Foto eines Waldes, der brennt
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Waldbrand: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

 

Die Klimaforschung zeigt: Mit zunehmender Erwärmung steigt die Gefahr von Waldbränden. Woran liegt das? Und was können wir – gerade hier in Deutschland – tun, um das Risiko zu senken?

Wenn Funken auf Trockenheit treffen

Die Erderwärmung sorgt für längere Hitze- und Dürreperioden. Wälder trocknen aus, Gras wird braun und spröde, Totholz zur potenziellen Zündschnur. Dann genügt oft schon ein Funke, um ein Feuer zu entfachen, das sich rasend schnell ausbreitet. Laut Umweltschutzorganisation WWF gehen in Europa 95 Prozent aller Waldbrände auf menschliches Verhalten zurück. Mal ist es Fahrlässigkeit, mal Brandstiftung. Nur in wenigen Regionen der Welt – etwa Kanada – lösen Blitze häufiger Waldbrände aus als Menschen.

Wie es hierzulande aussieht? Überraschend unklar: Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sind rund 77 Prozent der Ursachen für Waldbrände in Deutschland nicht abschließend geklärt. Klar ist aber: Die Waldbrandsaison verlängert sich – von ursprünglich sechs auf inzwischen rund sieben Monate im Jahr. Das bedeutet: Weniger Zeit für die Natur zur Regeneration. Und weniger Zeit, um Vorsorge zu treffen.

Klimamodelle zeigen:

  • In Australien waren die verheerenden Brände 2019/2020 durch den Klimawandel um 30 Prozent wahrscheinlicher.
  • In Westkanada steigt die Wahrscheinlichkeit für extreme Feuer je nach Modell um das 1,6- bis 6-Fache, in Südchina sogar ums Siebenfache.
  • In Frankreich wird statt alle 500 Jahre alle zehn Jahre mit einem Großbrand gerechnet.

Waldschutz ist Brandschutz

Den Klimawandel stoppen wir leider nicht von heute auf morgen. Was wir aber sofort tun können: uns und unsere Wälder besser vorbereiten. Deutschland galt lange nicht als typisches Waldbrandland. Doch das ändert sich gerade. Lindon Pronto, Experte am European Forest Institute, formuliert es in einem Gespräch mit Krautreporter-Journalist Rico Grimm so: „Deutschland wird Waldbrand-Land.“ Das bedeutet: Je besser wir vorbereitet sind, desto eher lässt sich verhindern, dass ein kleiner Funke zu einem großen Feuer wird.

Frau in einem Wald vor einem FeuerFeuer gegen Feuer?

Um Brände zu verhindern, setzen die australischen Ureinwohner, die Aborigines, auf ein Jahrtausende altes, scheinbar paradoxes Mittel: Feuer. Früh in der Trockenzeit legen sie – vor allem in den offenen Savannen- und Buschlandschaften Nord- und Zentralaustraliens – auch heute noch kontrollierte Brände mit geringer Intensität, um brennbares Material zu reduzieren und Brandschneisen zu schaffen. Denn offene Landschaften mit viel trockenem Buschwerk und abgestorbenem Pflanzenmaterial brennen deutlich leichter als regelmäßig abgebrannte, renaturierte Flächen.

Diese Technik des „kühlen Abbrennens“ findet heute weltweit Anwendung. Auch in Deutschland werden Heidelandschaften regelmäßig abgebrannt, um ihre Renaturierung zu fördern. Was bei uns allerdings verboten ist: Gegenfeuer während eines Brandes zu legen. Dabei könnte genau das helfen, ein außer Kontrolle geratenes Feuer zu stoppen – durch den Entzug von Sauerstoff und Brennstoff. Der Grund für das Verbot liegt in einem traditionell geprägten Verständnis: Wir betrachten Feuer vor allem als Bedrohung, nicht als Teil eines natürlichen Kreislaufs.

Was in Deutschland schon passiert – und noch getan werden könnte

Nahaufnahme eines Feuerwehr-AutosAber auch bei uns tut sich etwas: In besonders gefährdeten Gebieten werden Wasserspeicher angelegt, Brandschneisen geschaffen und Frühwarnsysteme installiert. Auch Löschflugzeuge sind mittlerweile im Einsatz. Ergänzend dazu fordern Brandschutzexperten vor allem eins: mehr Ausbildung. Denn Feuerwehrleute müssen wissen, wie sie sich im Wald taktisch verhalten – wo Kontrolllinien verlaufen, wie Schläuche verlegt werden, wie Teams sich organisieren. Bislang fehlt dafür eine zentral zuständige Stelle, die Wissen systematisch bündelt und weitergibt. Denn Brandschutz und Waldbrandbekämpfung sind Ländersache.

Und unsere Wälder?

Rund 40 Prozent der deutschen Wälder bestehen noch aus Monokulturen – oft aus Fichten oder Kiefern. Diese Wälder sind nicht nur besonders anfällig für den Borkenkäfer, sondern auch für Feuer. Denn sie speichern deutlich weniger Wasser als artenreiche Mischwälder. Der Umbau ist teuer und langwierig – aber notwendig. Ironischerweise kann ausgerechnet Feuer diesen Umbau beschleunigen. Experte Lindon Pronto sieht darin sogar eine Chance: Wenn ein Wald abbrenne, dauere es nur zwei Jahre, bis er sich neu aufstellt. Mechanisch schafften wir das nicht, das dauere Jahrzehnte.

 

Deine Meinung zählt! Was denkst Du über kontrolliertes Abbrennen, Brandschutz in Deutschland oder den Umbau unserer Wälder? Lass uns gerne in den Kommentaren diskutieren – wir freuen uns auf Deine Sichtweise!

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