Menschenrechte? Selbstverständlich!
Seit dem Jahr 2011 ist die Vaillant Group Unterzeichnerin des Global Compact der Vereinten Nationen. Damit einher gehen konkrete Verpflichtungen in den Bereichen Menschenrechte und Arbeitsnormen sowie Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Um sicherzustellen, dass Menschenrechte und Arbeitsnormen überall dort eingehalten werden, wo direkt oder indirekt an den Produkten der Vaillant Group gearbeitet wird, hat das Unternehmen eine umfassende Risikoanalyse durchgeführt und eine Grundsatzerklärung verfasst. Vanessa Baumes betreut das Thema im Nachhaltigkeitsmanagement der Vaillant Group. Sie trifft sich mit Laura Curtze, Leiterin Wirtschaft und Menschenrechte des Deutschen Global Compact Netzwerks, zum Fachgespräch.
Vanessa Baumes: Frau Curtze, was sind Ihre Erwartungen an Unternehmen beim Thema Menschenrechte und Arbeitsnormen?
Laura Curtze: Die Erwartungen orientieren sich am UN Global Compact und an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Es geht darum, dass Unternehmen wissen sollen, welche Auswirkungen ihr Handeln hat, und zeigen müssen, welche Maßnahmen sie ergreifen, um Verletzungen von Menschenrechten und Arbeitsnormen vorzubeugen bzw. dort wiedergutzumachen, wo bereits Schaden entstanden ist.
Baumes: Die Wahrnehmung von Eigenverantwortung ist Kern unseres Nachhaltigkeitsprogramms SEEDS, das auch das Thema Menschenrechte beinhaltet.
Curtze: In den Gesprächen mit Unternehmen höre ich immer wieder, dass die Reaktion erst mal ist: „Menschenrechte? Wieso? Ist doch alles gut hier.“ Ich glaube, es ist ganz wichtig, das Thema nach innen zu tragen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen verstehen, es geht um eine ganzheitliche Betrachtung der unternehmerischen Tätigkeit.
Baumes: Wir erleben, dass die Leute motiviert sind, mitzuarbeiten und zu unterstützen.
Curtze: Wo stehen Sie mit Blick auf das Thema? Gibt es bereits eine Grundsatzerklärung spezifisch zur Achtung der Menschenrechte?
Baumes: Ja. Wir haben eine Grundsatzerklärung. Und wir haben fachbereichsübergreifend eine Analyse durchgeführt, um Transparenz bezüglich möglicher Risiken zu erlangen. Dies betrifft sowohl potenzielle Risikoländer als auch die Betrachtung einzelner Menschenrechte.
Curtze: Ich hatte gesehen, Sie haben auch einen Code of Conduct, in dem das Thema Menschenrechte steht.
Baumes: Wir haben einen internen Verhaltenskodex und wir sind dabei, einen speziellen Code of Conduct für unsere Lieferanten festzulegen. Eine Umfrage bei unseren Lieferanten hat ergeben, dass die wenigsten bereits strukturiert im Hinblick auf Menschenrechte und Arbeitsnormen auditiert werden.
Curtze: Interessant, dass Sie erst mal bei den Lieferanten gefragt haben. Wird nach dem Code of Conduct dann auch auditiert?
Baumes: Das wird so sein. Wir arbeiten aktuell ja noch an dem Code of Conduct für unsere Lieferanten. Aber wir machen schon seit Jahren Audits zu Arbeitsbedingungen. Hier sind unter anderem Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Gewerkschaftsfreiheit und Diskriminierung berücksichtigt. Wir haben unsere Auditoren speziell geschult, damit sie neben ihren Aufgaben im Qualitätsaudit auch soziale Risiken abprüfen können.
Curtze: Die Auditorenschulungen finde ich wichtig. Qualitätsauditoren haben einen speziellen fachlichen Hintergrund. Qualitätsaudits sind aber nicht das Gleiche wie Sozialaudits. Das betrifft schon die Fragetechnik. Beim Sozialaudit fragt man nicht: Haben Sie hier Zwangsarbeiter? Sondern man schaut sich Dokumente an, besichtigt die Produktionsstätte und führt Interviews mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Daraus zieht man dann Schlussfolgerungen. Was tun Sie, wenn Sie einen Verstoß feststellen? Schließen Sie die Lieferanten sofort aus?
Baumes: Bisher hatten wir noch nie so einen Fall, glücklicherweise. Es gibt aber klare Grenzen der Akzeptanz.
Curtze: Konzentrieren Sie sich auf Lieferanten auf der ersten Ebene der Lieferkette?
Baumes: Es macht Sinn, hier zuerst anzusetzen. Da wir viele fertige Bauteile einkaufen, ist es schwierig, über diese erste Ebene hinauszugehen.
Curtze: Idealerweise hat man die ganze Kette im Blick, auch wenn das natürlich nicht so leicht umsetzbar ist. Man muss sich schrittweise heranarbeiten, etwa indem man die Lieferanten vertraglich verpflichtet, die vorgelagerten Lieferanten offenzulegen. Es kann helfen, sich pilothaft ein Bauteil anzuschauen oder sich auf bestimmte Rohstoffe zu konzentrieren und festzustellen, wo sie herkommen. Der Einkaufsprozess ist ein ganz wichtiger Hebel, den man nutzen sollte.
Baumes: Deshalb haben wir die Achtung der Menschenrechte und Arbeitsnormen bereits vor Jahren in unsere Einkaufsbedingungen aufgenommen. Mit dem Code of Conduct gehen wir jetzt einen Schritt weiter.
Der UN Global Compact und das Deutsche Global Compact Netzwerk
Der UN Global Compact ist die weltweit größte Initiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Auf Grundlage der zehn universellen Prinzipien und der Sustainable Development Goals (SDGs) verfolgt er die Vision einer inklusiven und nachhaltigen Weltwirtschaft. Das Deutsche Global Compact Netzwerk (DGCN) umfasst gegenwärtig mehr als 640 Teilnehmende – davon circa 580 Unternehmen sowie 60 Vertretende der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik. Mit dem Ziel, Veränderungsprozesse in Unternehmen anzustoßen und Nachhaltigkeit strategisch zu verankern, orientiert sich das DGCN an den Themen Wirtschaft & Menschenrechte, Umwelt & Klima, Antikorruption, Reporting und den SDGs. Mehr unter www.globalcompact.de
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