Eierschalen

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Frisch geschlüpft: Recycelte Eierschalen als essbare Verpackung

 

Die Müllberge wachsen unaufhörlich, nicht zuletzt, weil der Verpackungsmüll immer mehr zunimmt. Könnten ausgerechnet Eierschalen, die normalerweise im Abfall landen, die Antwort auf das Verpackungsproblem sein? Vier Studentinnen machen damit jedenfalls gute Erfahrungen.

Die Natur hat bei den Eierschalen ganze Arbeit geleistet. Denn als Verpackung können sie mit einigen Vorteilen aufwarten: Sie sind biologisch abbaubar, von Natur aus hart und widerstandsfähig und dazu leicht in der Handhabung. Kein Wunder, dass ein kleines Forscherteam nun auf Eierschalen als alternative Verpackung schaut.

Viele Kulturen nutzen Eierschalen als Verpackung

Dabei ist die Idee, Eierschalen als Verpackung zu verwenden, gar nicht neu. In einigen Kulturen werden Eierschalen seit Langem als natürliche Verpackungsmaterialien verwendet:

  • In Mexiko benutzt man für “alebrijes”, bunt bemalte und handgeschnitzte Figuren aus Holz oder Papiermaché, traditionell Eierschalen zum Schutz.
  • In Indonesien kommen Eierschalen als Verpackung für “tempeh” zum Einsatz, das ist in Asien ein beliebtes Sojaprodukt.
  • In China benutzt man Eierschalen sogar für die Verpackung von Medikamenten. Die Schalen werden vorab gereinigt, getrocknet und dann zu kleinen Schachteln geformt, die das Medikament schützen und transportieren.

Auch in Korea und in Japan sind Eierschalen als Verpackung nicht unüblich.

Eierschalen – die Zukunft der Verpackung?

Foto von Anna Shvets

An der Universität Hohenheim untersuchen nun vier Studentinnen, wie Eierschalen als nachhaltige Verpackungsalternative zu Plastik genutzt werden können. Das Forscherteam hat es geschafft, aus Eierschalen eine Art biologisch abbaubare Folie herzustellen, die als Verpackung für Lebensmittel verwendet werden kann. Der Clou: Die Verpackung löst sich in heißem Wasser auf und kann mitgegessen werden. Die Eierschalen-Folie bietet damit einen zusätzlichen Proteinschub für das darin verpackte Gericht.

Entstanden ist die Idee beim Kochen: „Wir hatten für unser Gericht auch Eier aufgeschlagen. In dem Moment, als ich die Schalen wegwerfen will, durchfährt mich die Idee: Was das Ei schützt, müsste doch auch als Verpackung taugen, oder?“ erinnert sich Lina Obeidat, die an der Universität Hohenheim Lebensmittelwissenschaft studiert.

Für die Idee hat sie noch drei weitere Studentinnen begeistern können, die nun gemeinsam an der umweltfreundlichen Verpackungsalternative tüffeln. Und das mit großem Erfolg: Bei der EIT Food Reuse2Repack Challenge würde ihr Projekt bereits als innovativeste Idee ausgezeichnet.

Eierschalen-Recycling: Mehr Potenzial als gedacht

Zwar liegt die industrielle Nutzung von Eierschalen als alternative Verpackung noch in der Zukunft, genügend Material gäbe es jedoch bereits jetzt schon: Laut einer Studie des United States Department of Agriculture (USDA) aus dem Jahr 2019 wurden weltweit etwa 1,5 Billionen Eier produziert. Somit stehen theoretisch auch entsprechend viele Eierschalen pro Jahr zur Verfügung. Aktuell landen die meisten davon im Müll. Eine Wiederverwendung von Eierschalen als Verpackungsmaterial könnte doppelt dazu beitragen, die Müllberge zu reduzieren, weil es gleichzeitig den Bedarf an herkömmlichen Kunststoffverpackungen verringert.

Bis es so weit ist, könnt ihr Eierschalen ganz einfach recyceln, statt sie wegzuwerfen:

Recycling-Ideen für Eierschalen

  1. Dünger: Zerkleinerte Eierschalen können als natürlicher Dünger für Pflanzen verwendet werden. Die Schalen enthalten Kalzium und andere Nährstoffe, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind.
  2. Schneckenabwehr: Zerkleinerte Eierschalen um Pflanzen herum gestreut, halten Schnecken davon ab, die Pflanzen zu fressen.
  3. Reinigung von Rohren und Abflüssen: Einige zerkleinerte Schalen in den Abfluss geben und mit heißem Wasser durchspülen. Die Eierschalen zersetzen sich mit der Zeit in den Rohren und entfernen dabei festsitzenden Schmutz.
  4. Bastelmaterial: Eierschalen können auch als Bastelmaterial verwendet werden, zum Beispiel für Collagen oder Schmuck.
  5. Tees und Smoothies: Pulverisierte Eierschalen geben Tees oder Smoothies einen zusätzlichen Kalzium-Kick. Dafür die Eierschalen vorab eine Viertelstunde lang bei 100 Grad im Backofen erhitzen, um Keime abzutöten.

Was macht Ihr mit Euren Eierschalen? Wir freuen uns auf Eure Ideen in den Kommentaren.

Neben Eierschalen gibt es aber auch weitere biologische Stoffe, die als Verpackungsmaterial geeignet sind. Hier ein paar Beispiele:


1. Pilze

Pilze können zu biologisch abbaubaren Verpackungsmaterialien verarbeitet werden. Dafür wird das fadenförmige Wurzelsystem der Pilze (Myzel) in Formen gebracht und getrocknet.


2. Algen

Algen sind ein ideales Verpackungsmaterial: Es gibt sie in rauen Mengen, sie müssen also nicht extra angebaut werden. Verpackungen aus Algen sind nicht nur biologisch abbaubar, sondern essbar.


3. Mais

Aus Maisstärke lassen sich leichte Flips herstellen, die als Puffermaterial dienen. Sie sind außerdem ein tolles Bastelmaterial: Leicht angefeuchtet kann man sie nämlich zusammenkleben.


4. Fruchtleder

Fruchtleder wird aus püriertem Obst hergestellt. Es ist dehnbar und hat eine ähnliche Textur wie Leder. Daher kann man daraus Beutel formen, um darin Lebensmittel frisch zu halten. Ganz nebenbei ist es auch ein süßer Snack oder eine Backzutat.


5. Hanf

Hanf wird schon seit Jahrhunderten zu Papier, Seilen und Segeltuch verarbeitet. Als nachhaltige Verpackungslösung ist die schnell nachwachsende Pflanze erst seit ein paar Jahren im Gespräch.


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2 Kommentare

Tanja Streicher

Hallo, wir sind interessiert an euren Schalen: Verpackungen für einen Foodtruck! Können Sie und bitte ein Angebot für Grossabnahmen machen!? Wenn möglich, essbare Verpackungen. Lieben Dank mit Grüßen Tanja 0172-3406731

Norman

Hallo zusammen,
durch Zufall habe ich entdeckt, was passiert, wenn man Spiegeleier im Ofen gart…
Die Vitellinmembran (Häutchen des Eigelbs) wird zu einer harten und zugleich formbaren Schale. Sie ist durchsichtig und ziemlich dick. Die Struktur erinnert stark an Plastik, ist jedoch biologisch.
Ich kann euch empfehlen, diesen Teil des Eis in eurer Forschung mit einzubeziehen.

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