An der Wand hängt ein Raumtemperaturregler; im Hintergrund sitzt ein Paar vor dem Fenster auf einer Couch.
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Heizung abschalten – spart das wirklich Energie?

 

Es wird Frühling, die Temperaturen gehen so langsam nach oben – und mancher fragt sich natürlich sofort: Lohnt es sich, die Heizung jetzt (schon) abzuschalten? Oder zumindest zeitweise an der Heizung oder am Heizkörper die Temperatur abzusenken, wenn tagsüber niemand daheim ist und die Sonne durch die Fenster scheint? Und was mache ich, wenn ich für ein paar Tage oder Wochen, beispielsweise wegen Urlaub, gar nicht daheim bin? Wir haben uns darüber mit Fachleuten unterhalten. Und hier ist das Ergebnis ...

Heizen ist richtig teuer geworden, seit die Energiepreise so stark gestiegen sind. Genauso ist es aber natürlich auch eine Frage der Nachhaltigkeit, möglichst wenig zu heizen. Denn jeder Liter Öl oder jeder Kubikmeter Gas, der verbrannt wird, stößt CO2 aus. Das schadet bekanntermaßen der Umwelt. Also – schalten wir die Heizung am besten einfach ganz aus, wenn wir aus dem Haus zur Arbeit gehen? Oder senken zumindest die Temperatur am Heizkörper ab, um Energie zu sparen?

Ganz so einfach ist das nicht, denn die Physik lässt sich nicht überlisten. Aber es gibt trotzdem Möglichkeiten, Energie zu sparen …

Warum spare ich durch Abschalten?

Fragt man alte, erfahrene (oder junge, besonders nachhaltig handelnde) Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, ob die Nachtabsenkung oder das komplette Abschalten der Heizung Energie spart, ist die Antwort eindeutig: Ja, auf jeden Fall, heißt es dann meist im Brustton der Überzeugung. Und: Das stimmt auch, denn um eine gewisse Raumtemperatur zu halten – nehmen wir die üblichen 21 ° Celsius an –, brauche ich eine bestimmte Menge (Heiz-)Energie. Wenn ich jedoch auf diese Wohlfühltemperatur verzichten kann, weil ich außer Haus bin – dann kann ich mir den Heizaufwand in dieser Zeit auch sparen.

Natürlich kostet es anschließend Energie, die Räume von dann vielleicht 17 oder 18 °C wieder auf meine Komforttemperatur aufzuheizen. In keinem Fall ist dieser Energieaufwand aber höher als beim Durchheizen, denn das widerspräche dem Energieerhaltungssatz der Physik.

Die Energieeinsparung wird hier also erreicht, weil das Temperaturniveau abgesenkt ist.

Wie viel Energie spare ich tatsächlich ein?

Das Bild zeigt eine Häuserzeile im Sommer, mit sanierten Altbauten und einigen Neubauten.Deswegen macht es auch Sinn, bei längerer Abwesenheit, zum Beispiel wegen Urlaub, die Heizung ganz abzuschalten. Deutlich wird das an diesem kleinen Rechenbeispiel:

In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus aus den 60er oder 70er Jahren mit 140 m² Grundfläche werden jährlich etwa 28.000 Kilowattstunden Energie (hier: Gas) verbraucht. Pro Tag sind das im Schnitt etwa 77 kWh für Warmwasser und Heizung. In einem KfW-Effizienzhaus 70 liegt der Jahresverbrauch bei rund 8.400 kWh, täglich also rund 23 kWh – und für beide Häuser gilt: im Sommer mehr, im Winter weniger (Quelle: effizienzhaus-online).

Jeden Tag, an dem die Heizung ausgeschaltet ist, werden also durchschnittlich etwa 77 bzw. 23 kWh Energie gespart. Das entspricht knapp 8 bzw. 2,5 m³ Gas. Würde das nach einer Zeitspanne von 10 Tagen komplett „ausgekühlte“ Gebäude von der deutschlandweiten Mitteltemperatur (9,2 °C) wieder auf die gewünschte Komforttemperatur von 21 °C aufgeheizt, dauert das beim Altbau knapp einen Tag – also den Gegenwert von 8 m³ Gas. Das Sparen hat sich damit gelohnt.

Das Rechenbeispiel zeigt aber auch: Bei neueren, gut gedämmten Häusern ist der Einspareffekt durch die Abschaltung der Heizung oder die Temperaturabsenkung deutlich geringer. Zum einen dauert die Auskühlzeit länger, und dank der gedämmten Wände wird weniger Energie zum Wiederaufheizen benötigt. Sind die Neubauten mit einer Flächenheizung ausgestattet, wird übrigens aus physikalischen Gründen häufig ganz auf die „Nachtabsenkung“ verzichtet: Diese Wärmeverteilsysteme wirken über die Speichermasse des Estrichs oder gar der Betondecke. Temperaturveränderungen werden also nur zeitverzögert an den Raum weitergegeben. Die Heizungen reagieren „träge“, sagt der Handwerker deswegen auch. So „träge“, dass sich nur stundenweise Veränderungen gar nicht mehr auszahlen …

Zusammengefasst heißt das: Je nach Gebäude müsst Ihr also selber entscheiden, ob eine Temperaturabsenkung überhaupt Sinn macht und wie viel „Komfortverlust“ durch niedrigere Temperaturen Euch die Nachtabsenkung der Heizung oder das Wiederhochfahren nach einem Urlaub wert ist.

Wie hoch ist das Schimmelrisiko?

Zu beachten ist allerdings, dass es sich bei dem beschriebenen Rechenmodell um ein Extrembeispiel handelt: Denn die Temperatur in Häusern oder Wohnungen sollte möglichst nicht unter 16 °C absinken , um Schimmelbildung zu verhindern. Dafür stellt Ihr am besten den zentralen Regler Eurer Heizung auf die entsprechende Temperatur ein. Besonders komfortabel ist es natürlich, wenn Eure Heizung per App gesteuert werden kann. Dann sind solche Anpassungen ganz bequem vom Sofa aus bedarfsgerecht möglich. Falls die zentrale Steuerung oder der App-Einsatz nicht möglich sind: Einfach jedes Heizkörperventil auf Stufe 1-2 drehen.

Wobei sich das Schimmelrisiko übrigens ganz einfach nochmals verringern lässt: vor der Temperaturabsenkung gut durchlüften. Denn frische, trockene Luft enthält weniger Luftfeuchte, die sich an kalten Außenwänden niederschlagen und Schimmel verursachen kann!

Die Frage, ob sich durch Abschalten der Heizung Energie sparen lässt, dürfte damit klar beantwortet sein. Nur über das „wie viel“ – da kann man noch diskutieren bzw. da muss man wirklich den Einzelfall sehen. Außerdem ist zu beachten, welcher Heizungstyp bei Euch eingebaut ist: Bei älteren Kombi-Anlagen, die Wärme und Warmwasser gleichzeitig erzeugen, ist ein Abschalten des Gerätes manchmal nicht möglich. Andere Geräte, wie die aktuellen Vaillant Serien, können wiederum automatisch vom Winter- in den Sommerbetrieb wechseln. Dann wird nur noch Warmwasser erzeugt; entsprechende Energieeinsparungen automatisch inklusive.

Welchen Einfluss die Gebäudedämmung, die Heizungsart und andere Aspekte auf den Erfolg der Nachtabsenkung haben und ob sich das für Euch lohnt, könnt Ihr außerdem hier nachlesen. Und schildert uns doch gerne unten in unseren Kommentaren, welche Erfahrung Ihr mit der Temperaturabsenkung an Euren Heizkörpern oder Eurer Heizung gemacht habt. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion!

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3 Kommentare

Lange-Küttner

Ich würde gerne wissen, ob eine Einsparung auch bei dem Abschalten der Heizung in einzelnen Räumen zutrifft, z B ein selten benutztes Esszimmer.

Georg

Sehr guter Artikel. Endlich mal die Behauptung, dass das Wiederaufheizen mehr Energie als das Durchheizen verbräuche, widerlegt. Das hat für mich als Naturwissenschaftler auch noch nie Sinn gemacht … zahlreiche Artikel und Heizungstechniker versuchten mir aber diese Theorie weiszumachen.

M.Jemand

Wenn ich Regler für Heizung ganz abschalte also auf Sommerbetrieb wird kein Heizkörper mehr warm. Ändert sich die Temperatur am Heizkörper wenn ich den Regler nur halb aufdrehe? Bleibt Heizkörper trotzdem kalt oder wird er etwas warm?

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