In Tradition der „Platte“ – aber ökologisch und ökonomisch
Neues Mehrfamilienhaus der Wohnungsbau Kremmen Teil strategischer Quartiersentwicklung
Lange waren Plattenbauten ein städtebauliches DDR-Relikt ohne Zukunft. In Kremmen in Brandenburg zeigt die dortige Wohnungsbaugesellschaft (WOBA) an einem Neubau-projekt, wie die ökologische und ökonomische Entwicklung solcher Quartiere künftig aussehen kann, wenn der Markt es erfordert:
Der Bestand von drei „Platten“ wurde um einen Neubau mit 740 m² Wohnfläche, verteilt auf zwölf Wohnungen, erweitert. Trotz konventioneller Bauweise kann er durch eine für solche Objekte noch außergewöhnliche Wärmepumpen-Hybrid-Lösung umweltfreundlich mit Wärme und Warmwasser versorgt werden.
Für WOBA-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Eckhard Kuhn hat das mit ökologischer Verantwortung zu tun, und mit der Grundhaltung seiner Mieter: „Es ist für uns einfach selbstverständlich, dass wir bei unseren Neubaumaßnahmen einen Beitrag zum sparsamen Umgang mit den Ressourcen leisten. Also möglichst weitgehend auf regenerative Energien setzen. Und das erwarten mittlerweile auch unsere Kunden.“
Allgemeine Informationen zum Haus und zur Heizungsanlage
Fakten zum Haus
Installierte Heiztechnik
Der Hausentwurf
„EnEV“-Standard für die Gebäudehülle
Architektonisch zitiert der 12-WE-Neubau die benachbarten Plattenbauten, hat aber nur drei statt fünf Vollgeschosse. Unverkennbare Anlehnungen sind aber beispielsweise die vertikale Gliederung durch die markanten, nun jedoch zurückgesetzten Treppenhäuser. Der Sockel ist reduziert, und das Walmdach mit minimaler Neigung kaum von den Flachdächern des Bestands zu unterscheiden. In Kombination mit einem durchgängigen Farbkonzept hat das Gebäudeensemble so eine in sich stimmige Gesamtanmutung.
Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit (und damit der Vermietbarkeit) entspricht die in Massivbauweise mit Kalksandstein auf Betonbodenplatte mit Perimeterdämmung errichtete Gebäudehülle „nur“ EnEV-Standard. Trotz des hohen Ausstattungsniveaus konnten die Gestehungskosten im Ergebnis so jedoch auf etwa 100.000 Euro pro Wohnung gedeckelt werden.
Das Energiekonzept
Hybridtechnik bietet Versorgungssicherheit
Das wirtschaftlich-ökologische „Aha-Erlebnis“ kommt dann aber beim Betreten des Haustechnikraums: Fachhandwerksmeister Matthias Guse (Nauen) und sein Team haben hier eine leistungsstarke Hybridheizung aus Luft/Wasser-Wärmepumpe flexoTHERM exclusive mit 15 kW Leistung und ecoTEC plus Gas-Brennwertheizung (40 kW Leistung) installiert. Diese Anlagenkombi bietet auf der einen Seite die gewünschte Versorgungssicherheit, erzeugt auf der anderen Seite aber auch die Wärme so umweltfreundlich wie möglich.
Dipl.-Ing. Eckhard Kuhn: „Durch die Hybridtechnik können wir die Wärmelasten fast komplett regenerativ über die Luft/Wasser-Wärmepumpe abdecken. Für die komfortable Warmwasser-versorgung auf dem hygienisch notwendigen Temperaturniveau von 60/55 °C ist wiederum die Gas-Brennwerttechnik die effizienteste Lösung.“ Wobei die 40 kW Spitzenleistung dieses Kessels genügend Reserve bieten, um bei besonders hoher Wärmeanforderung über den 1.000-Liter-Multifunktionsspeicher allSTOR plus zusätzlich die Heizung zu unterstützen. Ein temperaturbezogenes Schichtladesystem sorgt dabei für eine optimale Ausnutzung der über die Wärmepumpe und/oder das Gas-Brennwertgerät sowie die Trinkwasserzirkulation und den Heizungsrücklauf zugeführte Energie.
Die Kosten-/Nutzenbetrachtung
Geringe Nebenkosten
Die in der Praxis (noch) eher außergewöhnliche Hybridtechnik zur ökologisch orientierten Versorgung von Geschossbauten ist zweifellos aufwändiger als beispielsweise eine konventionelle Gasbrennwert-Heizung. Aber „man muss die Aufgabenstellung in ihrer Gesamtheit sehen, also sämtliche Investitions- plus die Betriebskosten des Neubauprojektes“, sind sich WOBA-Geschäftsführer Kuhn und Fachhandwerksmeister Guse einig: „Erstens hätten ansonsten ökologische Ersatzmaßnahmen finanziert werden müssen. Zweitens wäre möglicherweise ein besserer Dämmstandard für die Gebäudehülle notwendig geworden. Und drittens würden die umlagefähigen Betriebskosten höher ausfallen; die Wohnungen wären also schwieriger zu vermarkten. In der Gesamtbetrachtung zahlt sich die Hybridtechnik damit auf jeden Fall aus.“
Und zwar auch für die Mieter, denn nach ersten Schätzungen der WOBA liegen deren Nebenkosten bei nur knapp zwei Euro pro Quadratmeter, davon weniger als einer (!) für die Wärmeerzeugung. Nach gut einem Jahr Nutzungsphase steht für Dipl.-Ing. Kuhn deshalb auch fest, dass er das architektonisch und haustechnisch komplett selbst entworfene Neubauprojekt voraussichtlich 2022 ein paar hundert Meter weiter genauso noch einmal realisieren wird.
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