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Schweizer Überflieger: Solarkraftstoffe in Sicht

 

Synhelion verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2040 will das in Lugano ansässige Unternehmen die Hälfte des in der EU benötigten Treibstoffs klimaneutral herstellen. Sehen wir Licht am emissionsreichen Reise- und Verkehrshorizont?

Solarturm und Spiegelfeld in Jülich beim DLR. Quelle: Synhelion

Solarturm und Spiegelfeld in Jülich beim DLR. Quelle: Synhelion

Mit DAWN bauen die Schweizer derzeit in Jülich die weltweit erste industrielle Anlage zur Herstellung von kohlenstoffneutralem Solarbrennstoff. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant. Die erste kommerzielle Produktionsanlage in Spanien wollen sie bis 2025 in Betrieb nehmen. Die Anlagen arbeiten unabhängig von der elektrischen Netzinfrastruktur und sind somit weltweit schnell und breit skalierbar.

Synhelion fährt auf die Kraft der Sonne ab

Sonnenwärme ist die billigste erneuerbare Energie. Sie ist im Überfluss vorhanden und weltweit verfügbar. Die von den Schweizern entwickelte Anlagentechnik umfasst Heliostaten, einen Solarreceiver, einen thermochemischen Reaktor und thermische Energiespeicher. Und so funktioniert die Technologie: Die von leicht gekrümmten und präzise ausgesteuerten Heliostaten reflektierte Sonnenstrahlung wird auf den Solarreceiver konzentriert. Dieser wandelt die Sonnenenergie in mehr als 1.500 °C heiße Prozesswärme um und ermöglicht es so erstmals, industrielle Prozesse wie die Treibstoffproduktion mit Sonnenwärme zu betreiben. Die Treibstoffproduktion selbst erfolgt im thermochemischen Reaktor, der verschiedenste Rohstoffe zu kohlenstoffneutralen Solartreibstoffen verarbeiten kann: von biogenem Methan aus Bioabfällen bis zu CO₂ aus Direct Air Capture, aus der Luft gefiltertem oder absorbiertem Kohlenstoffdioxid. Thermische Energiespeicher ermöglichen es, die tagsüber erzeugte Prozesswärme zu speichern, so dass rund um die Uhr Treibstoff hergestellt werden kann.

Produktionskosten von unter 1 Euro pro Liter

Synhelion plant, bis 2030 Produktionskosten von unter 1 Euro pro Liter und eine kommerzielle Produktionskapazität von 875 Millionen Litern Kraftstoff pro Jahr zu erreichen. Bis 2040 will sie ihre Produktionskapazität auf 50 Milliarden Liter Solartreibstoff pro Jahr ausbauen, was etwa der Hälfte des europäischen Treibstoffbedarfs entspricht. Die solaren Kraftstoffe können in das Kraftstoffverteilungsnetz eingebunden werden und sind voll kompatibel mit unseren Autos, Lastwagen, Schiffen und Flugzeugen. Weitere klimaneutrale Alternativen zu kerosinbetriebenen Flugzeugen entdeckt Ihr übrigens im Post „Sauber abheben – der neue Traum der Menschheit“.

Grauer Zement wird grüner

Und da die solar erzeugte Prozesswärme auch zur Herstellung von Zement geeignet ist, gehören zu den internationalen Partnern der Schweizer nicht nur die Lufthansa Group, die Fluggesellschaft SWISS oder der Flughafen Zürich, sondern auch der global operierende Baustoffhersteller CEMEX. Weitere Ansätze zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes bei der energieintensiven Zementherstellung findet Ihr in unserem Post „Hanf im Glück: Nachhaltig zum Traumhaus“. Synhelion gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der kohlenstoffneutralen Solartreibstoffe und wurde 2016 aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich) gegründet.

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