Das Bild zeigt eine Weltkugel und einen Baum in den Händen von jeweils einer Person.
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Die 10 Must-Knows zur Biodiversität

 

„Wenn wir so weitermachen wie bisher, ruinieren wir die Grundlagen unseres Lebens auf diesem Planeten“, erklärt Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die erstmals von 45 Expertinnen und Experten des Leibniz-Forschungsnetzwerks Biodiversität veröffentlichten „10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung“ sollen zum Dialog einladen und stellen gleichzeitig konkrete Forderungen an die Politik. Wichtig war den Forschenden, sich nicht nur auf einzelne Phänomene zu konzentrieren, sondern auf die großen Zusammenhänge.

Die 10 Must-Knows zur Biodiversität:

1) Klima- und Biodiversitätsschutz zusammen verwirklichen

Das Bild zeigt das Meer.Ökosysteme wie Wälder oder Ozeane haben in den vergangenen zehn Jahren etwa 55% des vom Menschen verursachten Ausstoßes von CO2 aufgenommen. Bei der Zerstörung von Ökosystemen werden große Mengen Treibhausgas freigesetzt. Intakte Ökosysteme nützen also dem Klima. Der Erhalt der Biodiversität ist eine elementare Voraussetzung für Erfolge beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

2) Planetare Gesundheit stärken

75 % aller neu auftretenden Infektionskrankheiten – darunter aktuell auch Corona – sind Zoonosen, das heißt, sie werden von Tieren auf den Menschen übertragen. Dies passiert vor allem, weil der Mensch immer mehr in die Naturräume der Tiere eindringt oder Massentierhaltung betreibt. Die Ökosysteme schützen und Massentierhaltung mindern, kann der Gesundheit von Mensch und Natur nützen.

3) Unsichtbare Biodiversität beachten

Elefanten oder Tiger kennt jeder und müssen auch zurecht geschützt werden. Aber das für uns unsichtbare Leben unter der Oberfläche stirbt auch. In Flüssen und Seen ist die Menge größerer Wirbeltiere um 84 % zurückgegangen. Über das Bodensterben von Mikroorganismen muss deshalb dringend mehr geforscht werden. Denn die Kleinstlebewesen unter der Erde sind wichtig für alles, was auf der Erde wächst.

4) Biokulturelle Lebensräume fördern

Die meisten der noch 5.000 indigenen Völker können nicht ohne eine intakte Natur überleben. Biodiversität und kulturelle Vielfalt liegen eng beieinander. So werden 70% aller Sprachen auf nur 24% der Erdoberfläche gesprochen, die auch eine große Artenvielfalt aufweisen. Verlieren wir also die Sprachen, verlieren wir auch das Wissen über die Artenvielfalt.

5) Wald nachhaltig nutzen 

Das Bild zeigt einen Wald.Nach drei Dürrejahren von 2018 bis 2020 haben
79 % aller Bäume in deutschen Wäldern weniger Blätter. Viele Wälder werden durch Klimastress noch anfälliger für Insektenfraß oder Feuer. Gleichzeitig sind unsere Wälder Lieferanten für klimafreundliche Rohstoffe, denn Bäume filtern CO2 aus der Luft und speichern es im Holz. Deshalb brauchen Wälder durch Zertifizierung, Neupflanzung resilienter Arten oder durch die Unterstützung natürlicher Waldentwicklung professionelle Hilfe.

6) Landwirtschaft umbauen

Die Erzeugung von Lebensmitteln ist für die Menschheit eine enorm anstrengende Arbeit. Aber Monokulturen und zu viel Gift und Dünger tragen zum Aussterben vieler Arten bei. Auf 40 % der globalen Ernteflächen wachsen nur die bekannten Getreidesorten Mais, Weizen oder Reis. Fast 40 % der pflanzlichen Vielfalt ist vom Aussterben bedroht. Landwirtinnen und Landwirte brauchen deshalb finanzielle Unterstützung und Beratung, etwa durch die EU-Agrarpolitik.

7) Land und Ressourcen schützen

77 % der Landflächen weltweit (die Antarktis ausgenommen) sind durch den Menschen bereits stark künstlich verändert worden. Naturräume müssen deshalb geschützt und Flächen renaturiert werden, um die Ökosysteme zu erhalten und das Klima zu schützen.

8) Transnationale Infrastrukturen und Bildung für Nachhaltigkeit ausbauen

Entlang der internationalen Lieferketten kommt es oft zu Umweltschäden. Strategien, wie die der EU zum Schutz der Biodiversität, müssen daher weltweit gedacht werden. Es kommt aber auch auf jeden Einzelnen von uns an. Mehr als 70 % aller Biodiversitätsdaten werden von Menschen erfasst, die außerhalb der Wissenschaft aktiv sind.

9) Zugang und offene Nutzung von Forschungsdaten sichern

Das Teilen von Daten ist Grundlage für wirksames Management von Biodiversität. So bietet heute eine Datenbank der INSDC (Internationale Vereinigung der Gensequenzdatenbanken) mehr als eine Trillion Gensequenzen zur weltweit freien Nutzung. Sie helfen dabei, neue Arten zu identifizieren oder bei bekannten Veränderungen festzustellen, etwa bei Krankheitserregern.

10) Biodiversitätsfreundliche Anreize setzen

Rund 140 Milliarden US-Dollar werden weltweit jährlich für den Schutz der Artenvielfalt ausgegeben – aber 500 Milliarden an öffentlichen Subventionen plus geschätzte 2.600 Milliarden an privaten Investitionen in Sektoren, die der Artenvielfalt schaden. Auswirkungen auf die Biodiversität müssen deshalb unbedingt miteinbezogen werden.

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