Straßenbelag aus Plastikmüll – eine nachhaltige Option für unsere Straßen?
Jedes Jahr werden in Deutschland 5,67 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle produziert. Ein großer Teil davon landet in der Verbrennungsanlage und setzt dabei gefährliche Umweltgifte frei. Doch was wäre, wenn wir Plastikmüll künftig für den Straßenbau nutzen könnten?
Klimafreundlicher Asphalt
Asphalt aus Plastikmüll – das testet derzeit das deutsche Startup Ecopals auf einer 600 Quadratmeter großen Straße in Potsdam. Doch wie funktioniert das? Asphalt besteht zu 95 Prozent aus Gesteinskörnungen und zu fünf Prozent aus dem Bindemittel Bitumen. Das ist eine Art Klebstoff, der aus Erdöl gewonnen wird. Damit Straßen widerstandsfähiger sind, werden dem Asphalt Kunststoffe beigemischt. Sie verbessern die Flexibilität des Asphalts und machen ihn robuster gegenüber Rissen und Verschleiß . Die Straßen halten länger und müssen weniger gewartet werden. Bisher wurden dafür neu produzierte Polymere verwendet. Die Idee von Ecopals: Nicht-recycelbares Plastik nutzen, das bisher verbrannt wurde. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ICT und der Universität Kassel haben sie dafür Plastikschnipsel, sogenannte EcoFlakes, entwickelt. Für ihre Herstellung muss der Plastikmüll zunächst gereinigt, zerkleinert und erhitzt werden. Anschließend wird er mit den üblichen Asphaltzutaten wie Kies, Sand und Bitumen vermischt. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für Kunststoffe wie Plastikflaschen oder Verpackungen, beispielsweise Tetrapacks oder Chipstüten. Damit die EcoFlakes auch dort hergestellt werden, wo sie zum Einsatz kommen, arbeitet das Team um Ecopals eng mit der Recyclingindustrie zusammen. Neben der Teststraße in Potsdam laufen bereits weitere Versuche in Kiel und Aschaffenburg. Insgesamt sind 25 größere und kleinere Projekte geplant.
Was spricht für Plastikmüll in Asphalt?
- Plastikabfälle verwerten: Die Verwendung von Plastikabfällen in der Asphaltproduktion ist eine weitere sinnvolle Möglichkeit, Abfall clever weiter zu verwenden und die Herstellung neuer Polymere überflüssig zu machen.
- Ressourcen sparen: Asphalt zu produzieren erfordert große Mengen an Rohstoffen wie beispielsweise Bitumen. Durch die Beimischung von Plastik in Asphalt können wir diese Rohstoffe schonen.
- Umweltfreundliche Lösung: Produkte wie EcoFlakes bieten eine ökologische Alternative zu neu produzierten Polymer-Zusätzen. Auf 600 Metern Straße konnten durch die Verarbeitung von vier bis fünf Tonnen Kunststoffabfall erhebliche Mengen CO2 eingespart werden. Vor allem aber reduziert die regionale Produktion den CO2-Fußabdruck des Asphalts um bis zu 30 Prozent.
- Hitze- und kältebeständig: Bisher erweist sich das Material als strapazierfähig. Da die Technologie jedoch noch neu ist, gibt es noch keine langfristigen Testergebnisse.
Zukunftsaussichten
Allein der Kunststoffabfälle in Deutschland könnten ausreichen, um den Straßenbau des Landes mit bestehenden Polymeren zu versorgen. Ein großflächiger Einsatz von Plastikmüll im Straßenbau birgt jedoch technologische und bürokratische Herausforderungen, da der Straßenbau festen Regeln unterliegt. Außerdem wird Asphalt üblicherweise in großen Mischwerken hergestellt. Die Unternehmen müssten eine zusätzliche Rohstoffquelle nutzen, was den Einsatz neuer Technologien erfordert.
Für und Wider
Es gibt auch Kritik an dem Verfahren: Durch den großflächigen Einsatz von Kunststoffen in der Umwelt könnten diese durch Abrieb und Alterungsprozesse freigesetzt werden, sodass Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Befürworter der Innovation argumentieren, dass sich der Kunststoff bei hohen Temperaturen vollständig mit dem Bitumen vermischt und somit kein Mikroplastik entsteht.
Trotz einiger Hürden sind die Zukunftsaussichten vielversprechend und der „Plastikasphalt“ könnte sich in die Palette möglicher Lösungen für das Kunststoffproblem einreihen.