Virtual und Augmented Reality im Handwerk
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Das können Virtual und Augmented Reality im Handwerk (Artikel 3/3)

 

Welches Waschbecken passt am besten in mein Badezimmer? Aus Marmor oder doch Keramik? Dazu runde oder eckige Fliesen? Anhand eines Badezimmers zeigen wir euch, wie virtuelle Realität im Handwerk eingesetzt werden kann. Aber nicht nur für die Planung von Räumen, sondern auch für viele andere handwerkliche Prozesse bieten Virtual (VR) und Augmented Reality (AR) zahllose Möglichkeiten. In Teil 3 unserer Serie zeigen wir, wie das Handwerk von den Technologien profitiert.

Virtuell die richtigen Fliesen auswählen

Egal ob Schreiner, Fliesenleger oder Installateur – Handwerksbetriebe können Virtual und Augmented Reality nutzen, um den Ausbau von Räumen wie beispielsweise dem Badezimmer ganz genau zu planen. Mithilfe der VR-Technologie können Handwerker für ihre Kunden ein 3D-Raumerlebnis erzeugen. Die Kunden können dann mit einer VR-Brille virtuell in das zukünftige Badezimmer eintauchen, sodass sie bereits vor Baubeginn ganz genau wissen, wie das Ergebnis aussehen wird. Böse Überraschungen und aufwändige Nachbesserungen kommen deutlich seltener vor, weil beide Seiten ihre Anforderungen und Erwartungen durch die 3D-Visualisierung realitätsnah veranschaulichen können. Auch Augmented Reality Apps können den Kunden bei der Auswahl von Produkten unterstützen, indem er verschiedene Waschbecken direkt bei sich im Badezimmer virtuell platzieren kann. Zeitintensive Besuche in Badausstellungen oder Einrichtungshäusern werden dadurch überflüssig.

Die beiden Technologien erleichtern es Handwerkern, Kunden besser zu beraten, aber auch den Bau sowie die Sanierung und Modernisierung von Räumen effizienter zu planen. Fachhandwerker können das Bauvorhaben mithilfe der Anwendungen ausmessen und virtuell darstellen und so schon vorab testen, ob das neue Waschbecken auf die vorhandenen Anschlüsse passt. Das spart Zeit und Material.

Per Datenbrille die Installationsanleitung abrufen

Nicht nur in der Vorbereitungsphase eines Badezimmerbaus, auch bei der eigentlichen Montage sowie der Reparatur und Wartung können die Technologien Handwerker unterstützen. Fachkräfte können mit AR Leitungen oder Kabel, die sich hinter einer Wand befinden, sichtbar machen. Auch Serviceinformationen und Montageanleitungen sowie Gebäude- und Installationspläne können direkt auf dem Smartphone, Tablet oder einer AR-Brille angezeigt werden und den Fachhandwerker vor Ort durch die notwendigen Schritte führen. Der Installateur sieht dann durch virtuelle Pfeile, welche Schrauben er für die Wartung lösen muss oder welches die Normwerte für das Gerät sind. Ausgedruckte Unterlagen, händische Dokumentationen und zeitintensives Nachschlagen in Ordnern werden überflüssig.

Mehr noch: Per Datenbrille kann ein Livebild direkt in den Betrieb übertragen werden. So kann ein erfahrener Kollege dem Handwerker vor Ort wertvolle Tipps und Informationen geben. Gerade bei kniffligen Reparaturarbeiten, die beim Kunden durchgeführt werden, tragen die Technologien so zu einer großen Zeitersparnis und Qualitätssteigerung bei.

Im 3D-Raum die Waschbeckenmontage üben

Virtual und Augmented Reality im HandwerkMit der Remote-Unterstützung mittels AR-Anwendungen beschäftigt sich auch das Projekt „ARSuL“ (Augmented Reality basierter Support für das Lernen im Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk), an dem sich Vaillant zusammen mit mehreren Hochschulen seit 2017 beteiligt. Das Projekt erforscht, wie Handwerker für die immer komplexer werdenden Anforderungen im Bereich Heizung, Sanitär und Klima (SHK) schnell und effektiv qualifiziert werden können. AR-Anwendungen können dabei nicht nur bei täglichen Arbeitsprozessen vor Ort unterstützen, sondern auch Trainingsangebote für Fachhandwerker und Auszubildende bereichern. Das im Jahr 2018 in Bayern gegründete Startup craftguide gilt hier als Vorreiter in Deutschland: Es bietet VR- und AR-Schulungen für das SHK-Handwerk an. Teilnehmer können beispielsweise virtuell Schritt für Schritt erlernen, wie ein Waschbecken montiert wird. Das Tolle daran: Nutzer können die Prozesse so oft sie möchten wiederholen und üben – und das risikofrei an hochkomplexen Geräten, die sonst häufig zu teuer sind, um sie für Trainingszwecke zu besorgen. Das steigert die Qualität und Attraktivität der Ausbildung.

Digital mit dem Elektriker und Schreiner zusammenarbeiten

Augmented und Virtual Reality sind in einigen Handwerksbetrieben bereits Standard, aber längst nicht in allen. Dabei schlummert gerade in der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit eine Menge Potenzial, aber auch eine große Herausforderung. Bislang arbeiten die verschiedenen Gewerke oft mit unterschiedlichen Daten, auf denen die 3D-Visualisierungen basieren. Mit einem einheitlichen und übergreifenden System könnten verschiedene Handwerksbetriebe an einem Objekt viel effizienter, präziser und ressourcenschonender zusammenarbeiten. Dann würde der Fliesenleger zusammen mit dem Schreiner, dem Installateur und dem Elektriker auf ein Datensystem zugreifen, um gemeinsam das Badezimmer zu planen und die handwerklichen Abläufe optimal aufeinander abzustimmen. Das würde Arbeitsprozesse in Zukunft deutlich effizienter gestalten – für den Fachhandwerker als auch den Kunden.

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