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Intelligentes Recycling: Roboter-Tonnen helfen bei der Mülltrennung

 

Gelb, grün, blau, grau und braun – die Farbvielfalt der Abfalltonnen wirft bei vielen Verbraucher:innen immer wieder die Frage auf: Wohin jetzt eigentlich mit dem Müll? Start-up-Unternehmen wollen das Sammeln und Sortieren deshalb erleichtern und entwickeln intelligente Tonnen, die mit Hilfe von Sensoren und Kameras die Wertstoffe punktgenau trennen. Das Ziel sollte klar sein: Denn nur wenn alles im richtigen Behälter landet, kommt das Recycling auch wirklich in Schwung.

Verpackungsabfall

Verpackungsabfall

Abfall ist ein weltweites Problem. Laut Weltbank werden rund um den Globus zwei Milliarden Tonnen Müll pro Jahr produziert, Tendenz steigend. Allein die Plastikflut ist eine enorme Herausforderung. Denn global werden nur 14 Prozent der weggeworfenen Kunststoffverpackungen recycelt, wie die Studie „Plastikatlas 2019“ feststellt. Der Rest landet auf Deponien und in Verbrennungsanlagen – oder gelangt in die Umwelt, zum Beispiel in unsere Weltmeere.

Deutschland gilt in Sachen Recycling als internationales Vorbild. Doch ist dieser gute Ruf berechtigt? Einerseits ja: Wir gehören zu den größten Wiederverwertern unter den Industrienationen, wie der Welt-Abfall-Index 2019 ermittelte. Seit Anfang der 1990er-Jahre existieren hierzulande Sammelsysteme für Wertstoffe wie Verpackungen aus Kunststoff und Co. Auf diese Weise ist es gelungen, das Recycling deutlich zu steigern und die Restmüllmenge zu reduzieren. Allein von den gebrauchten Verkaufsverpackungen wurden im Jahr 2019 etwa 74 Prozent recycelt, so das Statistische Bundesamt.

Andererseits gibt es auch Schwachpunkte. Beispielsweise nimmt der Verbrauch von Verpackungen in Deutschland seit Jahren zu – und stieg 2019 auf ein Rekordhoch von rund 19 Millionen Tonnen. Jeder Bürger produzierte im Durchschnitt 227,5 Kilogramm Verpackungsabfall. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig. Beispielsweise haben der Versandhandel und der Außer-Haus-Verzehr zugenommen. Vor allem durch die Corona-Krise verwenden die Bundesbürger mehr Verpackungen wie Coffee-to-go-Becher, Plastikschalen oder Pizzaschachteln.

Fehlwürfe: Knapp daneben ist auch vorbei

Fehlwürfe: Ob CDs, Glühbirnen oder alte Zahnbürsten – Abfälle wie diese gehören nicht in die gelbe Tonne

Fehlwürfe: Ob CDs, Glühbirnen oder alte Zahnbürsten – Abfälle wie diese gehören nicht in die gelbe Tonne

Ein weiteres Problem: Es gibt zu viele Fehlwürfe. Gelbe Tonnen enthalten bis zu 40 Prozent Abfälle, die dort nicht hineingehören, beispielsweise Küchenabfälle oder Speisereste. Umgekehrt gilt: Aus Unwissen oder Gedankenlosigkeit landen oft Wertstoffe wie Joghurtbecher oder Getränkekartons in der Restmülltonne. Die Initiative „Mülltrennung wirkt“ appelliert deshalb an alle Verbraucher:innen: Recycling funktioniert nur dann, wenn jeder sorgfältig sammelt und sortiert. Denn alles, was im Restmüll oder sogar im Toilettenabfluss landet, geht dem Kreislauf der Wiederverwertung verloren. Dagegen hilft Recycling, wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Freiburger Öko-Institut hat berechnet, dass sich in Deutschland durch das Verpackungsrecycling jährlich rund 3,1 Millionen Tonnen an klimaschädlichen CO2-Emissionen einsparen lassen. Das entspricht dem jährlichen Ausstoß von Treibhausgasen einer Stadt in der Größe von Bonn.

Eine Umfrage im Auftrag der Initiative „Mülltrennung wirkt“ zeigt: Rund 80 Prozent der Deutschen wollen mit einer besseren Abfalltrennung aktiv zum Klimaschutz beitragen. Allerdings besteht noch Informationsbedarf: Zwar kennen sich viele Verbraucher:innen in Sachen Sammeln und Sortieren grundlegend aus. Doch fast 60 Prozent fehlt es an Detailwissen über die korrekte Trennung von Flaschen, Tüten, Dosen und Co.

Clever und smart: Tonnen mit digitaler Technik

Um Fehlwürfe zu reduzieren, setzen manche Experten auf intelligente Abfallbehälter. Beispielsweise haben Studenten der Rice Universität in Texas einen Prototyp der smarten Mülltonne „Racoon“ entwickelt. Das Grundprinzip: Eine integrierte Kamera und ein Minicomputer prüfen den eingeworfenen Verpackungsabfall und transportieren ihn in den passenden Behälter, je nachdem, ob er recycelbar ist oder nicht. Laut Presseberichten war für den studentischen Erfindergeist eine Initialzündung ausschlaggebend: Der Entsorgungsbetrieb der Universität hatte sich beklagt, weil die Wertstofftonnen oftmals artfremde Stoffe und Verunreinigungen enthielten.

Bereits marktreif sind die intelligenten Abfalltonnen des US-amerikanischen Start-Ups CleanRobotics, das 2015 gegründet wurde. Mittlerweile hat das Unternehmen verschiedene Roboter-Mülleimer unter dem Namen „Trashbot“ entwickelt. Eine Kamera und Sensoren klassifizieren den eingeworfenen Müll in recycelbar oder deponierbar. Eines der Modelle kann zusätzlich kompostierbare Abfälle erkennen und eignet sich daher besonders für den Einsatz an Orten, an denen Lebensmittelabfälle anfallen, beispielsweise an Flughäfen, Bahnhöfen oder Sportstadien. Außerdem verfügt die innovative Tonne über einen Monitor, der den Benutzern Recycling-Tipps gibt. Nicht zuletzt sind die Abfallbehälter mit einer Cloud verbunden. So können sie jederzeit mit neuen Daten gefüttert werden und dazulernen, was wiederverwertbar ist und was nicht. Die Firma wirbt mit dem Versprechen: „Trashbot“ sortiert wesentlich sorgfältiger als Menschen, erreichbar sei eine Sortiergenauigkeit von bis zu 95 Prozent.

Trennen ist gut – vermeiden ist besser

Plastikflaschen auf dem Weg ins Recycling

Plastikflaschen auf dem Weg ins Recycling

Neue Ideen zur automatisierten Mülltrennung scheinen ein vielversprechender Ansatz zu sein, um Fehlwürfe zu reduzieren und mehr Durchblick im Recycling-Dschungel zu schaffen. Doch Experten sind sich einig: Der beste Müll ist der, der gar nicht entsteht. Diese Maxime ist sogar gesetzlich verankert. So ist etwa laut Kreislaufwirtschaftsgesetz die Müllvermeidung die beste Option und sollte stets Priorität haben.

Erste Schritte in diese Richtung hat die Politik bereits beschlossen: Beispielsweise sind seit Juli 2021 viele Einwegplastikprodukte in der EU verboten, etwa Trinkhalme oder Einweg-Geschirr. Auch To-go-Becher und Einweg-Behälter aus Styropor dürfen in der EU nicht mehr auf den Markt gebracht werden. Außerdem sind Einzelhändler seit Anfang 2022 verpflichtet, keine Tragetaschen aus Kunststoff an ihre Kunden auszugeben. Ausgenommen sind leichte Beutel, die etwa für stückweise angebotenes Obst und Gemüse verwendet werden.

Das konsequente Vermeiden von Müll ist für viele Verbraucher:innen längst selbstverständlich. Sie nutzen beispielsweise Mehrwegverpackungen oder machen sich dafür stark, Produkte wiederzuverwenden oder auszuleihen, statt neue zu kaufen. Manche versuchen sogar, auf der Basis der Zero-Waste-Idee ein komplett müllfreies Leben zu führen. Am Ende gilt: Für den Weg aus der Wegwerfgesellschaft gibt es kein Patentrezept, jedes Engagement zählt. Müllvermeidung sollte an erster Stelle stehen, aber auch das Sammeln, Sortieren und Recyceln ist wichtig – vorausgesetzt, es geschieht mit Sorgfalt und möglichst wenig Fehlwürfen.

 

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