CO2-Fußabdruck
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Mikroalgen: Kleine Klimaretter?

 

Im Supermarkt stehen Nudeln aus ihrem Mehl im Regal. Die Kosmetikindustrie kennt tausende Produkte mit ihren Wirkstoffen. Und auch in Medikamenten sind sie zu finden – Algen. Doch was die wenigsten wissen: Die Pflanzen haben noch viel mehr Talente.

Forscher gehen davon aus, dass es ungefähr 400.000 Algenarten auf der Welt gibt. Bekannt sind aktuell nur etwa 20 Prozent. Beim Kampf gegen den Klimawandel vermuten Biologen und Klimaforscher bei Algen ungenutzte Potenziale. Wir zeigen euch drei Forschungsgebiete, die versuchen mithilfe der grünen Multitalente das Klima zu verbessern.

Algen als alternative Energieträger

Wie aus anderen organischen Stoffen auch kann aus Algen Biomasse entstehen, aus der sich dann Biogas für das Beheizen von Gebäuden gewinnen lässt. Voraussetzung ist, Algen industriell zu züchten. Das gelingt heute zum Beispiel in Photobioreaktoren: In einem mit Wasser gefüllten Röhrensystem befinden sich Algen, die durch die Zufuhr von Nährstoffen und CO2 heranwachsen. Die Herausforderung ist, dass diese Reaktoren viel Platz benötigen. Die Firma MINT Engineering aus Berlin hat genau dieses Problem gelöst. In großen Fassadenanlagen, die beispielsweise an Industriegebäude montiert werden, können Algen platzsparend heranwachsen. Der Vorteil: Die Anlagen nutzen ohnehin vorhandene Fläche. Betreiber von Großindustrieanlagen können mithilfe der Photobioreaktoren ihren CO2-Ausstoß reduzieren, indem sie das entstandene Kohlendioxid direkt der Fassadenanlage zuführen.

Algen als Luftfilter

Den CO2-Hunger von Algen möchte auch der französische Umweltkonzern SUEZ nutzen. Um zu erforschen, wie Algen die Luft in Metropolen verbessern können, hat SUEZ eine klassische Pariser Litfaßsäule zweckentfremdet. Auf einer Fläche von vier Metern Höhe und zweieinhalb Metern Umfang hat der Zylinder ein Volumen von einem Kubikmeter. Darin: Wasser und Mikroalgen, die mittels Photosynthese Kohlendioxid einfangen. Damit die Algen an den Nährstoff kommen, wird die Außenluft angesaugt und zirkuliert im Inneren der Säule an ihnen vorbei. Ziel ist es, pro Jahr eine Tonne CO2 einzufangen. Das entspricht der Auffangleistung von etwa 112 Bäumen. Der praktische Nebeneffekt: Die Anlage ist mit dem Abwassersystem verbunden. Dort wird die Algenmasse zu Klärschlamm, aus dem sich Biomethan gewinnen und in die städtische Gasleitung einspeisen lässt.

Algen als Treibstoff

Algen speichern bei der Photosynthese energiereiches Öl. In Bioraffinerien werden in einem Extraktionsverfahren die Zellen der Alge aufgebrochen und so das Öl gewonnen. Am Forschungszentrum Jülich arbeiten Wissenschaftler daran, dieses Öl in Treibstoff umzuwandeln. Der so entstandene Biokraftstoff ist quasi klimaneutral, da seine Verbrennung nur so viel CO2 erzeugt wie die Algen bei der Photosynthese verbrauchen. In verschiedenen Testreihen ist es Forschern bereits gelungen, Autos und sogar Flugzeuge mit dem aus Algen hergestellten Biodiesel anzutreiben.

Fazit

Bei den vielzähligen Projekten, die an Algen als Energieträger oder Filter arbeiten, gibt es derzeit einen entscheidenden Haken: Es bedarf oftmals eines großen Aufwands, um Algen künstlich zu produzieren und zu verarbeiten. Die Forschung steht allerdings noch am Anfang und bietet viel Potenzial für die Zukunft: Gelingt es Herstellung und Verarbeitung energie- und kosteneffizient zu betreiben, können Algen durchaus einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.

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4 Kommentare

Johann Bauerfeind

Hallo,
absolut richtig zusammengefasst. Wir haben dazu eine Lösung entwickelt und testen diese bereits auf einem Dach in Berlin. Wir nutzen speziell gezüchtete Algenbiofilme, die wie ein “lebender Teppich” an Ort und Stelle eingesetzt werden. Anstelle der Mikroalgen ernten wir lediglich ihre “Früchte”. Wir sind Solaga und bringen Mikroalgen in den urbanen Raum. Folgt uns auf facebook. Unsere Webseite wird gerade umgebaut also nicht wundern. (www.solaga.de)
https://www.facebook.com/solagabiotech/

21 grad Redaktion

Hallo Johann,

danke für Deinen Kommentar und das Teilen Deiner Erfahrung. Das Projekt klingt sehr spannend. Super, dass es solche Lösungen gibt und Ihr diese aktuell testet.

Liebe Grüße
Jacqueline vom 21 grad Team

Pula

Sehr schlecht informiert

Maximilian Staab

Bin ein riesiger Algen Fan. Daumen Hoch von Mir. LG Maximilian

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