Schornsteinfeger und die Rauchzeichen der Zukunft
Schornsteinfeger bringen Glück – und moderne Heiztechnik auf den Weg in unsere Häuser. Denn als Energieberater sind sie prädestiniert, Eigentümer zur Modernisierung zu beraten. Warum? Erfahrt Ihr hier.
Herr Lander, Schornsteinfeger tragen traditionell Schwarz. Werden Sie die Farbe Ihrer Kluft nun überdenken und Grün einfärben?
Das ist eine gute Frage! (lacht) Denn so, wie sich die Heiztechnik weg von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas hin zu erneuerbaren Energien entwickelt, entwickelt sich auch unsere Zunft.
Was bedeutet das konkret?
Früher haben wir uns vor allem um Sauberkeit und Sicherheit von Kaminen und Feuerstätten von Kohle-, Öl- oder Gasheizungen beschäftigt. Das tun wir heute natürlich auch noch, keine Frage. Aber es ist eben eine Reihe von neuen Technologien dazugekommen – vom Blockheizkraftwerk bis zum Batteriespeicher von Photovoltaik-Anlagen.
Wie kommt es, dass immer mehr Schornsteinfeger auch als Energieberater tätig sind?
Der Beratungsbedarf der Kunden ist mit der technischen Entwicklung stark gestiegen. Wenn früher ein Altbau saniert wurde, wurde die alte Heizung gegen das neue Modell ausgetauscht und vielleicht noch Fenster und Dämmung verbessert. Heute haben die Hausbesitzer höhere Ansprüche. Sie möchten nicht nur weniger Energie verbrauchen, sondern auch deutlich mehr Komfort genießen – zum Beispiel durch Smart Home, vernetzte Heiz- und Haustechnik, die von unterwegs aus steuerbar ist. Die Frage nach der Nutzbarkeit erneuerbarer Energien spielt ebenfalls eine immer größere Rolle. Zu modernisierende Gebäude werden heute ganzheitlich betrachtet.
Warum ist Ihr Berufsstand als Energieberater besonders gut geeignet?
Da wir bei unseren Kunden regelmäßig ein- und ausgehen, kennen wir die Häuser und deren Modernisierungspotential sehr gut. Diesen Vorteil machen sich nicht nur viele Architekten und Bauingenieure zunutze, die die Energieberatung auslagern, sondern auch viele Heizungsbauer, die sich auf die Planung und Installation der neuen Heizsysteme konzentrieren möchten. Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen dem Fachpartner und dem Kunden und übernehmen diese Rolle gerne und gut.
Sind alle Schornsteinfeger Energieberater?
Noch nicht alle, aber die meisten! Sie können davon ausgehen, dass über 80 % aller Schornsteinfeger die Ausbildung zum Energieberater absolvieren. Ein ähnlich großer Anteil ist es bei den älteren Kollegen. Und wer heute seinen Meister macht, wird bereits automatisch zum Energieberater ausgebildet.
Ohne Wärmewende kein Klimaschutz. Wie kann sie Ihrer Meinung nach gelingen?
Richtig, wir müssen die Emissionen unserer Gebäude deutlich verringern. Im Neubau-Bereich ist dies durch Vorschriften wie die EnEV und Förderprogramme wie die der KfW relativ leicht zu realisieren, indem ich die Einhaltung vorgeschriebener Grenzwerte fördere. Im Bestand kann ich die baulichen und heiztechnischen Rahmenbedingungen für geringere Emissionen oft nur mit größerem Aufwand ändern. Die Anlagentechnik ist individueller auf das Gebäude abzustimmen. Daher wird es noch eine Weile dauern, bis wir den Großteil unserer Wärme aus erneuerbaren Energien herstellen. In dieser Übergangszeit muss der Staat die Brennwerttechnik als effizienteste Methode zur Verbrennung von Öl und Gas fördern. Darin sind sich Schornsteinfeger, Heizungsbauer und Hersteller einig.
Was werden Sie tun, wenn wir eines Tages vor allem mit erneuerbarem Strom heizen werden?
Natürlich eine grüne Kluft tragen! Aber Spaß beiseite: Das Berufsbild des Schornsteinfegers wird sich weiter wandeln und an künftige Szenarien anpassen. Daher gehe ich davon aus, dass der Schornsteinfeger auch dann noch regelmäßig ins Haus kommen und Glück bringen wird, wenn unsere Häuser autark Strom und Wärme erzeugen. Nur dann eben vor allem als Energieberater. Und zum Kehren? Kommen wir nur noch für den gemütlichen Kaminofen!