
Nachhaltiger Wintersport: Wie Skigebiete und Skifahrer umdenken können – und vielleicht auch müssen
Wintersport hat eine lange Tradition und zieht jährlich Millionen von Menschen in die Berge – auch in diesem Winter. Doch die Herausforderungen des Klimawandels und der Umweltschutz stellen die Branche vor eine entscheidende Frage: Wie können wir den Spaß am Skifahren und Snowboarden mit einem verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt verbinden, ohne komplett auf den Spaß im Schnee zu verzichten? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf verschiedene Handlungsfelder und Ansätze, die bereits von Skigebieten umgesetzt werden oder in naher Zukunft realisiert werden könnten.
Naturschutz und ökologische Flächennutzung
Ein häufig genannter Kritikpunkt ist, dass Skigebiete die alpine Natur schädigen oder sogar ganz zerstören. Besonders bei der Pistenplanung und der Erweiterung bestehender Anlagen sollten Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) durchgeführt werden, um die Eingriffe in die Natur zu minimieren. Diese Prüfungen helfen, die potenziellen Auswirkungen auf Flora und Fauna, Wasserressourcen, Bodenbeschaffenheit oder Luftqualität auf Grundlage verschiedener Daten zu identifizieren und zu bewerten und im Nachgang geeignete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu ergreifen.
Um geschädigte Flächen wiederherzustellen, können Skigebiete auf Renaturierungsprojekte setzen, wie die Aufforstung von abgeholzten Gebieten oder die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume für bedrohte Tierarten. Ein Beispiel hierfür ist das ehemalige Skigebiet Gschwender Horn in den Allgäuer Alpen, wo seit 1994 erfolgreich renaturiert wurde und heute kaum noch Spuren des früheren Pistenbetriebs zu finden sind. Die Montafoner Bergbahnen setzen regelmäßig in den Sommermonaten auf eine solche Landschaftspflege. Dazu gehört das Säubern der Alpen und Pisten, das Beseitigen von Flurschäden, die Instandhaltung von Wegen, aber auch das Hegen und Pflegen von Pisten durch Säen, Düngen und Mulchen.
Förderung des öffentlichen Nahverkehrs

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Anreise zu den Skigebieten. Um die An- und Abreise mit der Bahn attraktiver zu gestalten, bieten viele Wintersportorte spezielle Angebote und Rabatte für Bahnreisende an. So profitieren Gäste, die mit dem Zug anreisen, oft von ermäßigten Skipässen oder anderen Vergünstigungen. Ein Beispiel ist ein Kombiticket für Wintersportler, die von München nach Garmisch-Partenkirchen reisen. Hier gibt es Hin- und Rückfahrt sowie Tagesskipass in einem Ticket, dazu praktische Skihalterungen im Zug.
In Regionen wie Schladming-Dachstein oder am Mölltaler Gletscher werden teilweise elektrisch betriebene Skibusse eingesetzt, die eine emissionsfreie Verbindung zwischen Unterkünften und Talstationen der Bergbahnen bieten. Im schweizerischen Zermatt sind Autos aus Umweltgründen bis auf wenige Ausnahmen gänzlich verboten – und das bereits seit 1931.
Umweltfreundliche Unterkünfte
Die Unterbringung der Gäste spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Nachhaltigkeit im Wintersport. Immer mehr Hotels und Apartments setzen auf nachhaltige Bauweisen, verwenden lokale Materialien und bieten regionale sowie saisonale Lebensmittel an. Diese Maßnahmen unterstützen nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern reduzieren auch den CO2-Fußabdruck durch eine Optimierung von Transport und Logistik.
Durch Konzepte der Kreislaufwirtschaft und die Wiederverwendung sowie das Recycling von Materialien wird Abfall minimiert. Anreizsysteme für Hotels, die umweltfreundliche Praktiken umsetzen, könnten diese Entwicklungen weiter fördern. Zudem können Unterkünfte nachhaltige Zertifizierungen wie das EU-Ecolabel oder Green Key anstreben, um ihre Bemühungen offiziell zu dokumentieren und nach außen zu kommunizieren.
Erneuerbare Energien am Berg
Ein herausragendes Beispiel für den Einsatz erneuerbarer Energien ist Zell am See-Kaprun als sogenannte Klima- und Energiemodellregion (KEM). Hier wird der gesamte Energiebedarf der Liftanlagen, Betriebsgebäude und Gastronomiebetriebe der Gletscherbahnen Kaprun durch 100 % erneuerbare, CO2-neutrale Energiequellen gedeckt, darunter Wasserkraft und Solarenergie.
Der Sunkid „Sonnenlift“ in Brixen im Thale war 2009 einer der ersten Lifte, der vollständig schon mit Solarenergie betrieben wurde. Die 108 PV-Module auf der Fassade der Talstation decken den gesamten Energiebedarf des Schlepperlifts. Andere Skigebiete wie Katschberg, Flims Laax und Winterberg streben an, bis spätestens 2030 klimaneutral zu werden.
Innovative Beschneiungstechniken
Die Schneesicherheit und -qualität sind zentrale Anliegen für Skigebiete und Wintersportler. Bei mangelndem Naturschnee kommen häufig Beschneiungsanlagen wie Schneekanonen oder -lanzen zum Einsatz, deren Produktion jedoch viel Wasser und Strom verbraucht. Neuartige Systeme, die bei höheren Temperaturen effizienter arbeiten, verbrauchen weniger Ressourcen und erzeugen feinere Schneekristalle, die schneller gefrieren und eine stabilere Schneedecke bilden.
Durch den Einsatz von Sensoren und Wetterdaten kann die Beschneiung gezielt gesteuert werden, sodass Schnee nur dann produziert wird, wenn es wirklich erforderlich ist.
Alternativ angetriebene Pistenraupen
Um eine gute Skipiste zu gewährleisten, ist die Aufbereitung des Schnees durch Pistenraupen unerlässlich. Ein Hauptziel ist es, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Hier gibt es bereits Fortschritte: Pistenraupen, die elektrisch betrieben werden, HVO-Kraftstoffe aus biogenen Ressourcen oder wasserstoffbetriebene Pistenraupen, wie sie beispielsweise in Flachau eingesetzt werden.
Digitale Schneemanagementsysteme in den Fahrerkabinen und die intelligente Vernetzung der Pistenraupen können ebenfalls zur Effizienzsteigerung beitragen. So werden durch den Einsatz von Sensoren und Software der aktuelle Schneezustand und die benötigte Schneemenge in Echtzeit analysiert. Dies führt zu einer gleichmäßigeren und effizienteren Verteilung des Schnees, was die Pistenqualität verbessert. Zudem trägt es dazu bei, die Anzahl der benötigten Fahrten und den Energieverbrauch zu minimieren.
Fazit
Die Herausforderungen des Wintersports in Bezug auf Nachhaltigkeit sind groß, doch die Möglichkeiten zur Verbesserung sind vielfältig. Von der Nutzung erneuerbarer Energien über innovative Technologien bis hin zur Förderung umweltfreundlicher Anreiseoptionen – es gibt zahlreiche Ansätze, die zeigen, dass nachhaltiger Wintersport sowohl vor als auch hinter den Kulissen möglich ist.
Lasst uns gemeinsam für eine grünere Zukunft im Wintersport eintreten und bewusste Entscheidungen treffen, um unsere Umwelt zu schützen. Was tut Ihr bereits dafür?