Warmwasser dezentral oder zentral erzeugen – was ist besser? (Artikel 3/3)
Was kostet die Warmwassererzeugung mit einem zentralen System und was mit einer dezentralen Lösung? Um das seriös zu kalkulieren, ist es wichtig, die technischen Unterschiede und damit die unterschiedlichen Kosten beider Systeme zur Warmwasserbereitung zu kennen. Die wichtigsten Punkte haben wir hier für Euch zusammengestellt. So seid Ihr für das nächste Gespräch zu diesem Thema mit Eurem Heizungsfachmann bestens vorbereitet.
Unterschied – zentrale und dezentrale Warmwassererzeugung
Bei der zentralen Warmwassererzeugung erwärmt die Heizungsanlage das Trinkwasser. Dafür wird die Heizenergie in einen Warmwasserspeicher geführt, der je nach Warmwasserbedarf 250 Liter oder mehr Inhalt hat. Von dort aus zirkuliert das erwärmte Trinkwasser in Rohrleitungen, die sich vom Keller bis zur obersten Etage ziehen. Dieser Abschnitt des Rohrleitungssystems wird Hauptverteilung genannt. An die Hauptverteilung schließen sich die Rohrleitungen an, die das Warmwasser zu jeder Entnahmestelle transportieren, also den Waschtisch, die Dusche oder die Badewanne. Das ist die Etagenverteilung. Dieses System gewährleitet, dass fast sofort warmes Wasser zur Verfügung steht, sobald Ihr den Wasserhahn öffnet oder duscht.
Bei der dezentralen Warmwassererzeugung erfolgt die Trinkwassererwärmung in direkter Nähe zur Entnahmestelle. Auch hier kommt also sofort warmes Wasser aus dem Wasserhahn oder der Brause – aber ohne die langen Rohrleitungen aus dem Keller. Im Bad werden stattdessen meist leistungsstarke Durchlauferhitzer genutzt. Sie können größere Mengen Wasser sofort bei Bedarf erwärmen, wie sie zum Duschen oder Baden erforderlich sind. Für Küchenspülen gibt es kleinere Durchlauferhitzer mit weniger Leistung oder sogenannte Elektro-Kleinspeicher, die kleine Wassermengen auf Vorrat erwärmen. Die meisten dieser Geräte nutzen Strom zur Warmwassererzeugung. Für Bäder gibt es aber auch Durchlauferhitzer, die mit Gas betrieben werden.
Nachhaltigkeit – zentrale Warmwassererzeugung mit Solar
Gerade für unsere Blog-Leser ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Bei der Warmwassererwärmung kommen hier gleich zwei Aspekte zusammen: der Energieverbrauch und der Wasserverbrauch. Das Gute vorweg: Sowohl für die zentrale als auch für die dezentral Warmwassererzeugung gibt es nachhaltige Energiekonzepte. Und: Beim Wasserverbrauch gibt es keinen Unterschied zwischen zentraler und dezentraler Erzeugung.
Ein nachhaltiges Energiekonzept für die zentrale Warmwassererzeugung ist es beispielsweise, kostenlose Sonnenenergie zu nutzen. Dazu sind Warmwasserspeicher erforderlich, an die eine thermische Solaranlage angeschlossen werden kann. Die Solarkollektoren dafür können auf dem Hausdach oder Garagendach montiert werden. Darin zirkuliert ein Medium, das sich durch die Sonne stark erwärmt und so Energie für den Warmwasserspeicher liefert. Bringt die Sonne nicht genug Wärme, kommt die fehlende Energiemenge von der Heizung. Das kann zum Beispiel ein effizientes Gas-Brennwertgerät oder eine Wärmepumpe sein.
Nachhaltigkeit – dezentrale Wasserversorgung mit Wärmepumpe und Durchlauferhitzer
Eine Wärmepumpe bietet sich auch als Herzstück einer nachhaltigen, dezentralen Warmwassererzeugung an. Bei diesem Energiekonzept deckt die Wärmepumpe den Bedarf an Raumwärme ab. Durchlauferhitzer auf der Etage sichern die Warmwasserversorgung. Sowohl Wärmepumpe als auch Durchlauferhitzer arbeiten mit Strom. Inzwischen ist es kein Problem, den Strombedarf rein aus erneuerbaren Energien zu decken. Die meisten Versorger bieten Stromtarife an, die nachweislich „grünen Strom“ liefern. Noch nachhaltiger ist natürlich, den Strom für Raumwärme und Warmwasser ebenfalls dezentral zu erzeugen – über eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach.
Energiekosten – zentrale Warmwassererzeugung mit Gas und Heizöl wird teurer
Wie hoch die Energiekosten für die Warmwassererzeugung in Eurem Haus sind, ist im Wesentlichen vom Wasserverbrauch abhängig. Hier findet Ihr deswegen auch gleich einige gute Tipps, wie sich Wasser sparen lässt, ohne auf Komfort zu verzichten. Um die Energiekosten der Warmwassererzeugung mit Blick auf eine zentrale oder dezentrale Lösung abschätzen zu können, sind ein paar grundsätzliche Fakten wichtig:
- Bei der dezentralen Warmwassererzeugung mit Strom wird nur im Bedarfsfall Energie aufgewandt. Deshalb reduziert ein sparsamer Umgang mit Wasser auch unmittelbar den Energieverbrauch.
- Bei einer zentralen Warmwassererzeugung mit Warmwasserspeicher kann kostenlose Sonnenenergie mit einer Solarthermieanlage eingespeist werden. So lassen sich die Kosten für Gas oder Heizöl senken.
- Strom wird voraussichtlich preiswerter, während fossile Energieträger teurer werden. Denn das Klimapaket der Bundesregierung sieht eine stetig steigende CO2-Bepreisung für Gas und Öl vor. Die Gaspreise werden allerdings nicht so stark steigen wie die Heizölpreise. Die Einnahmen aus dem CO2-Preis nutzt der Gesetzgeber, um Stromaufschläge zu reduzieren.
Fazit
Bei der Entscheidung, ob eine zentrale oder dezentrale Warmwassererzeugung in Eurem Fall besser ist, solltet Ihr als erstes die Installationskosten beider Systeme vergleichen. Ein versierter SHK-Handwerksbetrieb kann das exakt für Euch kalkulieren. Erfahrene und zuverlässige Handwerker findet Ihr zum Beispiel hier. Nachhaltige Lösungen, bei denen erneuerbare Energien für die Warmwassererzeugung eingesetzt werden, gibt es sowohl für zentrale als auch für dezentrale Anwendungen. Mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung der Energiepreise durch die Aufschläge für CO2-Emissionen wird Strom als Energieträger immer wirtschaftlicher. Deswegen: Lasst Euch mal vom Heizungsfachmann eine dezentrale Warmwasserversorgung mit elektronisch gesteuerten Durchlauferhitzern in Kombination mit einer Wärmepumpe für die Raumwärme durchrechnen. Das könnte in vielen Fällen nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine wirtschaftliche Lösung sein.
Teilt doch gern Eure Erfahrungen zu Solarthermie, Wärmepumpe, Durchlauferhitzer und Co. in unseren Kommentaren.
5 Kommentare
Hallo!
Wir haben eine aroTHERM Split mit uniTOWER und multiMATIC.
Uns ist aufgefallen, dass der Modus “1-mal Speicherladung” keinerlei Auswirkung hat. Im Display und der App wird angezeigt, dass der Modus aktiv ist, aber eine Speicherladung erfolgt nicht.
Wo könnte der Fehler liegen? Im multiMATIC selbst, oder im uniTOWER?
Wir dachten, dass wir den Modus z.B. vor einem Vollbad aktivieren können, damit das Wasser auf Wunschtemperatur kommt. So aber müssen wir auf den nächsten Aufheizvorgang warten, oder mit kaltem Wasser leben. Schön ist das nicht.
Danke für die Hilfe!
Hallo Holger,
vielen Dank für Deine Nachricht.
Grundsätzlich muss hier nicht zwingend eine Fehlfunktion vorliegen. Wenn die 1 x Speicherladung in der App und dem Regler angezeigt wird, hat der Regler „verstanden“, dass das Warmwasser nachgeladen werden soll.
Ob die Wärmepumpe aber tatsächlich anspringt, ist an weitere Bedingungen geknüpft. Die Speichertemperatur muss zum Beispiel mindestens 5 Grad unter der aktuellen Speichersolltemperatur liegen, da andernfalls die Laufzeit der Wärmepumpe zu kurz wäre und der Wärmepumpe schaden würde.
Sollte dieser Fall wieder vorkommen so wäre direkt am uniTOWER (nicht über die App) zu prüfen, ob die aktuelle Speichertemperatur um mindestens 5 Grad unter der Speichersolltemperatur liegt. Nur wenn dies der Fall ist und nichts anderes gegen den Start der Wärmepumpe spricht (zum Beispiel Sperrzeit durch den Energieversorger) könnte eine Fehlfunktion an der Anlage vorliegen.
Liebe Grüße
Michelle vom 21grad Team
Wer extrem Wasserspart mit wrniger Verbrauch ist mit einer Dezentralen Warmwasserversorgung immer Wirtschaftlicher. Zentralheizungen haben zudrm hohe Wegeverluste sprich vom Heizungskeller über Rohrleitungen zur Entnahmestelle. Hohe verluste vorprogrammiert.
Es werden Funktionsfähige Solarthermieanlage Demontiert und Wärmepumpen eingebaut, mit Überdimensionierten WW Speicher im Verhältnis zu der Personen im Haushalt. Gerade im WW Betrieb benötigt die WP eine hohe Stromleistung, wenn dann noch lange Rohrleitungen und Zirkulationsleitungen vorhanden sind, gibt es eine kostenlose Fußbodenheizung dazu 365 Tage.
Im Bestand wurde Jahrzehntelang noch nicht nach den heutigen Kenntnissen gedämmt.
Trennung Heizung und Warmwasser dezentral mit E Durchlauferhitzer spart richtig Energie und in Kombi mit einer PV ist in Zukunft die richtige Entscheidung, die ich immer machen würde.
Schließe mich Hubert B an.
Beim Hausbau (2019, 2-Familienhaus mit 1-Personen-Haushalten) habe ich mir einreden lassen, dass eine dezentrale WW-Versorgung bei Einsatz einer Wärmepumpe unwirtschaftlich sei. Ihr Beitrag und die Praxis bestätigen für den konkreten Anwendungsbereich meine damaligen Zweifel.
Installierte Komponeneten u.a.: aroTHERM Wärmepumpe, allSTOR Pufferspeicher, aquaFLOW Trinkwasserstation (danke für die Beratung im Vaillant-Kundenforum Berlin), wasserführender Kaminofen. PV vorbereitet.
Erfahrungen, die für dezentrale WW-Versorgung sprechen:
* Wenn die Zikulationspumpe zur Vermeidung von Wärmeverlusten abgeschaltet ist, braucht das warme Wasser sehr lange vom Keller ins 1. OG. Auch wenn sie läuft, steht das WW nicht sofort in voller Temperatur zur Verfügung. Insofern (entgegen obiger Vaillant-Aussage) höherer Wasserverbrauch bei zentraler Erzeugung. Außerdem lästige Wartezeit.
* Deutlich reduzierter Energieverbrauch nach Absenken der Standard-Warmwassertemperatur von 45 auf 42 Grad. Nachteil: Temperatur zu niedrig zum Abwaschen oder Baden und als Legionellenschutz (der bei uns wegen Trinkwasserstation entfällt). Bei dezentraler WW-Erzeugung mit elektronischen Durchlauferhitzern kann man die erzeugte Temperatur leichter kurzfristig entsprechend dem aktuellen Wärmebedarf verändern. Ineffiziente Beimischung von kaltem Wasser lässt sich damit reduzieren.
* Für den reinen Heizungsbetrieb (Fußbodenheizung) würden im Speicher niedrigere Temperaturen ausreichen. Wärmepumpe müsste im Sommer nicht in Betrieb bleiben.