So verbrauchen wir Energie – und das wird sich jetzt ändern …
Obwohl immer öfter nachhaltige Heiztechnik – wie beispielsweise Wärmepumpen – für die Wärmeerzeugung und Warmwasserbereitung in Wohnhäusern eingesetzt wird, sinkt der CO2-Ausstoß nur langsam. Treibhausgase, die das Klima massiv belasten. Auch, weil der Energieverbrauch als solcher im Sektor Wohnen nach wie vor hoch ist. Ausschlaggebend dafür sind vor allem zwei Gründe: der hohe Anteil von Wohngebäuden, die älter als 50 Jahre sind (und entsprechend viel Energie verbrauchen), sowie die höheren Komfortansprüche der Menschen: Für die Warmwasserbereitung wird heute, gerade im Vergleich zur Raumwärme, deutlich mehr Energie eingesetzt als früher.
Dabei zeigt der dena Gebäudereport 2024 eigentlich eine recht positive Entwicklung beim Wohnen und Heizen in Deutschland: Immer mehr Gebäude sind energetisch saniert, und Neubauten wesentlich besser wärmegedämmt als früher. Deswegen ist es auch möglich, anstelle „fossiler“ Öl- und Gasheizungen viel häufiger ressourcenschonendere Heizungen, wie Luft/Wasser-Wärmepumpen , einzubauen. Das ist gut für die Umwelt, fordert aber gleichzeitig neue Konzepte für die Wärme- und Warmwasserbereitung. Ein Thema, das jeder Häuslebauer oder Käufer einer Eigentumswohnung kennen sollte. Denn hier geht es nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch ganz wesentlich um die Höhe der jedes Jahr anfallenden Betriebskosten. Denn die dürften sich perspektivisch aufgrund der kontinuierlich steigenden CO2-Abgabe bei Wärmepumpen deutlich günstiger entwickeln als bei „fossilen“ Heizungen …
Ein Thema mit vielen Facetten – und wir versuchen jetzt, die ein wenig aufzufächern.
Warum wird beim Wohnen immer noch so viel Energie verbraucht?
Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 2.368 Terawattstunden (TWh) Energie verbraucht (Quelle: UBA). Das ist viel, entspricht doch ein Terawatt einer Billion (!) Watt – was wiederum eine Eins mit zwölf Nullen ist. Man könnte aber genauso sagen: Wir verbrauchen pro Jahr unvorstellbare 2,368 Billiarden Watt. Die Verteilung ist annähernd gleichmäßig in Dritteln: 698 TWh im Sektor Verkehr, 678 TWh für die „Haushalte“ und 667 TWh in der Industrie. Daran wird bereits deutlich, welchen Stellenwert Energiesparen und nachhaltige Wärmeerzeugung beim Wohnen für die Energiewende hat.
Aber warum wird hier eigentlich so viel Energie verbraucht, wo sich doch mittlerweile eigentlich jeder an etwas niedrigere Raumtemperaturen und LED-Leuchten anstelle der guten alten Glühbirne gewöhnt hat? Das hat vor allem zwei Gründe: Der Gebäudebestand in Deutschland ist recht alt; 63 Prozent aller Wohnhäuser wurden vor 1980 gebaut (Quelle: statista), nur 15 Prozent sind jünger als 25 Jahre. Über die Hälfte aller Häuser hat also einen hohen Energieverbrauch von 200 kWh und mehr pro Quadratmeter und Jahr. Zum Vergleich: Ein neues KfW-Effizienzhaus 40 liegt bei maximal 30 kWh pro m² – also etwa 75 Prozent weniger! Das heißt: Eine Menge Energie verpufft nach wie vor mehr oder weniger ungenutzt in die Umwelt.
Dazu passt die „fossile“ Beheizungsstruktur: Aktuell werden in Neubauten zwar deutlich mehr Wärmepumpen eingebaut als „fossile“ Heizungen. Im Bestand heizt aber jeder Zweite noch mit Gas, jeder Vierte noch mit Öl. Jede dritte Heizung ist außerdem älter als 20 Jahre (Quelle: bdew). Das schlägt sich natürlich im Energieverbrauch nieder, wird sich aber hoffentlich bald ändern, denn der Siegeszug nachhaltiger Wärmepumpen in Bestandsobjekten hat vor wenigen Jahren begonnen: 2020, so der dena-Gebäudereport, wurden von den 130.000 verkauften Wärmepumpen erstmals rund 20 Prozent mehr in der Sanierung eingesetzt als im Neubau. Schon zwei Jahre später betrug das Verhältnis Wärmepumpe zu „Fossilen“ sogar 75 zu 13 – zugunsten des Bestandes. Noch beeindruckender sind die realen Zahlen: 280.000 neue Wärmepumpen insgesamt in 2022, davon 210.000 in Altbauten. Inwieweit sich dieser Trend fortsetzt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn 2023 wurden zwar noch mehr Wärmepumpen verkauft, etwa 356.000 Geräte. Allerdings sank die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte auch aufgrund von Änderungen bei der Förderung deutlich auf aktuell (Stand: Juni 2024) nur noch etwa 16.000 Anlagen monatlich (Quelle: BDH).
Wie entwickelt sich der Energiebedarf beim Wohnen?
Betrachtet man den Energieverbrauch in Bezug auf die Gebäudearten, wird die meiste Energie in Ein- und Zweifamilienhäusern verbraucht (319 TWh), in Mehrfamilienhäusern sind es 216 TWh.
Mit zusammen 535 TWh sind dabei Raumwärme (66 Prozent) und Warmwasser (16 Prozent) in Wohngebäuden die größten „Energiefresser“. An dritter Stelle folgen die Prozesswärme, vor allem Kochen und Waschen. Kühlen und Gefrieren hat bislang lediglich einen Anteil von fünf Prozent, also kaum mehr als Kommunikationstechnologien und Beleuchtung, die daheim vier Prozent des Endenergieverbrauchs ausmachen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Verschiebung des Energiebedarfs von Heizwärme hin zur Bereitung von Warmwasser. Das ist eine direkte Folge der energetischen Sanierung von Gebäuden: Je weniger Heizwärme durch die Außenwände verloren geht (was gut für Wärmepumpen ist!), umso mehr verschiebt sich – relativ gesehen – der Energieeinsatz für die Erzeugung von Warmwasser. Eine Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hat zum Beispiel ergeben, dass der Warmwasseranteil in Geschosswohnungsbauten je nach Gebäude und Nutzung deswegen mittlerweile schon fast 40 Prozent des Nutzenergiebedarfs eines Neubaus gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG) ausmachen kann.
Welche Konsequenzen hat das für die Heiztechnik; Stichwort: Wärmepumpe?
Diese Verschiebung hat mit Blick auf die verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien direkte Folgen für die installierte Haustechnik. Denn während „fossile Verbrenner“ wie Gas- oder Ölheizungen ihre Leistung bedarfsbezogen mit hohen Temperaturen (etwa 70 bis 80 °C) bereitstellen können, erzeugen Luft/Wasser-Wärmepumpen die Wärme idealerweise kontinuierlich, dafür aber besonders effizient auf einem etwas niedrigeren Temperaturniveau (etwa 55 °C). In Verbindung mit einem entsprechend ausgelegten Speicher ist das aber völlig ausreichend, um in Ein- oder Zweifamilienhäusern den durchschnittlichen Warmwasserbedarf von etwa 30 bis 45 Litern pro Tag und Person (Quelle: co2online) komfortabel abzudecken. Und gegebenenfalls hilft ein elektrischer Heizstab, kurzzeitige Bedarfsspitzen zu überbrücken.
Etwas anders sieht die Situation in Mietshäusern aus, wo meist eine „Großanlage zur Trinkwassererwärmung“ gemäß Definition der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) installiert ist. Also zum Beispiel ein Trinkwasserspeicher mit mehr als 400 Liter Inhalt oder eine Rohrleitung über drei Liter Inhalt. In diesen Trinkwasserinstallationen wird aus hygienischen Gründen ein Temperaturniveau von 60 °C Speicheraustrittstemperatur und mindestens 55 °C Wiedereintrittstemperatur gefordert, die 60/55 °C-Regel. Hier kann es sinnvoll sein, ein Zusatzheizgerät zu installieren, das vor allem morgens die großen Bedarfsspitzen mit abfängt. Typischerweise handelt es sich dabei um ein ergänzendes Gas-Brennwertgerät. Alternativ können dafür aber auch Elektro-Heizgeräte eingesetzt werden – die dann idealerweise anteilig durch Strom aus der eigenen PV-Anlage betrieben werden. Gerade bei energetischen Sanierungen macht es hierbei aber Sinn, jedes Gebäude und seine Nutzung individuell zu betrachten und ein gezielt darauf zugeschnittenes Wärmekonzept zu entwickeln. Das sollte auf jeden Fall gemeinsam mit einem Fachhandwerker geschehen, weil er neben den Wärme- und Warmwasserbedarfen nicht zuletzt die Förderprogramme kennt, mit denen die Installation nachhaltiger Heiztechnik unterstützt wird.