Blick auf eine typische Häuserzeile aus den 50er Jahren
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Energetische Sanierung alter Mehrfamilienhäuser: schneller, besser und nachhaltiger

 

Die energetische Verbesserung des Gebäudebestandes ist ein entscheidender Hebel, den CO2-Ausstoß zu senken und damit etwas gegen den Klimawandel zu tun. Einen viel versprechenden Ansatz stellt dabei das Serielle Sanieren von Mehrfamilienhäusern dar.

Vor allem durch fabrikmäßig vorgefertigte Fassadenelemente und skalierbare Wärmekonzepte (beispielsweise mit aroTHERM plus Wärmepumpen) können in bemerkenswert kurzer Zeit im wahrsten Sinne des Wortes reihenweise Gebäude aus den 50er Jahren von Effizienzklasse H – mit über 250 kWh/m²a Energieverbrauch große „Energiefresser“ – annähernd auf Neubaustandard gebracht werden.

Wie das fast schon prototypisch gut funktioniert, lässt sich in einer Siedlung in Mönchengladbach-Hardt besichtigen. Dort waren in einem Quartier rund ein Dutzend baugleiche, 2-geschossige Mehrfamilien­häuser aus den 50er Jahren á vier bis sechs Wohnungen grundlegend zu sanieren. Und das mit einem ganzheitlichen Ansatz, der besonders schnell, wirtschaftlich und nachhaltig ist: Im ersten Schritt wurden die Wärmeverluste der Gebäude durch optimal gedämmt Vorhangfassaden sowie eine Dachdämmung auf ein Minimum gedrückt. Im zweiten Schritt stand die Wärmetechnik im Fokus: Anstelle der alten Gasgeräte übernehmen jetzt Luft/Wasser-Wärmepumpen vom Typ aroTHERM plus in Kaskadenschaltung die Erzeugung von Raumwärme und die Warmwasserbereitung. Versorgt werden die Wohnungen dabei über neu installierte Wohnungsstationen, die die bisherigen Gasthermen vollständig ersetzen.

Warum Serielles Sanieren?

Initialzündung für die Sanierung der Siedlung in Mönchengladbach war die Selbstverpflichtung der LEG als einem der größten deutschen Wohnungsunternehmen, den Bestand von rund 167.000 Wohnungen klimafreundlicher zu entwickeln. Die Frage war nur: Wie kann das angesichts der zu erwartenden Kosten, aber auch des Fachkräftemangels am günstigsten geschehen? Und wie muss ein Sanierungskonzept aussehen, das in der Folge auch auf andere Objekte ausgerollt werden kann?

Auf Basis der digitalen Gebäudevermessung wurden die Fassadenelemente fabrikmäßig vorgefertigt.

Ausgehend von einem mit vier externen Partnern gegründeten „Reallabor“ entstand als Lösung das Joint-Venture Renowate, ein Gemeinschaftsunternehmen der LEG und der österreichischen Rhomberg Bau. Denn schon in der frühen Projektphase zeichnete sich ab, dass eine weitgehend digital gestützte, industrielle Vorfertigung notwendig sein würde, um die Sanierungsziele – eine zügige, energetische hochwertige Sanierung der Gebäude im bewohnten Zustand – zu erreichen. Angesichts der dafür notwendigen Investitionen ergab sich daraus aber wiederum direkt eine „Henne-Ei“-Problematik. Nämlich die Frage, ob erst ein entsprechender Bedarf an seriellem Sanieren da sein muss, bis es in die fabrikmäßige Vorfertigung gehen kann, oder erst über die Entwicklung einer Lösung die für wirtschaftliche Mengengerüste notwendige Nachfrage geschaffen wird…

Was waren die Herausforderungen?

Typischerweise existieren bei Gebäuden, die mehr als ein halbes Jahrhundert alt sind, für eine Kernsanierung kaum mehr hinreichende Planunterlagen. Das war bei der LEG in Mönchengladbach nicht anderes. Im Sinne einer Integralen Planung mit 3D-Modellen wurden die Objekte deswegen digital detailliert vermessen und die Daten im Sinne der Prozessoptimierung beispielsweise für die Vorfertigung der Vorhangfassaden aufbereitet.

Doch schon bei der Befestigung dieser Fassaden stieß selbst die umfassende Digitalisierung an ihre Grenzen, weil zum Beispiel nicht per Messgerät zu erfassende Stärke und Beschaffenheit der Zwischendecken in den Gebäuden teilweise stark voneinander abwichen. Es war also anpassende Flexibilität gefragt, die jedoch wieder in einer bemerkenswerten Kernkurve mündete: Nahm die individuelle Anpassung zu Beginn des Sanierungsprojektes noch zwei Wochen in Anspruch, waren es bei Abweichungen vom Standard am Ende nur noch etwa 48 Stunden.

Ähnliches galt für die Mieter-Kommunikation. Da die Sanierung der Mehrfamilienhäuser im bewohnen Zustand erfolgte, war für die Bewohner die Belastung durch die Umbauten natürlich zeitweise enorm. Doch auch hier wurde das Grundkonzept der Information und Kommunikation von Haus zu Haus so weit verfeinert, dass am Ende die Freude der Mieter an den zukünftig niedrigeren Verbrauchs- und damit Mietnebenkosen deutlich die Erschwernisse aus der Sanierungsphase überwog.

Welche Vorteile hat Serielles Sanieren?

Für den ganzheitlichen Ansatz der Seriellen Sanierung spielt die skalierbare Wärmetechnik eine entscheidende Rolle.

Bei der seriellen Sanierung der Siedlung in Mönchengladbach, die mittlerweile abgeschlossen ist, hat Renowate viel Pionierarbeit geleistet. Der Bedarf an dem daraus entwickelten Produkt „Serielle Sanierung“ aber ist enorm, so das Unternehmen. Denn insbesondere das Konzept des One-Stop-Shop überzeuge. Also die Gesamtleistung aus einer Hand, von der ersten Bestandsaufnahme inklusive Planung über die Sanierung der Gebäudehülle oder die Ausstattung mit entsprechend skalierbarer Technik bis hin zum Angebot optionaler Leistungen wie Mieter-Kommunikation oder Unterstützung bei der Beantragung von Fördermittel. Für Renowate laute daher jetzt die Frage: „Wie werden wir mit dem zu erwartenden Sanierungsvolumen fertig, und wie schnell können wir die Kapazitäten aufbauen, um die Nachfrage zu befriedigen?“

Vor allem, weil sich auch die Kostenseite des Seriellen Sanierens für Immobilienbesitzer ausgesprochen attraktiv darstellt. Zwar sind die Vorhangfassaden etwa 15 Prozent teurer als herkömmliche Wärmedämmverbundsysteme. Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) gibt es aber einen Bonus, wenn modular vorgefertigte Fassadenelemente eingesetzt werden. Und der Zeitgewinn bedeutet ein hohes Maß an Mieterbindung, hat das Projekt in Mönchengladbach ebenfalls gezeigt.

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