Mehrweggeschirr
18 Lesern gefällt das

„Die 205 im Mehrweggeschirr, bitte!“

 

Seit Anfang 2023 müssen Restaurants, Cafés und Caterer neben Einweg- auch Mehrweggeschirr anbieten. Dann haben wir es in der Hand, ob wir nur bequem oder auch umweltschonender genießen wollen. Doch wie funktioniert das Ausleihen von Mehrweggeschirr eigentlich?

Ob das an die Haustüre gelieferte „Butter Chicken“ vom Lieblingsinder oder der „Bunte Salat mit Hähnchenbrust“ aus der Bäckerei um die Ecke – das Bestellen und Mitnehmen von Speisen und Getränken schmeckt uns nicht erst seit Corona. Zuvor schon hatten wir uns daran gewöhnt, vieles „on the go“ zu organisieren: Autos, Bikes, E-Scooter, ÖPV-Tickets – und eben Verpflegung. Aber mit unserem gesunden Appetit auf frisch zubereitete Lebensmittel sind auch die Müllberge gewachsen. Genau dieser Entwicklung will die Mehrwegpflicht entgegenwirken.

Einweg- oder Mehrweggeschirr – wir haben die Wahl

REBOWLDie Mehrwegpflicht gilt für alle Betriebe, die Essen oder Getränke zum Mitnehmen ausgeben, wenn sie mehr als fünf Mitarbeiter und 80 m2 Verkaufsfläche haben. Also in der Regel nicht für Kioske oder Imbisse. Diese sind jedoch dazu verpflichtet, eure selbst mitgebrachten Behälter zu befüllen. Außerdem schafft die Mehrwegpflicht Pizzakartons oder Pappbecher keinesfalls ab. Vielmehr ermöglicht sie es uns, zwischen Einweg- und Mehrweggeschirr zu entscheiden, da die unter die Pflicht fallenden Betriebe künftig beides anbieten müssen.

Zwei große Mehrwegsysteme im Vergleich

Mit mehr als 19.600 Aus- und Rückgabestellen ist Recup aktuell das größte Pfandsystem für Mehrwegverpackungen in Europa. Vytal betreibt die größte digitale und pfandfreie Mehrwegplattform. Beide bieten ihre Cups und Bowls über Cafés, Restaurants, Bäckereien, Kioske, Tankstellenstationen und Betriebsgastronomien an. Vytal hat sein System zudem an Lieferdienste wie Lieferando, Wolt, Gorillas oder UberEats angebunden und wird übrigens auch in unserer Kantine bei Vaillant genutzt.

Recup – das analoge Pfandsystem

  • RECUPBestellt Ihr Euer Getränk oder Essen im Mehrweggeschirr, hinterlegt Ihr für einen Cup 1 Euro Pfand und für eine Bowl 5 Euro Pfand beim ausgebenden Partnerbetrieb.
  • Nach der Nutzung könnt Ihr das Geschirr bei allen Partnern gegen Auszahlung des Pfands zurückgeben.
  • Der Partner zahlt eine monatlich Systemgebühr an Recup. Diese Gebühr ist ab 12 To-go-Getränken oder 6 Take-away-Gerichten günstiger als Einwegverpackungen.
  • Ein Cup ersetzt bis zu 1.000 Einwegbecher und eine Bowl bis zu 500 Einwegschalen. Der Partner spült das Geschirr in der Gastro-Spülmaschine.

Vytal – das digitale Bibliotheks-System

  • VytalJeder Cup und jede Bowl hat einen QR-Code und Namen.
  • Der Partnerbetrieb leiht die Behälter durch Scannen mit der „Vytal Partner App“ aus und bezahlt pro Nutzung weniger als für eine Einwegverpackung.
  • Für Euch ist das Ausleihen per „Vytal App“ bei Rückgabe innerhalb von 14 Tagen kostenlos. Danach kauft Ihr die Bowl automatisch für 10 Euro und den Cup für 4 Euro, sofern Ihr die Rückgabefrist nicht für 1 Euro um eine Woche verlängert habt.
  • Bei vielen Partnern könnt Ihr über die App auch Essen vorbestellen und bezahlen – zur Abholung oder Lieferung.
  • Die Rückgabequote beträgt 99 % und die Rückgabezeit im Schnitt weniger als vier Tage, wobei ein Behälter bis zu 200-mal wiederverwendet werden kann. Gespült wird er in der Gastro-Spülmaschine des Partners.
  • Wer die App nicht nutzen möchte, kann auch für 10 Euro eine Vytal-Mitgliedskarte erwerben.

Laut Vytal sind seine Verpackungen ab zehn Befüllungen umweltfreundlicher als eine Einwegverpackung und sparen über den Lebenszyklus bis zu 30 kg CO2 im Vergleich zu einer Einwegverpackung aus Styropor oder Aluminium ein. Das entspricht ca. 180 gefahrenen Pkw-Kilometern. Danach wird das Mehrweggeschirr, wie auch das von Recup, eingeschmolzen und wiederverwendet; gemäß Lebensmittelrecht jedoch nicht mehr als Geschirr.

Gar nicht köstlich – unser Müllproblem

  • Jedes Jahr entstehen in Deutschland 281.000 Tonnen To-Go-Verpackungsmüll (Quelle: NABU), der größte (60 %) und schnellst wachsende Teil davon sind Essensverpackungen.
  • Einwegverpackungen werden mit vielen Ressourcen hergestellt und dann häufig nur 30-60 Minuten benutzt – im Fall von Plastikverpackungen bleiben sie aber über 500 Jahre auf unserem Planeten oder werden einfach verbrannt.
  • Auch sogenannte „biologisch abbaubare“ Einwegverpackungen werden in Deutschland aussortiert und verbrannt, da die nötigen industriellen Kompostieranlagen vielerorts fehlen (Quelle: WDR)
  • Und nicht nur die Umwelt leidet: Die Entsorgung von Plastikabfällen im öffentlichen Raum kostet die Kommunen rund 700 Millionen Euro im Jahr (Quelle: Verband kommunaler Unternehmen)

Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, sagt: „Ich will Mehrweg zum neuen Standard machen. Kundinnen und Kunden sollen ihr Take-away-Essen oder To-Go-Getränke ganz einfach in umweltschonenden Mehrwegbechern oder -behältern erhalten können.“ Wie steht Ihr zu dem Thema? Werdet Ihr euch künftig für Mehrweg oder Einweg entscheiden? Hinterlasst gerne einen Kommentar!

„Sind Bio-Verpackungen besser für die Umwelt?“ Die Antwort auf diese Frage sowie praktische Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll findet Ihr in unserem gleichnamigen Post.

 

18 Lesern gefällt das