Menschen beim tanzen
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Let’s dance – mit Tanzen Energie sparen

 

Der Beat durchdringt die Körper, eine ausgelassene Menge feiert unter bunten Lichtern, Schweißperlen rinnen über die Haut: Ein Club im schottischen Glasgow wandelt die Körperwärme seiner tanzenden Gäste in Wärmeenergie um und reduziert so seinen CO₂-Ausstoß um bis zu 70 Tonnen pro Jahr. Und auch die Musikbranche will ihre Events nachhaltiger gestalten. Die Band Coldplay setzt sich zum Beispiel dafür ein, die Emissionen ihrer Konzerte um die Hälfte zu reduzieren.

Wer kennt nicht das Gefühl, nach dem Feiern glücklich, aber verschwitzt eine volle Tanzfläche zu verlassen? So kam auch der Club „SWG3“ in Glasgow auf eine geniale Idee. Denn dort können sich bis zu tausende Besucher:innen einfinden und sich in verschiedenen Räumen bei diversen Veranstaltungen austoben. Mit einem innovativen System nutzt der Veranstaltungsort die ertanzte Körperwärme seiner Gäste zur Energiegewinnung. „Bodyheat“, auf Deutsch Körperwärme, nennt sich dieses Konzept, das nicht nur in Schottland, sondern weltweit umgesetzt werden könnte. Denn Energiesparen ist immer noch ein Thema, welches uns alle betrifft und auch die Eventbranche sehr kreative und nachhaltige Wege gehen lässt – wie auch Andrew Fleming-Brown, Manager des SWG3 in Glasgow. Sein Ziel: Die bekannte Location bis 2025 klimaneutral machen.

Wärmepumpen machen’s möglich

Menschen beim Tanzen im ClubTownRock Energy, eine Beratungsfirma, die klimafreundliche Lösungen auf Basis geothermischer Energie entwickelt, kam ihm zu Hilfe. Gemeinsam stießen sie auf die Möglichkeit, die Club-Gäste zur Energiegewinnung zu nutzen. Doch wie die Körperwärme der Menschen speichern und wieder zum Heizen oder Kühlen nutzen? Schließlich entstand das Konzept namens „Bodyheat“:
Die Wärme, die von den tanzenden Gästen produziert wird, wird aus der Luft abgesaugt und gelangt über eine Trägerflüssigkeit durch ein geschlossenes Rohrnetz zu Wärmepumpen im Technikraum unter dem Club. Von dort wird sie in zwölf 200 Meter tiefe Bohrlöcher geleitet und dort für Tage, Wochen oder sogar mehrere Monate gespeichert. Wenn die Energie genutzt werden soll, wird sie zurück zu den Wärmepumpen transportiert, wo sie auf die geeignete Temperatur gebracht und wieder an die Veranstaltungsräume im SWG3 abgegeben wird. Das System kann sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen der Räume eingesetzt werden. Außerdem ist es möglich, die Wärme direkt von einem Veranstaltungsraum in den anderen zu leiten. „Bodyheat ist unser innovativer Beitrag zur Lösung eines globalen Problems und wird uns dabei helfen, unseren Energieverbrauch drastisch zu senken – was uns dem Ziel, in nicht allzu ferner Zukunft ein klimaneutraler Veranstaltungsort zu werden, einen Schritt näherbringt“, so Andrew Fleming-Brown. Ermöglicht wurde das Projekt mit Unterstützung der schottischen Regierung.

Der Ton macht die Energie

Menschenmenge beim KonzertDer Mensch produziert im Ruhezustand um die 100 Watt Körperwärme – und beim Tanzen im Club noch deutlich mehr: Wie viel genau, konnte am Musik- und Tanzstil gemessen werden: Bei den Songs der Rolling Stones kamen etwa 250 Watt pro Person zusammen und bei den schnelleren Beats bekannter DJs sogar 500 bis 600 Watt an Wärmeenergie pro tanzender Person. Bei der britischen Band Coldplay kämen sicher auch einige hundert Watt je Fan zusammen, denn die Band teilte in einem Interview mit, dass der gesamte Strom für ihre Konzerte aus erneuerbaren Energien stammen soll. Auch hier kommen die Fans der Konzerte zum Einsatz: Diese stehen nämlich während der Show auf einem kinetischen Stadionboden – eine Art Trampolin – der Energie erzeugen kann, sobald sich die Menschen darauf bewegen. Je mehr die Band also ihr Publikum begeistern kann, desto mehr Strom kann folglich erzeugt werden. Die gewonnene Energie wird in einer mobilen, wiederaufladbaren Showbatterie gespeichert.

Chris Martin und Band hoffen, dass sie mit ihrem Konzept andere Musiker und Bands inspirieren. Coldplay möchte zukünftig noch nachhaltiger werden und arbeitet an weiteren nachhaltigen Ideen für ihre Konzerte.

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