energie für alle – und das möglichst klimaschonend. Während vielerorts über die Energiewende diskutiert wird, wird sie anderswo in die Tat umgesetzt.

Ein neuer Bericht des RMI, einem unabhängigen Non-Profit für Energie- und Klimafragen, zeigt, dass der Anteil von Solar- und Windenergie am Strommix im globalen Süden doppelt so schnell wächst wie im globalen Norden. Wer hätte das gedacht?

Neues aufbauen statt Altes umbauen

Während wir im Norden häufig mit langwierigen Transformationsprozessen und gewachsenen Infrastrukturen ringen, machen viele Länder im Süden „einfach“ den nächsten Schritt: Sie setzen direkt auf Technologien der Zukunft. Zwar ist der Energieverbrauch im globalen Süden – im Bericht definiert als Lateinamerika, Afrika, Südasien und Südostasien – pro Kopf immer noch rund fünfmal niedriger als bei uns, aber der Bedarf wächst rasant. Daher stellt sich eine Frage, die eigentlich keine ist: Warum verstärkt teure fossile Brennstoffe importieren, wenn Sonne und Wind in Hülle und Fülle vorhanden sind? Denn viele dieser Länder verfügen über mehr als 70 % des weltweiten Potenzials an erneuerbarer Energie.

Sonne, Wind und Wille – die Rahmenbedingungen sind gut

  • Hohe Sonneneinstrahlung und gute Windverhältnisse schaffen ideale Voraussetzungen.
  • Sinkende Technologiekosten, insbesondere bei Photovoltaik und Batteriespeichern, machen den Einstieg bezahlbar.
  • Wachsender Energiebedarf, verbunden mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit, treibt zukunftsfähige Lösungen voran.

Investitionen verschieben sich in Richtung Erneuerbare

Kein Wunder also, dass sich auch die Investitionen deutlich verschieben: Laut RMI floss im Jahr 2024 im globalen Süden siebenmal mehr Kapital in erneuerbare Energien als in fossile Stromquellen. Noch vor zehn Jahren war das Verhältnis nahezu ausgeglichen –  heute ist die Richtung eindeutig.

Lateinamerika liegt beim Ausbau von Solar- und Windkraft vorn, gefolgt von Südasien. Afrika und Südostasien verzeichnen ebenfalls Zuwächse – wenn auch in einem moderateren Tempo.

Der globale Süden hat seine Investitionsausgaben auf saubere Energie umgestellt. Quelle und © rmi.org (https://rmi.org/the-global-souths-cleantech-revolution-in-five-charts/)

Lateinamerika nutzt mehr Solar- und Windkraft als China

Diese Entwicklungen sind keinesfalls marginal: Rund ein Fünftel der Länder im globalen Süden – darunter Brasilien, Marokko, Bangladesch, Ägypten, Namibia und Vietnam – haben den globalen Norden bei zentralen Kennzahlen bereits überholt, so beim Anteil erneuerbarer Energien im Strommix und beim Elektrifizierungsgrad. In acht Ländern südlich der Sahara ist der Anteil von Solarstrom heute mehr als doppelt so hoch wie in den USA. Und das Erstaunlichste daran? Diese positiven Ausreißer sind keine Ausnahmen. Lateinamerika nutzt bereits mehr Solar- und Windkraft als China. Und Südostasien dürfte – wenn das Tempo konstant bleibt – bald folgen.

Die meisten Regionen des Globalen Südens überholen den Globalen Norden: Anteil von Solar- und Windenergie an der Stromerzeugung nach Regionen und Subregionen. Quelle und © rmi.org (https://rmi.org/the-global-souths-cleantech-revolution-in-five-charts/)

Herausforderung bleiben: Kein Strom, keine Teilhabe

Doch diese positiven Entwicklungen erreichen noch nicht alle. In einigen der ärmsten Länder wächst der Anteil sauberer Energie nur sehr langsam. Hier fehlen oft die nötigen Investitionen, günstige Finanzierungen – und ein verlässlicher Rahmen. So leben rund 700 Millionen Menschen, vor allem in Afrika, bis heute ohne Zugang zu Elektrizität. Wenn auch sie vom Wandel profitieren sollen, braucht es laut RMI gezielte internationale Unterstützung – von Technologietransfers bis zu fairen Finanzierungmöglichkeiten.

Zwei Frauen aus Nigeria lächeln in die Kamera, im Hintergrund ein Slum

Wo Strom fließt, kommt auch Entwicklung in Fluss

Saubere Energie ist mehr als Klimaschutz: Sie schafft Jobs, verbessert die Luftqualität, fördert Bildung und Gleichstellung. Und gemäß RMI ist sie der schnellste Weg zu nachhaltigem Wachstum. Umso erfreulicher, dass die meisten neuen Kraftwerke im globalen Süden heute bereits günstiger sind als fossile Alternativen. Denn so profitieren die Länder, die jetzt investieren, gleich dreifach – ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich.

Und wir?

Auch wir haben die Voraussetzungen, um den Umstieg auf erneuerbare Energien voranzubringen. Die Technik ist da – und dank technologischer Entwicklungen sowie zahlreicher Förderprogramme oft günstiger als noch vor wenigen Jahren. Wer sich heute über Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen informiert, unternimmt einen ersten praktischen Schritt zu mehr Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, geringeren Emissionen und einer zukunftsfähigen Energie- und Wärmeversorgung im eigenen Zuhause.

Fazit – Energiewende mit geringeren Altlasten

Der globale Süden zeigt, was möglich ist, wenn man nicht erst umbauen muss, bevor man aufbauen kann. Die Entscheidung für saubere Energie fällt dort oft nicht nur aus Klimaschutzgründen – sondern, weil sie wirtschaftlich sinnvoll und strukturell machbar ist. Bei uns im Norden ist die Situation anders: Bestehende Systeme müssen angepasst, Infrastrukturen modernisiert, Menschen mitgenommen werden. Das kostet Zeit, Geld – und natürlich auch Entscheidungsfreude.

Wie sieht es bei Euch aus?

Fahrt ihr fossil oder elektrisch? Nutzt Ihr grünen Strom aus der Steckdose oder vom eigenen Dach? Und womit heizt Ihr aktuell? Schreibt’s gerne in die Kommentare!

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