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Steckdosen im Bordstein: Wie neue Ladelösungen für e-Autos die Städte verändern

 

Elektromobilität ist zweifellos auf dem Vormarsch, doch die notwendige Ladeinfrastruktur bleibt vielerorts eine Herausforderung. Klassische Ladesäulen für Elektroautos nehmen wertvollen Platz ein und werden oft als störend im Stadtbild empfunden. Doch ein innovatives Pilotprojekt aus Köln könnte hier Abhilfe schaffen: Das Laden über den Bordstein. Diese clevere Lösung, bei der die Technik unauffällig im Bordstein integriert ist, verspricht eine neue Ära des Ladens im urbanen Raum.



Das Kölner Pilotprojekt: Ladetechnik im Bordstein

Das Konzept klingt simpel, ist aber revolutionär: Statt eine zusätzliche Ladesäule aufzustellen, werden die notwendigen technischen Komponenten in den Bordstein integriert. Für Elektroautos bedeutet dies, dass sie einfach an den Straßenrand fahren und ihr Ladekabel in eine im Bordstein eingelassene Steckdose stecken.

Der Hersteller versichert, dass Regen, extreme Hitze im Sommer, Schnee und sogar Frost der empfindlichen Elektronik im Ladebordstein nichts anhaben können – dank einer integrierten Heizung. Die Ladeklappe aus Edelstahl bleibt verriegelt und öffnet sich erst nach der Aktivierung des Ladevorgangs über eine App oder Ladekarte.

Dadurch entfällt der Platzbedarf für sperrige Ladesäulen, und das Stadtbild bleibt weitgehend unbeeinträchtigt. Besonders in dicht besiedelten Innenstädten oder in historischen Altstädten könnte dieses Modell viele Vorteile bieten.

Ein Blick über die Grenze: Das niederländische Beispiel „Streetplug“

Die Niederlande, bekannt für ihre Vorreiterrolle in Sachen Elektromobilität, haben mit „Streetplug“ ein ähnliches, aber noch weiterentwickeltes System im Einsatz. Hierbei handelt es sich um Ladeeinheiten, die komplett unter der Straßendecke verschwinden. Über eine per App gesteuerte Klappe gelangt der Ladevorgang an die Oberfläche, wenn er benötigt wird. Ist der Ladevorgang abgeschlossen, verschwindet die Ladevorrichtung wieder im Boden, wodurch sie praktisch unsichtbar und vor Witterungseinflüssen weitgehend geschützt ist.

Weitere Beispiele für innovative Ladelösungen

Neben dem Kölner Projekt und „Streetplug“ gibt es weltweit weitere Ansätze, die Ladeinfrastruktur platzsparend und ästhetisch ansprechend zu gestalten. In Oslo etwa begannen schon 2020 Tests mit induktiven Ladestationen, die das Laden ganz ohne Kabel ermöglichen: Elektrofahrzeuge parken einfach über einer Ladeplatte, die den Strom drahtlos überträgt.

In Norddeutschland wird sogar das induktive Laden während der Fahrt erprobt: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Braunschweig arbeiten im Rahmen des Projekts „eCharge“ gemeinsam mit Partnern aus der Automobilindustrie, dem Verkehrswegebau und der Energieversorgung daran, ein System zu entwickeln, das Induktionsmodule direkt in den Asphalt integriert.

Solche Systeme könnten in Zukunft ebenfalls dazu beitragen, die Zahl der sichtbaren Ladepunkte im öffentlichen Raum zu reduzieren. Experten gehen davon aus, dass Elektroautos mit Induktions-Ladetechnik schon in wenigen Jahren auf den Markt kommen.

Potenzielle Herausforderungen und Nachteile

So vielversprechend die neuen Systeme auch klingen, sie bringen auch Herausforderungen mit sich, die bei der Planung und Umsetzung bedacht werden müssen:

  1. Witterungseinflüsse: Gerade bei unterirdischen Systemen wie „Streetplug“ stellt sich die Frage, wie diese auf Schnee, Regen oder Schmutz im Alltag tatsächlich reagieren. Verstopfte Klappen oder vereiste Bordsteine könnten die Nutzung erschweren oder sogar verhindern. Hier bedarf es robuster und wetterfester Konstruktionen, die auch unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren. Ob die entwickelten Systeme auch im Härtefall wetterfest sind, werden die Testphasen zeigen.
  2. Bedienung und Nutzerfreundlichkeit: Ein weiterer Aspekt ist die Bedienung. Insbesondere für ältere Menschen oder Personen mit körperlichen Einschränkungen könnte es eine Herausforderung darstellen, sich zu den niedrigen Ladeanschlüssen zu bücken oder das Kabel anzuschließen. Hier hätte ein in die Fahrbahn integriertes System definitiv Vorteile.
  3. Langfristige Wartung: Systeme, die in den Boden eingelassen sind, benötigen regelmäßige Wartung, um Verunreinigungen und technische Defekte zu vermeiden. Dies könnte zusätzliche Kosten verursachen und erfordert eine langfristige Planung.

Eine vielversprechende Zukunft mit Herausforderungen

Die Integration von Ladeinfrastruktur in Bordsteine oder unter der Straße ist eine vielversprechende Innovation, die das Stadtbild schont und Platz spart. Gleichzeitig stellen diese Systeme jedoch auch besondere Anforderungen an Wartung, Wetterfestigkeit und Nutzerfreundlichkeit.

Langfristig könnten sie jedoch dazu beitragen, die Akzeptanz und Verbreitung von Elektrofahrzeugen weiter zu steigern. Die Zukunft der Elektromobilität hängt nicht nur von der Weiterentwicklung der Fahrzeuge selbst ab, sondern auch von intelligenten und innovativen Ladelösungen, die sich nahtlos in den urbanen Raum integrieren lassen.

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