Bauernhaus
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Haushohe Motivation: Tipps für Bauernhaus-Sanierer

 

Eine Wohninsel im Grünen – mit alten Dielen, lehmverputzen Wänden, Platz für Kind und Kegel und einem üppigen Garten drumherum. Träumst auch Du von einem historischen Bauernhaus, das den Charme des Alten mit dem Wohnkomfort des Neuen verbindet? Wir haben hinter die Fassaden geschaut, um das Abenteuer Bauernhaus-Sanierung näher zu beleuchten.

Lose Dachpfannen, beschädigtes Mauerwerk, fehlende Bodenisolierung oder ein maroder Kanalanschluss erfordern Zeit, Geld und Knowhow. Damit Du nicht vergeblich investierst, solltest Du vor dem Kauf Deines künftigen Zuhauses einen Architekten oder Bauingenieur hinzuziehen, der die Substanz des Gebäudes überprüft und eventuelle Mängel identifiziert. Zudem solltest Du in Erfahrung bringen, ob Dein Bauernhof unter Denkmalschutz steht.

Gute Nachrichten: Denkmalgeschützte Bauernhäuser müssen nicht in den Urzustand versetzt werden. Und spezielle Förderprogramme gibt es auch!

Der Grund dafür ist, dass alte Bauernhäuser im Laufe der Jahrzehnte oftmals so häufig umgebaut wurden, dass der Urzustand nicht mehr erkennbar ist. Dennoch darfst Du ein denkmalgeschütztes Haus optisch nicht massiv verändern. Aktive Hilfe bei Fragen zur architektonischen und bautechnischen Gestaltung erhältst Du vom Denkmalamt. Außerdem kannst Du mit besonderer finanzieller Förderung rechnen – zum Beispiel von der Stiftung Denkmalschutz.

Aber weil alte Bauernhäuser in der Regel bereits häufiger umgebaut wurden, sind Bauschäden keine Seltenheit. Denn viele Bauernfamilien sanierten in Eigenleistung und waren sich den Auswirkungen auf den Feuchte-, Schall- oder Brandschutz der Bauteile nicht immer bewusst. Aber es gilt nicht nur diese Schäden zu beheben, sondern auch das Gebäude so herzurichten, dass es die geltenden Baustandards erreicht. Doch welche Baustoffe willst Du nutzen?

Kleine Materialkunde: Woraus besteht ein 100-jähriges Bauernhaus?

BauernhausIn einem typischen deutschen Bauernhaus aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert wurden viele natürliche Materialien verbaut, die leicht verfügbar und bezahlbar waren – darunter diese:

  • Ziegel: Die Wände wurden häufig aus Ziegeln gemauert oder aus Fachwerk hergestellt, bei dem Rahmen aus Holzbalken mit Lehm, Stroh oder anderen Materialien gefüllt wurde.
  • Holz: Holz wurde insbesondere für Dachstühle, Fenster- und Türrahmen genutzt.
  • Lehm: Die Wände wurden häufig mit Lehm verputzt.
  • Kalkputz: Später wurde vermehrt auch Kalkputz genutzt – sowohl als Innen- als auch als Außenputz.
  • Naturstein: Naturstein kam häufig für Fundamente und Fenstersimse zum Einsatz.
  • Stroh: Stroh war ein beliebtes Dämmmaterial.

Gerade Materialien wie Holz, Lehm oder Stroh erleben heute eine Renaissance, da sie nachhaltig sind und für ein wohngesundes Raumklima sorgen. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, schaue doch mal in unseren Post „Astreines Baumaterial: Holz, der natürliche CO2-Killer“. Stampflehmböden, Kalkputz und Kastenfenster nach altem Vorbild bieten ebenfalls Vorteile, da sie gut mit Feuchtigkeit umgehen und für Luftzirkulation sorgen. Trotzdem ist es oftmals sinnvoll, eine dezentrale Wohnraumlüftung einzusetzen, zumal diese durch Wärmerückgewinnung Heizkosten spart. Mehr darüber erfährst Du im Ratgeber „Lüftung“.

Baggern auf solidem Fundament

Gerade bei kleineren Bauernhäusern kann es passieren, dass Du kein Fundament aus Ziegeln, Bruchstein oder Beton vorfindest. Stattdessen wurde einfach der (Lehm-) Boden festgestampft und darauf die Mauern hochgezogen. Grundsätzlich sind diese Böden stabil, aber Vorsicht beim Einsatz von Baggern oder Kränen ist dennoch geboten: Große, schwere Maschinen können die Stabilität beeinträchtigen. Und wenn nachträglich – zumindest in Teilen des Hauses – ein Fundament gebaut werden muss, kostet Dich das Zeit, Geld und die Unterstützung eines erfahrenen Profis.

Geradewegs in die Moderne?

In einem alten Bauernhaus steckt viel Handarbeit – und Augenmaß. Daher wundere Dich nicht, wenn die Wände schief und die Böden uneben sind. Außerdem haben die verwendeten Materialien im Laufe der Jahrzehnte gearbeitet und sich verändert. Daher stellt sich die Frage, wie Du deine Innenräume gestaltest: mit Ausrichtung auf klare, lotrechte Linien und maßgezimmerte Möbelstücke oder mit einer gewissen Leichtigkeit und stilistisch unterschiedlichen Möbeln, die Schiefes eher vertuschen als gradeziehen?

Und es werde Licht!

Wie viele ältere Häuser haben auch Bauernhöfe meist kleine Fenster, da man Bau- und Heizkosten sparen wollte. Und der Raum unter dem Dach wurde oftmals zur Lagerung von Heu und Stroh genutzt und nur mit Luken belüftet. Neue Fenster sind also ein Thema. Die Überlegung lautet, wie Du sie bauphysikalisch sicher und schonend in die Bausubstanz einbringen kannst und ob Du sie vergrößern darfst. Auch hier sind Dein Architekt und die Denkmalschutzbehörde gefragt.

Übrigens, umfangreiche Informationen über Maßnahmen, Ablauf, Förderung und die an einer Haussanierung beteiligten Fachleute findest Du in diesem Ratgeber!

Eine Bauernhof-Sanierung ist zwar kein Ponyhof, macht aber trotzdem Freude

Frau im FlurNatürlich läuft bei einer Sanierung nicht immer alles glatt. Und schon gar nicht bei einem alten Bauernhaus, denn Du wirst vor Überraschungen kaum gefeit sein: Defekte Leitungen oder marode Balken in Geschossdecken oder unter Putz sind wie Feuchteschäden nicht immer sofort erkennbar – und sorgen dann für zusätzliche Arbeit. Gerade, wenn Du selbst auf der Baustelle aktiv bist, ist es wichtig, Dir auch mal eine Auszeit zu gönnen, um rauszukommen und zu entspannen. Sprich mit Freunden und hol dir Anregungen von ihnen, wenn deine Kreativität mangels Energie einmal versiegen sollte. Auf der anderen Seite macht eine Sanierung aber auch sehr viel Spaß: mit Familie oder Freunden gemeinsam zu werkeln, sich neue Fähigkeiten anzueignen, den Umgang mit Werkzeug zu erlernen und am Ende des Tages zu sehen, was alles geschafft wurde. Eine Bauerhof-Sanierung mit Happyend – das wünschen wir Dir!

Bist Du schon Eigentümer eines sanierten Bauernhofes und hast noch weitere Tipps für unsere Leserinnen und Leser? Wir würden uns freuen, wenn Du diese in den Kommentaren teilst!

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