Damit sich Pflanzen auch im Winter wohlfühlen: Wie kann ich mein Gewächshaus energiesparend heizen?
„Wer das Neue im Garten nicht mitmacht, kann seinen alten Lieblingsblumen nicht gerade in die Augen sehen.“ So sah der begnadete Gärtner Karl Foerster (1874 bis 1970) die Pflanzenwelt rund ums eigene Haus. Um das Neue im Garten zu wagen, ist aber bei den kalten Wintern hierzulande fast immer ein Gewächshaus notwendig. Ob auch ein Gewächshaus mit Heizung erforderlich ist, entscheiden die Pflanzen, die darin gedeihen sollen. Welche Heizung am günstigsten ist, hängt allerdings von vielen technischen Faktoren ab. Hierzu die wichtigsten Tipps, von erfahrenen Gewächshaus-Experten auf den Punkt gebracht – statt durch die Blume gesprochen ;-)…
Wann brauche ich ein Gewächshaus mit Heizung?
Wer für seine Pflanzen nur ein geschütztes Plätzchen im Winter benötigt, für den reicht in der Regel ein Kaltgewächshaus aus. So werden Gewächshäuser ohne Heizung bezeichnet. Weil sie aber nicht frostsicher sind, sollten darin nur Gewächse überwintern, die auch leichte Minustemperaturen vertragen können.
Wer sein Gemüse lieber aus dem Garten holt statt aus dem Supermarkt, kommt an einem Gewächshaus mit Heizung kaum vorbei. Bei Temperaturen zwischen 12 und 18 °C, spricht der Experte von „temperierten Häusern“. Darin können Gemüse- und Obstsorten vorgezogen oder Blumen gezüchtet werden.
Freunde exotischer Blumen und Früchte benötigen in ihrem Gewächshaus das ganze Jahr über 18 °C und mehr. Beheizte Gewächshäuser auf diesem Temperaturniveau sind „Warmhäuser“. Sie bieten ein ideales Klima für Orchideen, Kakteen, Avocados, Ananas, Mangos oder sogar Kakaobohnen.
Welche Gewächshäuser können beheizt werden?
Für das Heizen von Gewächshäusern gelten die gleichen Prinzipien wie für Eigenheime: Generell kann jedes Gewächshaus beheizt werden. Aber je nach Bauart ist der Energiebedarf erheblich – und damit nicht ökologisch. Gewächshäuser aus einem Gestell mit Folie sind für die Beheizung ungeeignet. Selbst durch Luftpolsterfolien geht viel Wärme verloren. Auch einfaches Floatglas hat schlechte Dämmwerte. Die wenigste Heizenergie geht in Gewächshäusern mit doppelwandigen Kunststoffplatten verloren (siehe Tabelle).
Um die Heizenergie für das eigene Gewächshaus zu berechnen, muss der U-Wert ermittelt werden. Der gibt die isolierende Qualität der Außenflächen an. Je geringer der U-Wert, umso besser also die dämmende Wirkung. Hier die U-Werte einiger typischer Baumaterialien für privat genutzte Gewächshäuser:
Lichtdurchlässiges Material für Gewächshäuser | U-Wert (W/m²K) |
---|---|
PE-Folie, einfach | 7,0 |
PVC-Folie, einfach | 6,1 |
PE-Luftpolsterfolie | 5,4 |
Floatglas, einfach | 6 |
Floatglas, Isolierglas | 3 |
Polycarbonat-Stegdoppelplatten, 6 mm | 3,6 |
Polycarbonatplatten, X-Struktur, 16 mm | 1,8 |
Diese Angaben dienen der Orientierung. Je nach Hersteller und Produktspezifikation können die U-Werte variieren. (Quelle: Prof. Dr. Hans-Jürgen Tantau, Landtechnik 68(1), 2013)
Wie kann ich mein Gewächshaus beheizen?
Heizungen für Gewächshäuser werden nach dem Energieträger unterschieden. Es gibt:
- Elektroheizungen, für die ein Stromanschluss im Gewächshaus vorhanden sein muss.
- Gasheizungen, die an Flüssiggas-Flaschen angeschlossen werden.
- Paraffin- oder Petroleumheizungen mit integriertem Tank.
- Holz- oder Pelletheizungen, für die im Gewächshaus ein Abgasabzug (Schornstein) und zum Teil auch ein Stromanschluss erforderlich ist.
- Ölheizungen, die einen Abgasabzug benötigen.
Angesichts den Gesetzen, die durch das Klimapaket der Bundesregierung in Kraft treten, ist eine reine Ölheizung allerdings nicht empfehlenswert.
Ist der Heizbedarf im Gewächshaus hoch oder über eine längere Zeit erforderlich, solltet Ihr euren Heizungsfachmann fragen, ob der Anschluss des Gewächshauses an die Heizung im Wohnhaus möglich ist.
Experten-Tipp: Anlehngewächshäuser sind günstig zu beheizen
Wer an der Haus- oder Garagenwand Platz hat, kann dort ein Gewächshaus anbauen. Da die Hauswand eine gute Dämmung hat, ist das Beheizen eines angelehnten Gewächshauses vergleichsweise günstig. Außerdem: Die Gewächshausheizung wird einfach an die Heizungsanlage des Hauses angeschlossen.
Was sind die Vorteile und Nachteile der verschiedenen Heizungen für Gewächshäuser?
Hier eine Checkliste, welche Heizung für das eigene Gewächshaus am günstigsten ist:
- Wie hoch ist der Heizbedarf im Gewächshaus? Das hängt davon ab, ob ein Kaltgewächshaus mit Frostwächter betrieben werden soll oder ein temperiertes Gewächshaus mit Dauertemperaturen zwischen 12 und 18 °C oder ein Warmhaus mit Dauertemperaturen über 18 °C. Und: Wie tief sinken die Außentemperaturen im Winter? Außerdem: Welche Wärmeverluste hat das Gewächshaus (U-Wert)? Das hängt von der Größe, dem Baumaterial und der Konstruktion ab. Viele Anbieter von vorgefertigten Gewächshäusern geben für jedes Modell den U-Wert mit an.
- Wie viel hoch ist der Anschaffungspreis der Gewächshausheizung? Je nach Installationsaufwand und Kaufpreis ist eine bessere Energieeffizienz der Gewächshausheizung zwar ökologisch, aber nicht unbedingt ökonomisch besser.
- Wie lange ist meine Heizperiode? Wer das Gewächshaus durchgängig nutzt, muss bei einigen Heizungen oft den Brennstoff nachfüllen. Das kann umständlich oder manchmal sogar unmöglich sein.
Eine der kostengünstigsten Heizungen für Gewächshäuser ist der Anschluss an die bestehende Heizung im Haus, zum Beispiel über einen zusätzlichen Heizkreis. Vorausgesetzt, die Entfernung zum Wohnhaus ist nicht zu groß. Der Heizkreis im Gewächshaus kann aus Kunststoffrohren bestehen, die im Boden verlegt sind.
Wird die Heizenergie für das Wohnhaus mit einer Wärmepumpe gewonnen, ist diese Variante nicht nur sehr ökologisch, sondern verbessert auch die Effizienz der Wärmepumpe. Die Laufzeit der Wärmepumpe steigt, weil nachts im Haus die Energieabnahme sinkt, während im Gewächshaus der Wärmebedarf steigt.
Bei reinen Gewächshausheizungen lassen sich in Abhängigkeit der oben genannten Kriterien die Vor- und Nachteile grob so einteilen:
Fazit
„Sich an Blumen zu ruinieren, ist die nobelste Art des Ruins“, sagte einst der Literat Ernst Jünger (1895 bis 1998). Wer sich für ein Gewächshaus entscheidet und es richtig beheizt, findet jedoch Freude an Blumen und Gemüse, ohne bei den Energiekosten eine böse Überraschung zu erleben. Wichtig ist im Vorfeld die Frage, welche Temperaturen die Pflanzen benötigen und welchen Heizbedarf das für Euer Gewächshaus bedeutet. Ein Heizungsfachmann kann das einfach ausrechnen. Er ist auch der beste Ansprechpartner, ob die Gewächshausheizung an die Wohnhausheizung angeschlossen werden kann. Insbesondere, wenn eine Wärmepumpe installiert ist, macht es ökologisch und wirtschaftlich viel Sinn, diese Option als Erstes zu prüfen.
Habt Ihr selbst Erfahrungen, wie eine Gewächshausheizung besonders sparsam und komfortabel ist? Dann schreibt gerne dazu ein paar Sätze – das hilft bestimmt auch den anderen Lesern! Danke 🙂
3 Kommentare
Stellt doch mal eine nachhaltige Lösung vor wie z.B. Misthaufen/Kompost oder Erdwärme, siehe Earth ships.
Lieber Marc!
War froh deinen Kommentar lesen zu können…
Mir brannte noch viel mehr als das auf der Zunge!
Will versuchen ein Datum zum Artikel zu finden.
Bald legen wir noch Pipeline’s in Gewächshauser.?! Denkfehler.
Gewächshauser können einfach auch gleichzeitig Kraftwerke sein.
– Für den selben lokalen Umkreis.
Hallo Holobiont,
vielen Dank für Deine Nachricht und Dein Interesse an dem Artikel. Dieser wurde im Mai 2019 veröffentlicht.
Liebe Grüße
Michelle vom 21grad Team