Leben ohne Müll – so geht’s!
Wie leben Menschen, die ganz bewusst keinen Abfall produzieren? 21grad stellt drei „Zero-Waste-Helden“ vor.
Wie viele Menschen braucht es im Jahr, um einen 611 Kilogramm schweren Müllberg zu produzieren? Genau einen – jedenfalls in Deutschland. Damit ist das Abfallaufkommen pro Kopf hierzulande noch höher, als der bereits horrende EU-Durchschnitt mit 492 Kilogramm. Eine Gegenbewegung zu dieser Konsumgesellschaft wollen Menschen bilden, die ein rundum müllfreies Leben führen. „Zero Waste“ nennt sich dieser Lebensentwurf. Von 611 auf null: Geht das überhaupt? „Ja!“ sagen Anhänger der Bewegung – und zeigen mit Blogs, Youtube-Videos und Zero-Waste-Läden, wie.
Müll vermeiden durch Unverpackt-Läden
„Für mich, für meine Mitmenschen, für meine Nachkommen und für alle Lebewesen“
… sagt Olga Witt, die Gründerin des ersten Unverpackt-Ladens in Köln. 2013 entschloss sie sich dazu, ihr Leben ohne Müll zu führen. Kurzum warf sie alles über Bord: Sie kündigte ihren Job und machte sich auf eine sechsmonatige Selbstfindungsreise durch die Welt. Als sie wiederkam, war Olga eine echte Zero-Waste-Verfechterin. Gemeinsam mit ihrem Freund, der heute ihr Mann und der Vater ihres Kindes ist, sammelte sie per Crowdfunding 49.723 Euro von 920 Unterstützern. Mit dem Geld eröffneten sie gemeinsam Kölns ersten Unverpackt-Laden. Bei „Tante Olga“ gibt es fast alles zu kaufen, umweltgerecht und bio-zertifiziert, und natürlich verpackungsfrei. Kunden bringen ihre eigenen Gefäße zum Befüllen mit. Olga hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht – und auch persönlich hält sie sich streng an die Zero-Waste-Philosophie: Sogar ihr kleiner Sohn Levin lebt ein Leben ohne Abfall, zum Beispiel indem er Stoffwindeln trägt. In ihrem Blog www.zerowastelifestyle.de teilt die Mutter alles Wissenswerte zum Thema. Aber „welch befreiende und reinigende Wirkung das hat, kann man niemandem erklären, man muss es wohl selbst ausprobieren“, so Olga.
Leben ohne Müll geht auch in einer Großfamilie
„Wir konsumieren bewusst und nur das, was wir wirklich brauchen“
… sagt Familie Kießling aus Bruckmühl in Bayern. Als den Eltern der fünfköpfigen Familie ein Buch von Bea Johnson zum Thema Zero Waste in die Hände fiel, zweifelten sie zunächst an der Umsetzbarkeit des müllfreien Lebens. Dennoch nahmen sie die Herausforderung an – und erhofften sich neben Zeitgewinn und verbesserter Lebensqualität vor allem einen kleineren CO2-Fußabdruck. Um das zu erreichen, befolgt die Familie die sechs Grundsätze der Zero-Waste-Philosophie: Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwerten, Reparieren, Recyceln und Kompostieren. Vor allem der erste Grundsatz, Vermeiden, ist nicht immer leicht. Kindergeburtstage und Schulfeste bringen immer wieder neuen „Krimskrams“ ins Haus. Ob die Kinder der Familie diese Dinge annehmen, entscheiden sie selbst. Sie müssen dazu nicht „nein“ sagen. Aber den Eltern ist es wichtig, dass sie lernen, die Hintergründe zu verstehen. „Man muss in dieses Thema reinwachsen.“ In ihrem Blog www.zerowastefamilie.de gibt die Familie Tipps und berichtet über Herausforderungen. Trotz aller Bemühungen: „Ein Leben ganz ohne Müll ist nicht möglich“, so die Bilanz der Familie. „Wir versuchen, dem Ziel möglichst nahe zu kommen. Aber perfekt müssen wir nicht sein.“
Abfallfrei in New York – eine Zero-Waste Erfolgsgeschichte
„Wir sollen die Zukunft dieses Planeten sein. Und da sitzen wir mit unserem Müll und vergeigen es“
… sagt Lauren Singer. Die 26-Jährige lebt inmitten der Hochburg des Konsums, New York City – und zwar ohne Müll. Die Entscheidung zu diesem Leben traf sie 2012, während ihrer Zeit am College. Dort studierte sie Umweltwissenschaften. Einer ihrer Kommilitonen brachte jede Woche sein Mittagessen mit in den Kurs: eine Plastik-Wasserflasche und eine Mahlzeit in einer Einweg-Brotdose. Zum Transport verwendete er eine Plastiktüte – natürlich ebenfalls Einweg. Lauren entschloss sich, dass sie anders sein wollte. Als sie von einer Zero-Waste-Familie aus Kalifornien hörte, wurde sie auf das Leben ohne Müll aufmerksam. Ab diesem Zeitpunkt waren in ihrem Kühlschrank nur noch selbstbefüllte Glasbehälter zu finden. Doch abfallfrei leben ist in New York gar nicht so einfach. Lauren zeigt, wie es geht, indem sie auf www.trashisfortossers.com über ihre Erlebnisse und Ziele bloggt und Youtube-Videos mit nützlichen Tipps veröffentlicht. Im Jahr 2014 gründete sie sogar ein Unternehmen, das vegane Bio-Reinigungsmittel herstellt und vertreibt. „Ich liebe diesen Lebensstil und kann mir inzwischen keine andere Art des Lebens vorstellen”, sagt Lauren und zeigt damit, dass „Zero Waste“ sogar in einer Metropole wie New York möglich ist.
Fünf Tipps, wie ihr schnell und unkompliziert Müll vermeiden könnt:
- Wer seine Einkäufe im Supermarkt im eigenen Beutel verstaut, spart nicht nur Abfall, sondern auch rund 10 Cent pro Einkauf.
- Der Snack für Zwischendurch vom Bäcker muss nicht immer in der Papiertüte landen: Wie wär’s mal mit einem Brötchen auf die Hand? Wer später essen will, nimmt einfach eine Brotdose mit.
- Pro Stunde landen in Deutschland 320.000 Coffe-to-go-Becher im Müll. Dabei ist es so einfach, das zu ändern: Einfach den eigenen, wiederverwendbaren Becher mitnehmen. Bei vielen Cafés bekommt ihr dafür mittlerweile sogar Rabatt!
- Plane, was du isst! Pro Jahr wirft jeder Deutsche durchschnittlich 80 Kilogramm Lebensmittel weg. Diese Verschwendung geht ins Geld und verursacht Müll – das könnt ihr einfach umgehen, indem ihr einmal mehr in den Kühlschrank schaut, bevor ihr einkaufen geht.
- Kauft Dinge mit Qualität – denn solche halten auch länger und man muss sie seltener ersetzen.
6 Kommentare
Hi
Ja, ich will das! Und ich arbeite schon fest daran …
Grandiose Sache. Einfach mal im Lieblingssupermarkt fragen ob sie ihr Obst und Gemüse in Bio auch ohne Verpackung anbieten da sich Bio und Verpackung beisst. Hat für Möhren, Zuccini and wechselnd anderes Gemüse geklappt und ist doch schon mal ein Anfang.
Hallo Alexa,
vielen Dank für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße,
Dein 21 grad Team
Wie kommt das Zeug in den Unverpackt Laden?
Hallo Anya,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Das ist eine interessante Frage, die wir auch gerne beantwortet hätten. Das wissen wir leider nicht.
Liebe Grüße,
Dein 21 grad Team