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Richtig Lüften – Luft verbessern, Schimmel vermeiden (Artikel 5/5)

 

Richtig Lüften ist wichtig für unser Wohlbefinden, unsere Leistungsfähigkeit und die Erhaltung der Bausubstanz. Denn mit dem Lüften entlassen wir nicht nur CO2 in die Umwelt, sondern auch überflüssige Luftfeuchtigkeit, die sich sonst an kalten Bauteilen niederlassen – und Schimmel verursachen kann.

Im Laufe des Tages reichert sich die Luft in Innenräumen mit verschiedensten Stoffen an – sie wird „dick“ oder abgestanden. Vor allem das CO2, das durch Menschen, Tiere oder Verbrennungsprozesse entsteht, verschlechtert unsere Umgebungsluft deutlich. Und das macht sich bemerkbar: Wir verlieren an Leistungsfähigkeit und werden müde. Richtig Lüften ist daher mitentscheidend für unser Wohlbefinden

Richtig lüften – Wie viel Frischluft brauchen wir?

Tätigkeit          Luftbedarf pro Person in m3/h

Schlafen/ruhen           17 – 20

Lesen/fernsehen        20 – 26

Schreibtischarbeit      32 – 42

Haushaltsarbeiten      55 – 72

1.000 ppm = 0,1 Vol. % = Zielwert der CO2-Konzentration

Mindestluftwechsel = 30 m3/h pro Person

Ein Dreipersonenhaushalt setzt jeden Tag bis zu 14 kg Wasser frei

Beim Lüften geht jedoch nicht nur darum, CO2, Gerüche oder Ausdünstungen aus Inneneinrichtungs- oder Baumaterialien ins Freie abzuführen, sondern auch Feuchtigkeit. Jeder Mensch gibt pro Stunde 30 bis 100 g Wasserdampf ab. Addiert mit den Mengen, die beim Duschen, Waschen, Wäschetrocknen, Kochen sowie durch Pflanzen oder Aquarien freigesetzt werden, dann erreicht ein Haushalt mit drei Personen etwa 6 bis 14 kg Wasser pro Tag. Um jedoch zum Beispiel 10 kg Wasser aus Innenräumen abzuführen, muss der komplette Luftinhalt der Räume im Durchschnitt etwa 7 mal täglich komplett ausgetauscht werden. Zum Vergleich: Bei geschlossenen Fenstern und Türen beträgt die Luftaustauschrate ca. 0,2 – 2 pro Stunde (je nach Fenstertyp und Bausituation), bei weit geöffneten Fenstern steigt die Luftaustauschrate auf 10 bis 20 pro Stunde an.

Richtig Lüften: Wie lange dauert es, die Luft in einem Raum auszutauschen?

Richtig LüftenWieso wird bei geöffneten Fenstern überhaupt Feuchte abtransportiert?

Dies ist chemisch  bedingt: Warme Luft enthält bei gleicher relativer Feuchte viel mehr Wasser als kalte Luft. Strömt beim Lüften kalte Außenluft in einen Raum, nimmt sie beim Erwärmen Feuchtigkeit auf, die mit der erwärmten Luft nach außen abgeführt wird. Da sehr kalte Außenluft – selbst bei Regenwetter – sehr viel Wasser aufnehmen kann, besteht im Winter sogar die Gefahr, dass Räume durchs Lüften austrocknen. Daher gilt auch, dass im Winter durchs richtige Lüften mit kalter Außenluft mehr Feuchtigkeit aus der Wohnung entfernt werden kann als im Sommer.

Richtig lüften in der Küche

In der Küche kann ein Dunstabzug mit Abluftführung ins Freie viel Feuchtigkeit aus dem Raum entfernen. Schöner Nebeneffekt: Kochdünste und – beim Kochen mit Gas – erzeugte Verbrennungsgase werden gleich mit abgezogen. Aber Vorsicht: Dunstabzugshauben mit Umluftführung verringern die Feuchte in der Küche nicht!

Richtig lüften gegen Schimmel im Bad

Spaß im Bad gehabt? Spritzwasser und Feuchtigkeit solltet ihr nach dem Duschen oder Baden unbedingt von Wänden und Boden entfernen. Verbleibt die Feuchtigkeit im Raum, liefert ihr den perfekten Nährboden für Schimmel im Badezimmer. Hier ist kurzes Stoßlüften angezeigt, um die feuchte Luft auszutauschen. Bei fensterlosen Badezimmern achtet bitte darauf, dass die eingebaute Schachtlüftung einwandfrei funktioniert. Auch wenn ihr kurzzeitig gelüftet habt, können Handtücher und Wände nach dem Baden noch viel Wasser enthalten. Am besten legt ihr die Handtücher – bei geöffnetem Fenster – so lange auf die Heizung, bis sie sich wieder halbwegs trocken anfühlen. Dies gilt übrigens auch im Winter! Keine Sorge, die Sache ist in wenigen Minuten erledigt. Wenn ihr richtig lüftet, braucht ihr euch nicht vor Schimmel im Badezimmer zu fürchten.

Richtig lüften: So vermeidet ihr Schimmel in nicht oder wenig beheizten Räumen

Flure oder Schlafzimmer sollten nicht mittels warmer Luft aus anderen Räumen aufgewärmt werden, da dies Schimmelbildung verursachen kann. Wie ist schnell erklärt: Warme Luft ist generell feuchter als kalte Luft. Gelangt die warme Luft in einen kühleren Raum, kann sich die Feuchtigkeit der warmen Luft an kalten Bauteilen wie Fenstern oder Innenwandoberflächen ablagern. Der ideale Nährboden für Schimmel! Daher solltet ihr euer Schlafzimmer auch morgens stets gut lüften, um die warme, feuchte Luft der Nacht nach draußen abzuführen. Wenn ihr einen Raum länger nicht benutzt und beheizt habt, solltet ihr ihn vor dem erneuten Gebrauch vermehrt lüften, um Schimmel vorzubeugen.

Tipp! Gerade vor den „kalten“ Außenwänden wenig oder unregelmäßig beheizter Räume sollten Möbel oder Vorhänge einen Mindestabstand von ca. 10 cm zur Wand haben. Auch ist zu überdenken, ob Ihr an solchen Wänden Bilder aufhängt oder nicht.

Richtig lüften gegen Schimmel im Keller

In den Kellern von Altbauten sind die Wände auch im Sommer häufig kühl. Da aber die absolute Feuchte der Luft in den heißen Monaten hoch ist, würde durch häufiges Lüften noch mehr Feuchtigkeit in den Keller eingetragen, die dann an den kalten Innenwänden kondensiert. Auch hier droht die Gefahr von Schimmel – für diesen ungebetenen Gast sind Keller sehr anfällig. Daher solltet ihr euren Keller höchstens in den frühen Morgenstunden lüften! Um die Bildung von Schimmel ganz zu vermeiden, müsste die Wärmedämmung verbessert werden, Keller beheizt oder die Luft getrocknet werden. Keller mit Schimmelbefall sollten in jedem Fall vom übrigen Gebäude abgetrennt sein – zum Beispiel durch Türen oder abgedichtete Öffnungen in der Kellerdecke.

Strategie gegen Schimmel: Richtig lüften und sorgfältig dämmen!

Je schlechter die Außenwände gedämmt sind oder je mehr Fehler die Gebäudekonstruktion aufweist – zum Beispiel in Form von Wärmebrücken –, desto geringer ist die Oberflächentemperatur dieser Wände und desto größer die Gefahr, dass sich die Feuchtigkeit warmer Luft anlagert und das Wachstum von Schimmel begünstigt wird. Um dies zu vermeiden, solltet ihr darauf achten, dass warme Raumluft an diesen Wänden gut zirkulieren und diese abtrocknen können.

Tipp! Zur Verringerung der Feuchte im Raum solltet Ihr mehrmals täglich kurz stoßlüften – also die Fenster 5 bis 10 Minuten weit öffnen. In dieser Zeit solltet Ihr die Heizungsventile zudrehen, da sonst zu viel wertvolle Wärme verloren geht. Direkt nach dem Lüften könnt Ihr die Heizkörper wieder aufdrehen.

Richtig lüften heißt auch richtig heizen

Ihr heizt richtig, wenn im Wohn- und Essbereich die Temperatur bei ca. 20 Grad liegt. Wer Energie sparen möchte, reguliert die Heizung ein, zwei Grad herunter. In den anderen Räumen genügen meistens niedrigere Temperaturen. In der Küche geben bereits Herd und Kühlschrank Wärme ab, und auch im Schlafzimmer reichen 16 bis 17 Grad für einen guten Schlaf in der Regel aus. In Treppenhaus und Windfang sind 12 Grad angemessen, im Keller reichen 6 Grad. Mit einer ausgeklügelten Kombination aus Lüften und Heizen hat Schimmel keine Chance – und ihr genießt in euren vier Wänden die beste Luft.

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13 Kommentare

Louisa

Liebe Redaktion,
vorab, ein sehr gelungener Artikel, gute Arbeit, Daniela.
Ich habe noch eine kleine Anmerkung. “CO2” wird etwas anders geschrieben, die 2 am Ende muss klein sein :^)

Liebe Grüße,
Louisa

21 grad Redaktion

Liebe Louisa,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Danke für den Hinweis, leider ist es uns aus technischen Gründen nicht möglich das so zu ändern, wie es im Rest des Beitrages geschrieben ist.

Viele Grüße
Dein 21 grad Team

Patrick Mahovsky

Hallo liebes 21 grad Team.
Wir bauen ein Fertighaus mit einer Vaillant Anlage, Solar/ Gasbrennwertherme und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
Nun meine Frage zum Thema Dunstabzug, empfehlen Sie für unsere Küche eine Abluft Dunstabzugshaube oder eine Umlufthaube mit Aktivkohlefilter?

Mit freundlichen Grüßen
Patrick

21 grad Redaktion

Hallo Patrick,

vielen Dank für Deine Frage, ein sehr wichtiges Thema.

Bei einer dichten Gebäudehülle erfolgt der Luftaustausch nicht mehr natürlich, sondern wie im Falle einer Lüftungsanlage definiert und gezielt über die Ventilatoren des Gerätes.
Dunstabzugshauben oder Wäschetrockner mit Außenluftanschluss würden dem Gebäude viel zu viel Luft entziehen, die weder über die Gebäudefugen, noch über die Lüftungsanlage einfach wieder ins Gebäude zurückkommt. Es entsteht ein Unterdruck im Gebäude. Ganz nebenbei geht die warme Raumluft ungenutzt ins Freie.
Durch diese Abluftgeräte kommt das Lüftungskonzept durcheinander und es kann zu Problemen an der Bausubstanz kommen, wenn die kalte Außenluft über die Gebäudefugen nachströmen muss.

Daher unsere klare Empfehlung: Einsatz von hochwertigen Umluftgeräten

Eine Außnahme bildet ein abgetrennter Raum z.B: Hauswirtschaftsraum, der nicht durch die Lüftungsanlage belüftet wird und eine Nachströmöffnung ins Freie hat. Hier könnte ein Abluftwäschetrockner bei geschlossener Türe betrieben werden, da der Trockner den Luftwechsel im Gebäude nicht beeinflusst und die notwendige Außenluft über die Nachströmöffnung angesaut werden kann.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Dein 21 grad Team

Dr.Ulrich Frohberger

Ist die Erstellung und Abnahme eines Be-und Entlüftungsplanes für eine Neubauwohnung(Penthouse) beim Verkauf durch den Bau-Unternehmer Pflicht? Darf diePlanung und Installation eines Be- undEntlüftungssystems aus dem Leistungsumfang des Bauunternehmers beim Verkauf herausgenommen werden ?

Dominik

Hallo Ulrich,

vielen Dank für Deine Anfrage.

Wir haben uns intern mal zu dem Thema umgehört. Leider können wir Dir die Frage nicht beantworten, da es sich eher um eine vertrags- bzw. baurechtliche Frage handelt. Am besten Du wendest Dich hiermit mal an einen Juristen.

Liebe Grüße
Das 21 grad Team

Leo Dormanns

Mir ist in meinem Umfeld aufgefallen das Eurer toller Block 21 grad für einen Kommentar fur Fachleute gehalten wird aber gerade Themen wie richtig Lüften geht Jedermann an ,vielleicht könntet Ihr etwas offensiver informieren .Herzlichen Dank

21 grad Redaktion

Hallo Leo,

schön, dass Dir unser Blog gefällt.

Wir möchten mit unserem Blog jedem Interessierten Tipps und Hilfestellungen geben – ganz egal ob Fachleuten oder Laien.

Liebe Grüße
Das 21 grad Team

Uta Maria Schmidt

Die EnEV 2014 und die DIN 1946-6 schreiben ein Lüftungskonzept vor.
Warum wird die Erstellung eines Lüftungskonzeptes gefordert?
Die Erstellung eines Lüftungskonzeptes wird gefordert, weil durch den technischen Fortschritt die Hülle eines Gebäude so dicht erstellt werden kann und auch wird, dass eine ausreichende Minimallüftung zur Feuchteabfuhr und damit zur Schadensfreiheit nicht mehr allgemein gegeben ist. Die sehr hohe Anzahl an Schadensfällen durch Feuchteschäden, wie Schimmelpilze, speziell in modernisierten Gebäuden, in denen Fenster ausgetauscht worden sind, belegen dies. Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge und zur Schadensabwehr ist deshalb die Erstellung eines Lüftungskonzeptes eingeführt worden.
http://www.fgk.de/index.php/links-infos/faqkwl/faq-din-1946-6
Vertrag und Baubeschreibung sollten unbedingt überprüft werden, zum Beispiel bei Ihrer Verbraucherzentrale!

Chris

Hallo, wie kann ich eine Lüftungsanlage mit einer Kühlung kombinieren? Mir ist klar, dass eine Klimaanlage viel Strom “frisst”. Gibt es evtl. Alternativen, die im Sommer zu guten Ergebnissen führen (= Kühlung um mindestens 5-8 Grad)? BG

21 grad Redaktion

Hallo Chris,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

Aktuell besteht nicht die Möglichkeit eine Lüftungsanlage mit einem Klimagerät zu kombinieren. Hintergrund hierfür ist die geringe Übertragungsleistung der Lüftungsanlage. Der relativ geringe Luftvolumenstrom und die geringfügig zulässigen Temperaturunterschiede zur Vermeidung von Zugerscheinungen und Kondensat führen zu einem eher geringem Kühleffekt im Vergleich zum technischen Aufwand.

Einen anderen „regenerativen“ Ansatz verfolgen Luft- oder Sole-Erdwärmetauscher vergraben im Erdreich rings um das Haus, die dem Lüftungsgerät vorgeschaltet werden können. Neben einer möglichen Reduzierung der Außenlufttemperatur (passive Kühlung) im Sommer bis zu 15°C wird im Winter auch die Außenluft um bis zu 20°C vorgewärmt, was der Effektivität der Anlage zugutekommt und das elektrische Vorheizregister einspart bzw. entlastet. Ein solcher Erdwärmetauscher lässt sich im Rahmen der Neubauphase leicht mit bei den Tiefbauarbeiten integrieren.

Bei einer bereits installierten Anlage mit integriertem Sommerbypass bleibt nur die Möglichkeit, durch eine bewusste Betriebsweise der Anlage im Sommer (Tagbetrieb mit niedriger Lüfterstufe und Wärmerückgewinnung, Nachbetrieb mit höherer Lüfterstufe und offenem Bypass) das Gebäude tagsüber vor ungewollter Erwärmung zu schützen und Nachts die kühlere Luft ohne Wärmerückgewinnung direkt ins Haus zu leiten.

Liebe Grüße
Dein 21 grad Team

Kyra

Interessant die chemischen Zusammenhänge von Luftaustausch kennenzulernen. Auch, dass warme Luft mehr Feuchtigkeit speichert, als kalte Luft ist ein hilfreicher Tipp bei der Schimmelvermeidung. Die beste Möglichkeit der Schimmelbildung entgegenzuwirken ist und bleibt jedoch das Öffnen der Fenster.

Sebastian

Liebes Team von 21 Grad.
Das ist der beste Artikel über das richtige Lüften, den ich bisher gelesen habe. Für jeden einfach und klar zu verstehen. Da sollten sich meine Mieter mal dran halten.
Wäre es vielleicht möglich, diesen Artikel von Ihnen als PDF Datei zu erhalten?
Beste Grüße Sebastian

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