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Zürich: Grüne Grandezza zu Fuße der Alpen

 

Zürich ist eine der lebenswertesten Städte der Welt. In internationalen Rankings steht die Kulturmetropole stets weit oben. Die hohe Lebensqualität kommt nicht von ungefähr: In Zürich hat man sich Nachhaltigkeit besonders groß auf die Fahnen geschrieben. Machen wir einen Streifzug durch die Stadt und schauen, wo sich Nachhaltigkeit im (Reise-)Alltag wiederfinden lässt.

Wer mit dem Zug nach Zürich reist, sitzt in nur einem von rund 3.000 Zügen, die täglich über die Schienen des Hauptbahnhofes rollen. Zum Vergleich: In Berlin sind es gerade mal 1.200 Züge, in München 1.900. Ein schneller und serviceorientierter öffentlicher Nahverkehr ergänzt in Zürich das Angebot und reduziert den Autoverkehr spürbar. Der Grund ist naheliegend: 40 Prozent der CO2-Emissionen werden auf den Straßen erzeugt. Da die Schweiz im europäischen Vergleich einen der höchsten pro-Kopf-Kraftstoffverbräuche hat, ist das wichtigste Ziel, dass möglichst viele Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen.

“Velo”-City: Zürich, die Stadt der Fahrräder

Zu diesem Konzept gehört auch “Züri rollt”, das Netz an Leihfahrrädern, schweizerisch: “Velos”. Ob City-Bikes, E-Bikes und Kindervelos – die Fahrräder kann man an den Velostationen zum Beispiel ganzjährig am Europaplatz nördlich des Hauptbahnhofes oder südlich davon an der Postbrücke ausleihen. Die Fahrradmobilität wird noch weiter kultiviert: Das beginnt mit Liegevelos oder Fahrrädern mit integrierten Anhängern, geht über die Werkstatt oder die Reparatur-Ecke, die jeder für sein Fahrrad nutzen kann, und den Ersatzteilverkauf, bis hin zu Schließfächern und einer Luftpumpstation.

Fahrradfahren oder Zu-Fuß-Gehen sind auch deshalb in der CO2-Kalkulation wichtig, weil man herausgefunden hat, dass jede zweite mit dem Auto gefahrene Strecke in der Schweiz so kurz ist, dass sie bequem per Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden könnte. Bedenkt man, dass jeder gefahrene Kilometer 150g CO2-Emission pro Person verursacht, wird das Einsparpotenzial klar. Noch deutlicher gestaltet sich das im Vergleich zur Flugreise: Eine Flugreise Zürich-Berlin verursacht 348 kg CO2, mit dem Zug verringert sich der Wert auf nur noch 75 kg.

Ein Spaziergang unter Platanen

Idealer Start für einen Bummel durch die 400.000-Einwohner-Stadt ist der Platzspitz im Stadtzentrum, einer der traditionsreichsten Züricher Parks mit vielen eindrucksvollen alten Platanen. Etwa 50.000 Bäume stehen in den Züricher Grünanlagen, das macht rund eine Millionen Bäume im ganzen Stadtgebiet. Sie binden CO2, produzieren Sauerstoff und verdunsten Feuchtigkeit gegen das trockene Stadtklima.

Am Eingang des Platzspitz-Areals zwischen Landesmuseum und dem Fluss Limmat befinden sich übrigens zwei Wärmepumpenanlagen. Unter der Brücke und dem Walchetor liegen die zwei saisonal eingesetzten Wärmepumpen, die dem Flusswasser Wärme entziehen. 4.500 Tonnen Heizöl jährlich werden so eingespart, die durch ihre Verbrennung große Mengen CO2 freisetzen würden.

Wienachtsdorf: Recyclingmarkt für ein trendiges Weihnachten

Rund um die Adventszeit versprüht Zürich einen besonderen Charme. Nachhaltigkeits-Fans sollten das Wienachtsdorf auf dem Sechseläutenplatz an Opernhaus und Zürichsee nicht verpassen. Die städtische Vorgabe für den Markt heißt “Upcycling”, das heißt, es müssen wiederverwertete Materialien eingesetzt und aufgewertet werden. Auf dem Markt in der Züricher Altstadt gibt es daher überwiegend lokal gefertigte Waren, die von (Kunst-)Handwerkern oder Designern angeboten werden. Dazu gehören Accessoires wie Schmuck und Taschen oder auch Fahrräder. Hier findet man ausgesprochen originelle Weihnachtsgeschenke.

Second-Hand-Fashion: Von Underground bis Eleganz

In Zürich kann man außerdem in mehr als 50 Second-Hand-Läden nach dem Retro-Nonplusultra stöbern. Dazu gehört zum Beispiel Blenda Vintage in der Züricher Altstadt in der Stüssihofstatt. Geboten werden stilvolle Kleidung, Accessoires und Schuhe aus aller Welt. Wenn vereinzelt neue Kleidung auf der Stange hängt, stammt sie aus der Region.
In der Josefstraße kultiviert Dotti’s ebenfalls das hippe Flair des Gebrauchten und macht etwas Besonderes daraus. Die Vintagemode wird auch um aktuelle Stücke junger Marken ergänzt. Hinzu kommen Second-Hand-Wohn-Accessoires und -Möbel.

Für Gourmets, die das Neue suchen: Zürich isst

Einkaufen macht hungrig. Wie gut, dass es „Zürich isst“ gibt. Das Projekt hebt seit 2015 nachhaltige Gastronomie in der Stadt hervor. Der Blogger Pascal Grob stellt noch heute in seinem Blog “Züri isst”  vorbildliche Gastronomie mit nachhaltigen Ansätzen vor. Ob vegane Speisen im Silosilo in der Limmatstraße oder koreanische Burger im Chilees in der Uetlibergstraße – in Zürich schmeckt’s und zwar nachhaltig.

Anders essen mit Laura Schälchli

Ein Kopf der kulinarischen Züricher Szene, der Konsumenten und Produzenten ohne lange Wege und damit auch möglichst klimaneutral zueinander führen will, ist Laura Schälchli. Sie hat viele Ideen und überrascht immer wieder mit ihren kulinarischen (Erlebnis-)Konzepten. Eines ihrer Projekte ist Sobre Mesa, eine Fortbildungsreihe über Kulinarik, bei der Essen und Trinken aber nicht zu kurz kommen. Veranstaltungsort ist der BachserMärt in der Kalkbreite, Badenerstaße. BachserMärt bringt hochwertige Lebensmittel von unabhängigen Bio-Produzenten nach Zürich.

Waidhof: Lebensmittel in Bioqualität

Wer sich nicht zum Essen niederlassen, sondern kaufen und selbst zubereiten möchte, der ist beim Waidhof in der Schwandenholzstraße richtig. Neben saisonalem Obst findet man hier fast alles, was Mensch und Tier zum Leben brauchen: Milchprodukte, Kartoffeln, Honig, Wurst, Hirse, Rapsöl sowie Heu und Stroh für Kleintiere.

Frau Gerolds Garten: Restaurant, Stadtgarten und Design-Oase

Mitten in einem ehemaligen Industrieviertel findet sich am Züricher Bahnhof Hardbrücke in der Geroldstraße ein architektonisch einmaliger Turm. Er besteht aus 17 aufeinander gestapelten Fracht-Containern. Besitzer ist das Züricher Label “Freitag”, das aus Recyclingmaterial wertige Taschen fertigt. Die bestehen aus LKW-Planen, Fahrradschläuchen oder Autogurten.

Hinter dem Freitag-Turm befindet sich ein Stadtgarten, der nach einer nicht realen Person “Frau Gerolds Garten” genannt wird. Hier werden Events zelebriert und hier ist eine Gastronomie mit Restaurant und Bar inklusive eigenem Nutzgarten beheimatet. Auch kleine Geschäfte und viel Kunst gehören dazu. Früchte, Gemüse, Salat und Kräuter stammen aus dem eigenen Garten – und das Ambiente ist ein künstlerisches Work in Progress.

Neues Wohnen Kalkbreite: Autolose Vielfalt und Gemeinschaftsräume

Auch in der Züricher Kalkbreite ist eine eigene kleine Welt entstanden: Hier wurde ein modernes klimafreundliches Wohnkonzept realisiert. Die architektonisch anspruchsvolle Wohnanlage mit großzügigem Innenhof bietet flexibel erweiterbaren Wohn- und Gewerberaum. Seine Bewohner verzichten auf eigene Autos und nutzen stattdessen Fahrrad oder Carsharing. Eine Köchin brät und brutzelt in einer großen Küche für alle, die sich daran beteiligen wollen. Darüber hinaus gibt es mehrere gemeinschaftlich genutzte Ess- und Aufenthaltsräume. Die Genossenschaft Kalkbreite hat ein Konzept verwirklicht, das exemplarisch für die Ambitionen von Zürich mit Blick auf seine Klimaziele steht.

Tipp: Gute Karten mit der “ZürichCard”

Wer Zürich möglichst grün erobern möchte, kauft sich eine “ZürichCard”. Sie gilt in Tram, Bus, Bahn und Seilbahn innerhalb der Stadt Zürich und des nahen Umfelds. Auch die Kosten für eine Bootsfahrt auf dem Züricher Fluss Limmat werden für ZürichCard-Inhaber reduziert angeboten. Ebenso ist der Eintritt in den meisten Züricher Museen damit frei, auch gehört eine 50-prozentige Ermäßigung auf Stadtführungen dazu. Für einen Citytrip nach Zürich kann man zwischen einem 24- und einem 72-Stunden-Ticket wählen.

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