Wärmepumpe
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Eine Wärmepumpe für den Altbau – geht das überhaupt? – TEIL 2

 

Klimaretter oder Scharlatanerie? Wärmepumpen sind zwar klar im Trend wie die Einbauzahlen zeigen. Aber dennoch zweifeln Haus- und Wohnungseigentümer insbesondere im Altbau daran, ob die Wärmepumpe das richtige Heizsystem für ihr Haus ist. Auch in Teil 2 klären wir deswegen auf – mit Fakten, statt mit Mythen.

Mit den typischen Heizkörpern brauche ich im Altbau doch viel höhere Temperaturen als sie mir eine Wärmepumpe liefern kann!

Haus mit Wärmepumpe im WinterZunächst einmal: Es ist richtig, dass alte Heizanlagen oft auf hohe Wassertemperaturen – die sogenannte Vorlauftemperatur – eingestellt sind. Der Grund: Früher waren fossile Energieträger vergleichsweise günstig und es wurde oftmals mit einem erheblichen „Sicherheitszuschlag“ bei der Vorlauftemperatur kalkuliert. Das ist heute nicht mehr nötig und auch nicht mehr wünschenswert. Denn jedes Grad Vorlauftemperatur zu viel benötigt erheblich mehr Energie. Das treibt nicht nur die Heizkosten in die Höhe sondern sorgt auch für einen höheren CO2-Ausstoß der Heizanlage.

Auch richtig ist es, dass Wärmepumpen am effizientesten arbeiten, wenn die Vorlauftemperatur gering ist. Ideal sind 35 °C, die mit einer Flächenheizung wie der Fußbodenheizung am besten erreicht werden können. Moderne Wärmepumpen können jedoch auch effizient viel höhere Temperaturen erzeugen. In Zusammenarbeit mit Radiatoren sollten aber 55 °C Vorlauftemperatur nicht überschritten werden, damit die Wärmepumpe wirtschaftlich arbeiten kann.

Ältere Heizanlagen mit den typischen Heizkörpern wurden früher aber in der Regel viel zu groß ausgelegt. Deswegen bietet die Heizleistung dieser Radiatoren genügend Reserven, um auch bei einer geringeren Temperatur in der Heizanlage noch die Wärmeleistung zu erbringen, die gebraucht wird, um einen Raum zu erwärmen. Der gut ausgebildete und erfahrene Fachhandwerker wird deshalb im Altbau in jedem Raum die Heizleistung des Heizkörpers berechnen und prüfen, ob die benötigte Heizleistung auch mit einer geringeren Temperatur des Heizwassers erreicht werden kann. Das wird in der Regel der Fall sein. Reicht einmal die Fläche eines Heizkörpers nicht für die geringere Vorlauftemperatur aus, kann er einfach durch einen Heizkörper mit einer größeren Wärmeleistung ersetzt werden. Auch der Austausch von Heizkörpern wird im Altbau gefördert.

Die Effizienzzahlen von Wärmepumpen sind doch durch die Hersteller schöngerechnet. In der Praxis sieht der Verbrauch dann doch ganz anders aus!

WärmepumpeDie Herstellerangaben zur Jahresarbeitszahl einer Wärmepumpe beziehen sich auf vorgegebene Normen und Richtlinien. Eine Abweichung zwischen Theorie und Praxis ist aufgrund der Bedingungen in diesen Vorgaben nicht ungewöhnlich. So wird in den gesetzlichen Vorgaben z. B. eine Raumtemperatur von 20 °C angenommen, während in der Praxis eher Temperaturen von 22 °C gewünscht werden.

Mit dem EU-Energieeffizienzlabel lassen sich Wärmepumpen hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit untereinander vergleichen. Um das gewährleisten zu können, sind standardisierte Messverfahren notwendig, an die sich alle Hersteller halten müssen. Auch aus dem Energieeffizienzlabel kann man jedoch keinen direkten Energieverbrauch für sein Haus ableiten, da die jeweiligen Verbrauchsgewohnheiten der Nutzer erhebliche Unterschiede aufweisen. Der eine ist z. B. mit 20 °C Raumtemperatur zufrieden und duscht nur einmal die Woche während der andere 23 °C Raumtemperatur braucht und täglich ausgiebig duscht.

Wärmepumpen sind aber die einzigen Wärmeerzeuger, bei denen sich die Effizienz im jeweiligen Gebäude sofort ableiten lässt. Denn die Förderrichtlinien schreiben den Einbau von Strom- und Wärmemengenzählern vor. Das kann mit separaten Instrumenten oder über den integrierten Wärmepumpenregler erfolgen.

Die Planung einer Wärmepumpe ist doch viel komplizierter als die Planung eines Gas-Brennwertgerätes. Das können doch nur wenige Fachhandwerker wirklich richtig!

Die Planung einer Wärmepumpe im Altbau ist in der Tat aufwendiger und zeitintensiver als die Planung eines Gas-Brennwertgerätes. Denn Gas-Brennwertgeräte wurden früher in der Regel größer als benötigt ausgelegt, um einen Sicherheitszuschlag einzuplanen. Weil Gas-Brennwertgeräte jedoch ihre Leistung anpassen können – der Fachmann spricht vom „Modulieren“ -, war dies mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit unschädlich. Wärmepumpen können ihre Leistung nur begrenzt anpassen. Deswegen muss jede Wärmepumpe genau auf das jeweilige Gebäude und die Verbrauchsgewohnheiten seiner Nutzer sowie die individuellen Komfortansprüche abgestimmt sein. Daher halten die Hersteller eine große Anzahl an unterschiedlichsten Wärmepumpen-Technologien bereit aus denen der Fachhandwerker das jeweils passende Modell auswählen kann. Dafür benötigt der Fachhandwerker sowohl Erfahrung in der Planung von Wärmepumenanlagen als auch eine Ausbildung auf dem (technischen) Stand der Dinge.

Deswegen sollte man für die Planung und Installation einer Wärmepumpe nicht unbedingt auf den gewohnten Fachhandwerker setzen – wenn dieser keine Erfahrungen mit Wärmepumpen gesammelt hat. Viel besser ist es, die nach Postleitzahlen sortierten Fachhandwerker-Empfehlungen der Hersteller von Wärmepumpen zu nutzen und sich von einem der hier aufgeführten Fachhandwerker beraten zu lassen.

Strom ist zum Heizen in Deutschland doch viel zu teuer. Mit Erdgas ist das für mich viel kostengünstiger!

Es ist richtig, dass die hohen Strompreise in Deutschland den Einsatz von Wärmepumpen im Altbau gegenüber dem Einsatz von Erdgas aktuell noch in vielen Fällen unattraktiv machen. Die jährlich steigende CO2-Abgabe wird fossile Energieträger jedoch kontinuierlich weiter erheblich verteuern. Gleichzeitig hat die Regierung für die nächste Legislaturperiode die Entlastung des Strompreises in Höhe der EEG-Umlage von rund 6 Cent angekündigt. Das wird die wirtschaftliche Attraktivität von Wärmepumpen zeitnah deutlich verbessern.

Fazit:

Ja – Wärmepumpen gelten zu Recht als Schlüsseltechnologie zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor. Ja – Wärmepumpen benötigen in der Planung und Installation mehr Fachwissen und Erfahrung im Fachhandwerk. Ja – Hersteller und Verbände bieten dafür umfassende Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung. Ja – mit Wärmepumpen sind Hauseigentümer künftig auf der sicheren Seite: sowohl in puncto Energiekosten als auch Effizienz und Klimafreundlichkeit.

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