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Nachhaltig & fair: Alternative Smartphones und Elektrogeräte

 

Eigentlich hört man es immer wieder: Arbeiter begehen in chinesischen Fabriken Selbstmord, der lukrative Rohstoffhandel erzeugt blutige Konflikte, Kinderarbeit und Sklavenhandel begleiten die Produktion von modernen Elektrogeräten wie Smartphones, Tablets oder Fernsehern. Eine Handvoll kleiner Unternehmen setzt sich dem entgegen und produziert möglichst faire und nachhaltige Geräte.

Kaum ein deutscher Haushalt, in dem sich nicht die Elektrogeräte stapeln. Smartphones, Tablets, Laptops, Flachbild-TV, Spielekonsolen – die Liste ist lang. So unterhaltsam und nützlich diese Alltagsgegenstände auch sein mögen, ihre Herstellung ist ein schmutziges Geschäft. Auch die Nachhaltigkeit bleibt dabei leider fast immer auf der Strecke.

Quelle: Fairphone

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Elektrogeräte: Ein Spaß auf Kosten von Mensch und Natur

Ein großes Problem in der Produktion von Elektrogeräten ist, dass wertvolle, teils seltene Rohstoffe verbaut werden. Dazu gehören:

  • Zinn
  • Tantal
  • Kobalt
  • Wolfram
  • Coltan
  • Gold
  • Kupfer

Diese Rohstoffe werden oft unter Einsatz umwelt- und gesundheitsschädlicher Chemikalien gefördert. Zum anderen ist der Energieaufwand enorm. Greenpeace geht von 968 Terrawattstunden Strom aus, die in den letzten zehn Jahren allein auf das Konto der Smartphones gehen. Das entspricht etwa dem doppelten Jahresverbrauch von ganz Deutschland. Nachhaltig ist die Produktion also nicht. Hinzu kommt, dass zahlreiche Elektrogeräte nur eine verhältnismäßig niedrige Lebenserwartung haben, sodass die Nachfrage nach neuen Geräten wächst.

Zur Umweltbelastung kommen die schwierigen Bedingungen in den Fabriken. Denn Elektrogeräte werden überwiegend im asiatischen Raum gebaut. Kinderarbeit, untragbare Arbeitszeiten oder gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze sind keine Seltenheit. Nach fairen Produktionsbedingungen muss man lange suchen.

Nachhaltige Elektrogeräte: Das Start-up mit der Maus

Susanne Jordan, Gründerin Start-up Nager IT; Quelle: www.nager-it.de

Susanne Jordan, Gründerin Start-up Nager IT; Quelle: www.nager-it.de

Das erste nachhaltige Elektrogerät war – eine Maus. Die Geografin Susanne Jordan gründete schon 2012 das Start-up Nager IT, mit dem Ziel, eine Computermaus zu entwickeln, die ohne Ausbeute von Mensch und Natur hergestellt wird. Das ist ihr gelungen. Die Faire Maus wird in Regensburg in einer Integrationswerkstatt hergestellt. Sie hat ein Holzrad und ein Gehäuse aus Zuckerrohr. Je nach Ausführung kostet sie um die 30 Euro und ist damit durchaus konkurrenzfähig. Die Polizei Niedersachsen hat erst Ende 2017 alle 20.000 Arbeitsplätze auf die Faire Maus umgestellt.

Trotz aller Anstrengungen ist es dem engagierten Start-up nicht möglich, alle Teile vollkommen fair und nachhaltig einzukaufen. Die Hersteller bezeichnen die Faire Maus daher als zu zwei Dritteln fair.

Nachhaltige Smartphones: Das Fairphone ist gekommen um zu bleiben

Quelle: Fairphone

Quelle: Fairphone

Auch das Fairphone versucht eine Alternative zu sein – ein modernes Smartphone, nachhaltig produziert und trotzdem technologisch auf dem neusten Stand. Das kommt bei den Käufern gut an. Immerhin sind seit 2013 schon 125.000 Geräte verkauft worden. Das Konzept des Unternehmensgründers Bas van Abel fußt auf einer ganzheitlichen Strategie und konzentriert sich auf vier zentrale Hürden in der Smartphone-Herstellung:

Bergbau:
Alle für das Fairphone zuliefernden Minen werden überprüft und zwar auf Umweltstandards, sichere und faire Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Kinderarbeit. Die sogenannten „konfliktfreien“ Rohstoffe sollen die lokale Wirtschaft fördern.

Produktion:
Die chinesischen Fabriken, die das Smartphone bauen, arbeiten gemeinsam mit Fairphone an Verbesserungen ihrer Arbeitsstandards. Dazu gehören Arbeitszeiten, existenzsichernde Löhne aber auch Brandschutz. Zusammen mit dem Produktionspartner Hi-P hat Fairphone außerdem einen Sozialfond errichtet.

Lebenszyklus:
Für das Fairphone gibt es viele Ersatzteile und Reparaturanleitungen. Außerdem setzt sich das Unternehmen aktiv für Recyclingprogramme ein, um den Elektroschrott durch Mobiltelefone zu reduzieren und den Bedarf an neuen Rohstoffe zu vermindern.

Design:
Design und Konstruktion des Fairphones sind darauf ausgerichtet, dass das Gerät möglichst langlebig und individualisierbar ist. So ist es beispielsweise möglich, im 3D-Druckverfahren Hüllen herzustellen.

Ähnlich wie bei der Fairen Maus sind auch den Erfindern des Fairphone Grenzen gesetzt. Das Fairphone ist zwar nicht zu 100 Prozent nachhaltig, die ungebremste Ausbeutung von Mensch und Natur findet man bei diesem aber Smartphone nicht.

Nachhaltige Notebooks: Das erste faire Laptop kommt aus Hessen

Im hessischen Falkenberg produziert Shift schon seit 2014 ebenfalls faire Smartphones. Allerdings hat das Familienunternehmen die Angebotspalette längst ausgeweitet. Neben Zubehör wie Kopfhörern ist nun das erste faire Notebook in der Entwicklung, das SHIFT12m oder auch Tablop genannt. Die Finanzierung erfolgt über Crowdfunding.

Ebenfalls wie bei den Smartphones soll auch das Notebook, das übrigens als „detachable“ mit abnehmbarer Tastatur geplant ist, besonders fair und nachhaltig produziert sein. So verzichtet die Shift GmbH vollständig auf den konfliktträchtigen Rohstoff Coltan. Die chinesischen Fabriken müssen zudem klare Arbeitsbedingungen einhalten. Das bedeutet unter anderem:

  • maximal 50 Stunden Wochenarbeitszeit (statt üblicher 90)
  • 3200 RMB Mindestlohn (statt üblicher 1000-1500 RMB)
  • Versicherungspaket mit Kranken-, Alters-, Renten-, Arbeitsunfähigkeits- und Schwangerschaftsversicherung
  • kostenfreies Essen und bei Bedarf mietfreie Unterkünfte auf dem Firmengelände

Reparatur & Recycling: Ein Laptop hat viele Leben

Einzelteile wie Speicher oder Akku können die Nutzer eigenständig ersetzen. Dafür wird es Anleitungen geben. Außerdem verfällt die Garantie nicht, wenn man das Gerät öffnet. Eine weitere Besonderheit ist das Gerätepfand, das Shift auf alle Produkte erhebt. Sendet man ein altes Gerät zurück, bekommt man 22 Euro gutgeschrieben. Shift bereitet die gebrauchten Geräte entweder wieder auf, oder recycelt die Einzelteile.

Das erste faire Notebook soll Mitte 2018 zu kaufen sein. Man kann es allerdings bereits jetzt zu einem reduzierten Preis vorbestellen.

Nachhaltige Geräte statt Elektromüll bei Back Market

Auf der Plattform Back Market kann man professionell wiederaufbereitete Elektrogeräte kaufen. Das französische Projekt ist seit kurzer Zeit auch mit einer deutschen Präsenz vertreten. Hier bekommt man hochwertige, aber gebrauchte Smartphones, Laptops, Kameras, Spielekonsolen etc., die alle von zertifizierten Partnerwerkstätten überholt wurden. Meist ist sogar eine Gewährleistung von einem Jahr enthalten. Wer grüne Technik einsetzen möchte, greift hier zu, denn am nachhaltigsten ist es immer noch, auf gebrauchte Geräte zurückzugreifen. Ganz abgesehen davon, dass man für erstklassige Produkte 30 bis 50 Prozent weniger zahlt.

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