Drei bunte Kinderwindmühlen drehen sich im Wind. Dahinter ist ein Haus zu sehen.
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Richtig lüften! Was ist die beste Lüftungsanlage für mein Haus?

 

In unserem Blogbeitrag „Richtig lüften?“ haben wir kurz umrissen, warum dieses Thema für Eure Gesundheit und sogar für Euer Haus wichtig ist. Die einfachste Option, für Frischluft zu sorgen, ist natürlich die Fensterlüftung. Aber wer Energie sparen will, in einem gut gedämmten Haus wohnt oder tagsüber selten zuhause ist, kommt um eine Lüftungsanlage nicht herum. Doch welche Lüftungsanlage ist für mein Haus die beste? Das ist die große Frage. Wir geben Euch hier einen kurzen Überblick über die verschiedenen Varianten der Wohnraumlüftungen und ihre Vor- bzw. Nachteile. So könnt Ihr gut abschätzen, welche Lüftungsanlage für Euer Haus die sinnvollste ist.

Welche Arten von Lüftungsanlagen gibt es?

Lüftungsanlagen für Wohnräume unterteilen sich ganz grob in zwei verschiedene Bauarten: zentral und dezentral.

Bei der dezentralen Lüftung werden für jeden Wohnbereich mindestens zwei Lüfter in die Hauswand eingebaut. Ideal ist es dabei, wenn die Lüfter gegenüberliegend platziert werden: Während der eine Lüfter frische Luft von außen in den Raum bringt, befördert der andere die „verbrauchte“ Luft hinaus. Damit der ganze Bereich gleichmäßig belüftet wird, wechseln die Lüfter in einem Intervall von etwa einer Minute zwischen dem Ansaugen der Frischluft und Absaugen der Raumluft. Daher werden dezentrale Lüfter auch Push-Pull-Lüfter oder Pendellüfter genannt. In der Regel sind bei der dezentralen Lüftung zusätzliche Abluftventilatoren erforderlich, die in Bädern, WCs und Hauswirtschaftsräumen den Mindestluftwechsel zum Feuchteschutz sicherstellen.

Bei der zentralen Lüftung hingegen stellt ein einziges Lüftungsgerät den Luftaustausch im ganzen Haus her. Dazu führen vom Lüftungsgerät aus Lüftungskanäle in die einzelnen Räume. Die Kanäle sind dabei fast unsichtbar, meist platzsparend im Boden oder in abgehängten Decken installiert. Je nach Ausführung handelt es sich bei zentralen Lüftungsanlagen um eine Abluft-Lüftung oder eine kontrollierte Wohnungslüftung.

In einem Hauswirtschaftsraum hängt das zentrale Lüftungsgerät über der Waschmaschine.

Das Gerät für die kontrollierte Wohnraumlüftung bietet den höchsten Komfort und die beste Energieeffizienz. Zu den einzelnen Räumen sind Lüftungskanäle zu verlegen.

Bei der Abluft-Lüftung wird aus den Räumen mit einem hohen Eintrag von Gerüchen und Feuchtigkeit die Luft über ein Kanalsystem abgesaugt. Also aus der Küche, dem Bad und dem WC. Dadurch entsteht ein kaum merklicher Unterdruck, sodass frische Luft automatisch durch Lufteinlässe in den Fenstern oder den Außenwänden der übrigen Wohnbereiche nachströmt. So verteilt sich die Frischluft im ganzen Haus. Einfache Anlagen befördern die Abluft bloß nach draußen. Energetisch besser sind Abluft-Anlagen mit Wärmerückgewinnung, auch Abluftwärmepumpen genannt.

Bei der kontrollierten Wohnraumlüftung wird die Luft ebenfalls aus Küche, Bad und WC abgesaugt. Die Frischluft gelangt jedoch über ein Kanalsystem in die Wohnräume. Das ist deutlich bedarfsgerechter als über die Nachströmung. Der Abluftstrom und der Frischluftstrom kreuzen sich im Wärmetauscher des Lüftungsgeräts. Dabei erwärmt sich die zugeführte Frischluft fast auf Zimmertemperatur. Es geht also kaum Wärme aus der Abluft ungenutzt verloren. Das ist sehr energieeffizient.

Was sind die wichtigsten Unterschiede zwischen zentraler und dezentraler Lüftung?

Die wesentlichen Unterschiede zwischen zentraler und dezentraler Lüftung liegen im Aufwand für die Installation, in den Komfortmerkmalen und in der Energieeffizienz.

Eine Küche wird aufgebaut. Unter der Decke hängt schon das zentrale Lüftungsgerät. Es sorgt im ganzen Haus für den erforderlichen Luftaustausch.

Sehr kompakt sind zentrale Lüftungsgeräte, die unter der Decke, in Schränken oder hinter Vorwänden und Verkleidungen installiert werden können.

Bei der Energieeffizienz sind zentrale Lüftungsanlagen ganz weit vorne. Denn meist ist hier der Grad der Wärmerückgewinnung aus der Abluft deutlich höher als bei dezentralen Push-Pull-Lüftungssystemen. In großen Häusern lässt sich über die passende Leistungsauslegung des zentralen Lüftungsgeräts der erforderliche Luftaustausch außerdem ganz gezielt, also sehr effizient gestalten. Dezentrale Lüfter in der Hauswand sind hingegen in der Leistung begrenzt. Bei großen Wohnräumen können unter Umständen sogar mehr als zwei Lüfter erforderlich werden. Nebenbei bemerkt: Die vielen Lüftungsauslässe in der Fassade finden manche Hausbesitzer optisch störend.

In Sachen Komfort haben zentrale Lüftungsanlagen ebenfalls die Nase vorn: Weil der Lufttransport hier über Kanäle erfolgt, gibt es im Wohnbereich weder Störgeräusche von außen noch von innen durch die Wandlüfter. Die Betriebsgeräusche dezentraler Lüfter lassen sich zwar durch eine Reduzierung der Drehzahl dämpfen, aber das geht dann automatisch zulasten der Luftwechselrate.
Im direkten Vergleich von zentraler Abluft-Lüftung und kontrollierter Wohnraumlüftung gibt es ebenfalls einen wesentlichen Komfortunterschied: Die nachströmende Frischluft bei der Abluftanlage entspricht der Außenlufttemperatur. Das kann an sehr kalten oder an sehr warmen Tagen ausgesprochen unangenehm werden. Bei der kontrollierten Wohnraumlüftung wird hingegen die Frischluft im Wärmetauscher durch die Abluft nahezu auf Zimmertemperatur gebracht. Das ist viel angenehmer, weil man nicht das Gefühl von Zugluft hat. Bei Push-Pull-Lüftern funktioniert dieses Vorwärm-Prinzip übrigens auch .

Ein entscheidendes Komfortmerkmal für Lüftungsanlagen ist nicht zuletzt die Feuchterückgewinnung. Sie ist insbesondere im Winter von Bedeutung. Denn wenn die abgeführte Feuchte nicht auf die Zuluft übertragen wird, kann die Raumluft gerade an kalten Tagen schnell sehr trocken werden. Das ist ungünstig für die Schleimhäute und belastend für Allergiker. Die Feuchterückgewinnung ist also eine wichtige Option der kontrollierten Wohnraumlüftung .

Die Unterschiede in der Installation von dezentralen und zentralen Lüftungen sind groß: Der Einbau dezentraler Wandlüfter erfordert Kernbohrungen in den Außenwänden. Außerdem müssen zu jedem Lüfter elektrische Leitungen verlegt werden. Andererseits benötigt die Installation eines zentralen Lüftungssystems Bauraum für das Kanalsystem und das Gerät selbst. Der findet sich aber leicht in abgehängten Decken. Das Lüftungsgerät kann außerdem an die Wand montiert, platzsparend über den Oberschränken in der Küche oder in abgehängten Decken von Fluren untergebracht werden.

Welche Lüftungsanlage ist die beste für mein Haus?

In einem renovierten Altbau sind die originalen Ziegel an der Außenwand erhalten geblieben. In einer Kernbohrung ist der Lüfter der dezentralen Lüftung eingebracht. Zu sehen ist aber nur die weiße Abdeckung. Die Innenwände erstrahlen im Kontrast zur roten Ziegelwand in Weiß.

Die einfache Installation ist der größte Vorteil einer dezentralen Lüftung. Deswegen ist diese Art der Lüftungsanlage bei der energetischen Sanierung von Altbauten oft die beste Variante.

Ihr seht: Es gibt viele interessante Möglichkeiten, mit Lüftungsanlagen daheim für frische Luft zu sorgen. Also den erforderlichen Luftaustausch so abzusichern, dass es in Eurem Haus nicht schimmelt und Ihr jederzeit gesunde Luft habt. Was aber ist die beste Lüftung für Euer Haus?

Im Neubau ist es einfach, von vorneherein das Kanalsystem einer zentralen Lüftung einzuplanen. Da hier Energieeffizienz und Komfort am besten sind, ist die zentrale Lüftung in Eurem neuen Eigenheim wohl die ideale Lösung. Zumal sogar die Möglichkeit besteht, die Lüftung mit einer Wärmepumpe als All-in-One-System  zu installieren. Das steigert die Energieeffizienz nochmals.

In energetisch sanierten Altbauten mit hohen Räumen ist es ebenfalls unproblematisch, die Decke abzuhängen, um ein Kanalsystem zu verlegen. Gibt Euer Haus diesen Platz aber nicht her, ist die dezentrale Lüftung die richtige Wahl. Denn auch, wenn bei diesem System im Vergleich zur zentralen Lüftung Abstriche bei der Energieeffizienz und dem Lüftungskomfort hinzunehmen sind: In einem energetisch sanierten Haus auf eine Lüftungsanlage zu verzichten, ist eigentlich gar keine Option – und in jedem Fall die unkomfortabelste Lösung.

Und wie schneiden dezentrale und zentrale Lüftungsanlagen wirtschaftlich ab? Bei der Antwort spielen Anschaffungs- und Installationskosten eine große Rolle. Aber ebenso Förderungen für Lüftungsanlagen und die Energieeffizienz. Auf diese Themen gehen wir in einem weiteren Blogbeitrag ein.

An unsere Leser, die schon eine Lüftungsanlage haben: Teilt gerne Eure Erfahrungswerte aus der Praxis mit! Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

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