Windrad
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Erneuerbare Energien: China dreht am großen Rad

 

Als „Werkbank der Welt“ hat China einen wachsenden Energiebedarf. Um diesen zu stillen, werden im Reich der Mitte gerade so viele Kohlekraftwerke gebaut wie nie zuvor – und die größten Windkraft- und Photovoltaikanlagen in die Wüste oder die See gesetzt.

Solarpanele

Bereits am Netz: Der erste Teil des Solar- und Windprojekts in der Tengger-Wüste

So sollen in der Wüste Gobi bis Ende des Jahrzehnts 455.000 Megawatt Wind- und Solarenergieleistung erzeugt werden. Das ist eine unglaublich große Menge, da sie grob geschätzt ausreichen würde, um theoretisch mehr als 155 Millionen deutsche Haushalte mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.000 kWh pro Jahr mit Strom zu versorgen. Aktuell gibt es hierzulande laut Statistischem Bundesamt knapp 41 Millionen Haushalte.

 

 

Kilo, Mega, Giga: Watt?!

Nehmen wir einen Föhn mit einer Leistung von 500 Watt. Wer damit eine Stunde lang die Haare trocknet, verbraucht 500 Wattstunden (Wh). Um Nullen zu sparen, sprechen wir von Kilowattstunden (kWh) und kommen bei unserem Beispiel auf einen Energieverbrauch von 0,5 kWh. Die Wattleistung eines Stromerzeugers oder -verbrauchers beschreibt also einen Momentanwert. Wenn die Wattleistung über eine bestimmte Zeitspanne verbraucht wird, ergibt sich der Energieverbrauch. Der Verbrauch einer kleinen Ortschaft liegt im Bereich von Megawattstunden (1 MWh = 1.000 kWh), der von Großstädten im Bereich von Gigawattstunden (1 GWh = 1.000 MWh = 1.000.000 kWh).

 

Energie im Überfluss: Aus der Wüste in die bevölkerungsreichste Zentralprovinz

Da es in der Wüste an Verbrauchern mangelt, soll der erzeugte Strom mithilfe von Ultrahochspannungsleitungen in die Provinz Hunan geleitet werden. Hunan ist die bevölkerungsreichste Provinz in Zentralchina und hatte laut Wikipedia im Jahr 2015 ein Wohlstandsniveau , das etwa dem von Südafrika entsprach und 85 % des chinesischen Durchschnitts erreichte. Die Bauarbeiten für diese gut 1.600 km lange Leitung haben gerade am südlichen Rand der Gobi, in der Wüste Tengger, begonnen. Die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2025 geplant.

Gigantisch: Weltgrößte Offshore-Turbine rotiert in der Straße von Taiwan, einer vielbefahrenen Meerenge

Offshore Windpark

34 kWh Einspeiseleistung mit nur einer Umdrehung dank 260 m großem Rotor-Durchmesser ©China Three Gorges Corporation

China hat die weltweit erste Offshore-Windturbine mit einer Leistung von 16 Megawatt in das Stromnetz integriert. Die Rotorblätter dieser Turbine haben einen Durchmesser von 260 Metern – ein Meter mehr als die Höhe des Frankfurter Commerzbank Towers. Bei jeder vollen Umdrehung überstreicht der Rotor eine Fläche von 50.000 Quadratmetern, was etwa drei Fußballfeldern entspricht, und erzielt bis zu 34 kWh Einspeiseleistung. Die Anlage soll jährlich etwa 66 Gigawattstunden saubere Energie für 36.000 Drei-Personen-Haushalte liefern. Im Vergleich zur Nutzung von Kohlekraftwerken soll sie zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 54.000 Tonnen führen.

China stromert auf der Überholspur

Im Jahr 2022 wurden in China laut des Stuttgarter Forschungsinstituts ZSW 6,5 Millionen reine Elektroautos und Plug-in-Hybride neu zugelassen – das entspricht fast 61 % aller weltweit neu zugelassenen E-Autos. Die USA belegten mit knapp einer Million neu zugelassenen Stromern Platz zwei vor Deutschland mit 833.000 Neuzulassungen.

Grüner Lichtblick am Horizont: China will bis 2060 klimaneutral sein

Erklärtes Ziel der Volksrepublik ist es, bis 2060 klimaneutral zu sein. Allein zwischen Januar und Mai 2023 wurden in China 61 Gigawatt Photovoltaikleistung installiert. Das entspricht etwa 80 % der gesamten heute in Deutschland installierten Menge. Aber auch hierzulande sind die Zuwachsraten letzter Zeit gestiegen, wenn auch nicht ganz so rapide wie im Reich der Mitte.

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