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Nachhaltig & fair: Alternative Smartphones und Elektrogeräte

 

Eigentlich hört man es immer wieder: Arbeiter begehen in chinesischen Fabriken Selbstmord, der lukrative Rohstoffhandel erzeugt blutige Konflikte, Kinderarbeit und Sklavenhandel begleiten die Produktion von modernen Elektrogeräten wie Smartphones, Tablets oder Fernsehern. Eine Handvoll kleiner Unternehmen setzt sich dem entgegen und produziert möglichst faire und nachhaltige Geräte.

Kaum ein deutscher Haushalt, in dem sich nicht die Elektrogeräte stapeln. Smartphones, Tablets, Laptops, Flachbild-TV, Spielekonsolen – die Liste ist lang. So unterhaltsam und nützlich diese Alltagsgegenstände auch sein mögen, ihre Herstellung ist ein schmutziges Geschäft. Auch die Nachhaltigkeit bleibt dabei leider fast immer auf der Strecke.

Quelle: Fairphone

Quelle: Fairphone

Elektrogeräte: Ein Spaß auf Kosten von Mensch und Natur

Ein großes Problem in der Produktion von Elektrogeräten ist, dass wertvolle, teils seltene Rohstoffe verbaut werden. Dazu gehören:

  • Zinn
  • Tantal
  • Kobalt
  • Wolfram
  • Coltan
  • Gold
  • Kupfer

Diese Rohstoffe werden oft unter Einsatz umwelt- und gesundheitsschädlicher Chemikalien gefördert. Zum anderen ist der Energieaufwand enorm. Greenpeace geht von 968 Terrawattstunden Strom aus, die in den letzten zehn Jahren allein auf das Konto der Smartphones gehen. Das entspricht nicht ganz dem doppelten Jahresverbrauch von ganz Deutschland: 2023 betrug er rund 517 Terrawattstunden (brutto). Nachhaltig ist die Produktion also nicht. Hinzu kommt, dass zahlreiche Elektrogeräte nur eine verhältnismäßig niedrige Lebenserwartung haben, sodass die Nachfrage nach neuen Geräten wächst.

Zur Umweltbelastung kommen die schwierigen Bedingungen in den Fabriken. Denn Elektrogeräte werden überwiegend im asiatischen Raum gebaut. Kinderarbeit, untragbare Arbeitszeiten oder gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze sind keine Seltenheit. Nach fairen Produktionsbedingungen muss man lange suchen.

Nachhaltige Elektrogeräte: Das Start-up mit der Maus

Susanne Jordan, Gründerin Start-up Nager IT; Quelle: www.nager-it.de

Susanne Jordan, Gründerin Start-up Nager IT; Quelle: www.nager-it.de

Das erste nachhaltige Elektrogerät war – eine Maus. Die Geografin Susanne Jordan gründete schon 2012 das Start-up Nager IT, mit dem Ziel, eine Computermaus zu entwickeln, die ohne Ausbeute von Mensch und Natur hergestellt wird. Das ist ihr gelungen.

Die Faire Maus wird in Regensburg in einer Integrationswerkstatt hergestellt. Sie hat ein Holzrad und ein Gehäuse aus Bio-Kunststoff. Je nach Ausführung kostet sie zwischen 30 und 40 Euro und ist damit durchaus konkurrenzfähig. Elf Jahre nach der Gründung hat Nager IT rund 80.000 Mäuse verkauft.

Trotz aller Anstrengungen ist es bis heute nicht möglich, alle Teile vollkommen fair und nachhaltig einzukaufen: 70 % der Einzelteile stammen aus Betrieben mit sehr guten Arbeitsbedingungen; 20 % garantieren, dass verwendete Rohstoffe nicht aus Kriegsgebieten stammen. Bis zur 100 % fairen Maus müssen noch weitere Lieferanten davon überzeugt werden, fair und nachhaltig gewonnene Rohstoffe zu verwenden – zum Beispiel recycelte Metalle.

Nachhaltige Smartphones: Das Fairphone ist gekommen um zu bleiben

Quelle: Fairphone

Quelle: Fairphone

Auch das Fairphone ist eine Alternative – ein modernes Smartphone, nachhaltig produziert und trotzdem technologisch auf dem neusten Stand. Das kommt bei den Käufern gut an. Seit 2013 sind schon mehr als eine halbe Million Geräte verkauft worden.

Das Konzept des Unternehmensgründers Bas van Abel fußt auf einer ganzheitlichen Strategie und konzentriert sich auf vier zentrale Hürden in der Smartphone-Herstellung:

Bergbau:
Alle für das Fairphone zuliefernden Minen werden überprüft und zwar auf Umweltstandards, sichere und faire Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Kinderarbeit. Die sogenannten „konfliktfreien“ Rohstoffe sollen die lokale Wirtschaft fördern.

Produktion:
Die chinesischen Fabriken, die das Smartphone bauen, arbeiten gemeinsam mit Fairphone an Verbesserungen ihrer Arbeitsstandards. Dazu gehören Arbeitszeiten, existenzsichernde Löhne aber auch Brandschutz. Zusammen mit dem Produktionspartner Hi-P hat Fairphone außerdem einen Sozialfond errichtet.

Lebenszyklus:
Für das Fairphone gibt es viele Ersatzteile und Reparaturanleitungen. Außerdem setzt sich das Unternehmen aktiv für Recyclingprogramme ein, um den Elektroschrott durch Mobiltelefone zu reduzieren und den Bedarf an neuen Rohstoffe zu vermindern.

Design:
Design und Konstruktion des Fairphones sind darauf ausgerichtet, dass das Gerät möglichst langlebig und individualisierbar ist. So ist es beispielsweise möglich, im 3D-Druckverfahren Hüllen herzustellen.

Genau wie die Erfinderin der Fairen Maus stoßen auch die Entwickler des Fairphones an Grenzen. Jedoch macht das Fairphone 5 deutliche Fortschritte in Richtung Nachhaltigkeit. Es wird komplett mit erneuerbarer Energie hergestellt und enthält mehr als 70 % faire und recycelte Materialien. Für jedes verkaufte Gerät wird ein Bonus für fairen Lohn ausgezahlt, der den Menschen zugutekommt, die es herstellen. Zudem wird ein altes Smartphone wiederverwertet oder die gleiche Menge an Elektronikschrott recycelt, wodurch das in Umlauf gebrachte Materialgewicht zu 100 % kompensiert wird.

Nachhaltige Notebooks: Das erste faire Laptop kommt aus Hessen

Die Gründer Hannes Hessen und Carlo Huhn starteten das Unternehmen Shift 2014 mit einer Crowdfunding-Kampagne, um das erste modulare Shiftphone zu entwickeln.
Seitdem hat das im hessischen Falkenberg angesiedelte Unternehmen seine Angebotspalette deutlich erweitert: Es hat nicht nur das erste faire Laptop auf den Markt gebracht, sondern verkauft neben Kopfhörern und Tablets inzwischen auch sogar E-Bikes. Außerdem hat es ein Software-Ökosystem entwickelt, das auf Privatsphäre und Sicherheit ausgelegt ist.

Nachhaltigkeitsprinzipien durchdringen auch bei Shift alle Bereiche

Das Unternehmen setzt auf recycelte Materialien und ein Rücknahmeprogramm für Altgeräte, um Ressourcen zu schonen. Darüber hinaus fördert Shift soziale und ökologische Projekte und bekennt sich klar zu fairer und nachhaltiger Technologie: Langlebige Produkte, Reparierbarkeit und faire Arbeitsbedingungen stehen im Zentrum der Firmenphilosophie. Somit setzt Shift wie Nager IT und Fairphone auf ein Geschäftsmodell, das Mensch und Umwelt gleichermaßen in den Vordergrund stellt.

Tipp! Umweltfreundlich und kostengünstig: generalüberholte Technik

Weniger als ein Fünftel der Menschen in Deutschland hat bislang gebrauchte Digitalgeräte gekauft – so das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Verbraucherzentralen NRW aus dem Jahr 2023. Dabei berichten diejenigen, die den Zweitmarkt für Smartphone, Tablets oder Computer bereits genutzt haben, zu 91 % von guten und sehr guten Erfahrungen. Refurbished – also generalüberholte – Produkte werden professionell geprüft, repariert und oft mit neuen Komponenten versehen, was ihre Lebensdauer verlängert. Anbieter wie Refurbed oder Back Market weisen durchweg gute Bewertungen auf. Amazon und Apple verkaufen ebenfalls refurbished Geräte mit garantierter Qualität. Wer wissen möchte, wann sich Alternativen zum Neukauf lohnen, findet hilfreiche Informationen bei der Verbraucherzentrale: „Neu denken statt neu kaufen: Kaputte Elektrogeräte nachhaltig ersetzen“. Schaut doch mal rein!

 

 

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